Drei Kinder wegen Giftpilzen in Lebensgefahr Erfahrene Pilzsammler warnen vor Anfängerfehler

Experten-Duo gibt fünf Tipps zum Sammeln von Pilzen
Lesezeit

Drei Kinder sind am Dienstag (15.10.) nach dem Sammeln von Pilzen in die Essener Uniklinik eingeliefert worden. Die Diagnose: akutes Leberversagen. Es besteht Lebensgefahr. Die Kinder hatten sich mit Pilzen vergiftet. Jetzt benötigen sie eine Notfall-Lebertransplantation.

Akutes Leberversagen sei eine typische Folge nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen, so die Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin des Krankenhauses.

Wie schnell eine Verwechslung beim Pilzesammeln zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann, wissen auch der Dortmunder Stefan Hast und seine Partnerin Sonja Armerding. Sie bieten Pilzwanderungen und -seminare an. Beide sind zertifizierte Wanderführer und auf dem Weg zu Pilzsachverständigen.

Wir haben bei dem Experten-Duo nachgefragt, was man beim Sammeln von Pilzen unbedingt beachten sollte. Hier kommen 5 wichtige Tipps.

1. Die besten Orte

Die besten Aussichten auf einen vollen Sammelkorb haben Pilz-Fans in Wäldern. Allerdings, sagt Sonja Armerding, müsse man sich im Vorfeld informieren, ob das Sammeln von Pilzen in dem jeweiligen Gebiet überhaupt gestattet ist. „In Naturschutzgebieten ist es verboten. Und Privatgelände darf nicht betreten werden“, sagt Stefan Hast. Daher seien viele stadtnahe Waldgebiete tabu.

Das Paar empfiehlt den Schwerter Wald um den Freischütz in Schwerte. „Ansonsten stehen Pilze auch auf Wiesen“, sagt Sonja Armerding. Wer bereit sei, etwas länger zu fahren, finde beispielsweise in der Haard beste Bedingungen zum Sammeln von Pilzen. Dort gibt es nur ein paar kleine Naturschutzgebiete.

2. Die richtigen Pilze

„Man muss sich im Vorfeld darüber klar sein, was man sucht“, sagt Sonja Armerding. Dabei solle man sich sorgfältig überlegen, welche Pilze für Anfänger geeignet seien. Sie empfiehlt gute Fachliteratur oder den Besuch von Pilzseminaren. Eine Faustregel lautet: „Nicht mit dem Champignon anfangen!“ Das sei ein häufig begangener Anfängerfehler. „Man denkt, diesen Pilz kennt man.“ Doch bei dieser Art handele es sich nicht um einen Einsteigerpilz. Er könne schnell mit tödlich giftigen Pilzen verwechselt werden - insbesondere mit dem Grünen Knollenblätterpilz. Dieser gehört zu den giftigsten Pilzen überhaupt.

Stattdessen empfiehlt Sonja Armerding, zum Beispiel mit den Röhrlingen zu starten. Unter diesen gebe es keine tödlich giftigen Pilze.

3. Die korrekte Entnahme

„Es ist wichtig, den Fruchtkörper des Pilzes komplett zu entnehmen“, sagt Stefan Hast. Ansonsten laufe man Gefahr, wichtige Merkmale zur Bestimmung der Art zu übersehen. Insbesondere an der Stielbasis könne man häufig wichtige Erkennungsmerkmale finden. Daher solle man den Stiel nicht einfach abschneiden.

Der Experte empfiehlt zudem, den Pilz nicht am Stiel anzufassen, da dabei wichtige Erkennungsmerkmale verwischt werden können.

So sieht es aus, wenn man den Fruchtkörper eines Steinpilzes komplett entnimmt. Dabei kann ein Messer hilfreich sein.
So sieht es aus, wenn man den Fruchtkörper eines Steinpilzes komplett entnimmt. Dabei kann ein Messer hilfreich sein. © Tim Schulze

4. Das beste Behältnis

Sonja Armerding rät dringend davon ab, Plastiktüten beim Sammeln von Pilzen zu verwenden. „Denn Pilze brauchen frische Luft. Sie dürfen nicht gedrückt werden.“ Falls Pilze falsch gelagert werden, bestehe beim Verzehr die Gefahr einer „unechten Pilzvergiftung“. Damit ist eine Lebensmittelvergiftung gemeint – infolge des Verzehrs von verdorbenen Pilzen. Bei nicht sachgerechter Lagerung könne die Eiweiß-Zersetzung beginnen, erläutert Sonja Armerding.

5. Das Wetter

Wer erfolgreich bei der Pilzsuche sein möchte, sollte die Wetterlage beobachten. Die Zeit von Juli bis November gilt als Pilzhaupt-Saison. Gerade beim aktuellen Temperaturanstieg dürften Pilzsammler in den Wäldern fündig werden.

Wer sich näher mit dem Thema Pilze beschäftigen möchte und sich eventuell für eine Pilzwanderung, ein Pilzseminar oder andere Naturthemen interessiert, kann auf der Internetseite von Sonja Armerding und Stefan Hast vorbeischauen. Diese ist zu finden unter https://www.indynatur.de/.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals im August 2023. Wir haben ihn aktualisiert.

Nasses Wetter lässt Pilze sprießen

Pilze schmecken wie Huhn oder Zitrone: Expertin vom Wochenmarkt gibt Tipps für die Zubereitung