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Geheimnisse des Westenhellwegs: Wem gehört Dortmunds Einkaufsmeile?
Immobilienmarkt
Der Westenhellweg ist das Herz von Dortmunds Handel. Doch wie viele Grundstücke an der Einkaufsmeile sind überhaupt noch in Privatbesitz? Wir zeigen erstmals, wem der Westenhellweg gehört.
Nirgendwo werden in Dortmund mehr Waren verkauft, nirgendwo sind die Geschäftsmieten so hoch – der Westenhellweg ist das Aushängeschild des Dortmunder Einzelhandels. Er gehört zu den meistbesuchten Einkaufsmeilen Deutschlands, ist ein Magnet für Menschen aus der ganzen Region.
Entsprechend wertvoll sind die Grundstücke entlang seines nur rund 750 Meter langen Verlaufs: Der Bodenrichtwert für einen Quadratmeter im Herzen des Westenhellwegs liegt bei 8800 Euro, schätzt der städtische Gutachterausschuss für Grundstückswerte – da kommt keine andere Ecke Dortmunds auch nur ansatzweise heran.
Grundbuch verrät Besitzer des Westenhellwegs
Doch wem gehört dieser Grundstücksschatz? Wie viel von Dortmunds wertvollster halber Meile ist noch in Privatbesitz? Und wer sind die Platzhirsche entlang des Westenhellwegs? Unsere Redaktion kann diese Fragen mit einer Daten-Analyse nun erstmals beantworten. Dazu werteten wir die Grundbuch-Einträge aller Grundstücke aus, die die Adresse Westenhellweg besitzen.
Das erste Ergebnis: Einen „König des Westenhellwegs“ gibt es nicht. Dafür sind die Besitzverhältnisse an Dortmunds Einkaufsmeile zu zersplittert. Im Grundbuch tauchen die Namen von weit über 100 Privatpersonen und Unternehmen auf.
Karte: So sind die Besitzverhältnisse entlang des Westenhellwegs
Fahren Sie mit der Maus über die Flächen, um mehr Informationen über die Grundstücke zu bekommen, oder klicken Sie die Flächen an.
Teilt man die einzelnen Besitzer in Gruppen ein (zum Beispiel Privatpersonen, Dortmunder Firmen und Stiftungen oder nationale Unternehmen), ergeben sich einige interessante Erkenntnisse:
1.: Institutionelle Großanleger dominieren den Westenhellweg
Nationale Unternehmen dominieren den Westenhellweg. Laut Grundbuch gehören ihnen rund 60 Prozent der etwa 87.000 Quadratmeter Grundstücksfläche an der Einkaufsmeile.
Die meisten sind das, was man in der Immobilienbranche „institutionelle Großanleger“ nennt: Versicherungen und Immobilienfonds. Dazu kommen Einzelhandelsunternehmen, denen über Tochtergesellschaften die Grundstücke gehören, auf denen ihre Geschäfte stehen, wie New Yorker oder die Thier Galerie, die allein schon rund 22.000 Quadratmeter Fläche einnimmt.
2.: Privatbesitz knubbelt sich an den Enden
Etwas mehr als jeder zehnte Quadratmeter am Westenhellweg ist noch in Privatbesitz, oft in Form von Erbengemeinschaften. Auffällige Konzentrationen gibt es an beiden Enden des Westenhellwegs, besonders am weniger belebten Oberen Westenhellweg jenseits der Thier-Galerie.
3.: Ecke Potgasse ist das Reich der Dortmunder Eigentümer
Die Ecke rund um die Potgasse ist fest in der Hand von Dortmunder Unternehmen und Stiftungen. Dazu gehören nicht nur das Verlagsgebäude der Ruhr Nachrichten und der Petrikirchhof, sondern auch das Anson‘s-Gebäude, das im Besitz einer großen Dortmunder Stiftung ist.
Geheimnisse des Westenhellwegs
In unserer Serie „Geheimnisse des Westenhellwegs“ erzählen wir in loser Folge spannende, wenig bekannte Geschichten rund um Dortmunds wichtigste Einkaufsmeile.
4. Nur ein Gebäude in öffentlichem Besitz
In öffentlichem Besitz ist lediglich ein einziges Gebäude am Westenhellweg. Das gehört jedoch nicht der Stadt Dortmund, sondern kurioserweise einer Universität in Sachsen.
5. Karstadt ist luxemburgisch
Der Westenhellweg ist größtenteils eine deutsche Angelegenheit. Im Grundbuch findet sich lediglich eine internationale Firma: Als Besitzer des Karstadt-Hauses ist ein Unternehmen in Luxemburg eingetragen.
Es ist eine Tochterfirma der Signa-Holding des österreichischen Milliardärs und Karstadt-Besitzers René Benko. Ähnlichen Firmen gehören auch Grundstücke von Karstadt-Häusern in anderen Städten.

Andreas Grüß vom Maklerunternehmen Lührmann ist ein Kenner des Westenhellwegs. Die Besitzverhältnisse hätten sich in den letzten 20 Jahren verändert, sagt er. © Michael Schnitzler (Archivbild)
Westenhellweg-Experte: Privatbesitz geht zurück
Doch wie haben sich die Besitzverhältnisse am Westenhellweg verändert? Bei dieser Frage kann Andreas Grüß helfen. Der 37-Jährige ist Geschäftsführer beim auf Toplagen spezialisierten Maklerunternehmen „Lührmann Osnabrück“, er bringt Mieter und Vermieter in Deutschlands großen Einkaufsmeilen zusammen, auch am Westenhellweg.
In Dortmund schrumpfe der Anteil der privaten Besitzer, sagt er: „Vor 20 Jahren gab es noch bei jedem zweiten Objekt private oder regionale Ansprechpartner, heutzutage nur noch bei jedem vierten oder fünftem.“ Das habe mit der guten Entwicklung des Westenhellwegs zu tun. „Dortmund hat Essen als erste Einkaufsadresse im Ruhrgebiet überholt“, erklärt Grüß.
Das wiederum habe die großen Player der Immobilienbranche auf den Plan gerufen, die institutionellen Großanleger. „Toplagen sind die sicherste Einnahmequelle im Immobilienbereich“, meint Grüß. „Für sie finden Sie immer Mieter.“ Dazu sei die Rendite sehr hoch: Als grobe Orientierung für die Miete für einen Quadratmeter Ladenfläche in den besten Lagen des Westenhellwegs nennt Grüß 200 bis 210 Euro.
So verkauften in den letzten 20 Jahren immer mehr Privatleute Grundstücke an Versicherungen und Immobilienfonds. Die Platzhirsche am Westenhellweg seien inzwischen die Alte Leipziger Versicherung und die Aachener Grundvermögen, so Grüß. Etwas mehr als ein Drittel aller Ladenfronten im Herzen des Westenhellwegs, zwischen Kaufhof und Mayerscher Buchhandlung, gehören zu Gebäuden in ihrem Besitz.
Die Dominanz von institutionellen Großanlegern am Westenhellweg sei keine Besonderheit, sagt Grüß: „Das ist absolut üblich für deutsche Toplagen.“ Inzwischen hätten es Kaufinteressenten am Westenhellweg aber immer schwieriger, sagt Grüß: Maximal ein bis zwei Häuser kämen pro Jahr auf den Markt.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
