Seit vielen Jahren sind Rita-Maria Schwalgin und ihr Mann Mario Krüger mit ihrem dunkelblauen Tesla glücklich. Doch nun ist das Auto bereits zum zweiten Mal von Unbekannten beschädigt worden. Lange Kratzer ziehen sich über die Beifahrerseite. Die Vermutung liegt auch für Schwalgin nahe: Dabei ging es nicht um das Auto an sich.
Spätestens seit dem 20. Januar hat Tesla-Chef Elon Musk eine umstrittene Rolle in der Regierung des US-Präsidenten Trump inne. Bei dessen Amtseinführung hat er zudem eine Geste gezeigt, die als Hitlergruß gelesen wird. Die folgende Protestwelle setzt auch Musks Unternehmen Tesla unter Feuer. Nicht nur sind Verkaufszahlen und Aktienkurs des Unternehmens eingebrochen. Bei mehreren Tesla-Händlern wurden Fahrzeuge tatsächlich angezündet.
Auch in Deutschland gab es bereits Fälle von Vandalismus an Tesla-Autos. So sind beispielsweise bei einem Tesla-Händler im Landkreis Verden bei Bremen sieben Fahrzeuge ausgebrannt. In Leipzig wurden mehrere im öffentliche Raum geparkte Teslas verunstaltet. Auf drei Fahrzeuge in Viersen wurde „FCK Elon“ geschrieben. In letzterem Fall ermittelt der Staatsschutz.
Hassobjekt
In diese Reihe könnte sich auch der zerkratzte Tesla von Rita-Maria Schwalgin einfügen. Auch wenn es an einer vergleichbar ausdrücklichen Botschaft am Auto selbst fehlt: Dass Teslas auch in Dortmund zum Hassobjekt werden, hat auch Schwalgin schon erlebt: „Fußgänger haben uns schon ‚scheiß Tesla‘ und ähnliches hinterhergerufen.“
Dabei stehen weder Rita-Maria Schwalgin noch ihr Mann im Verdacht, der Ideologie Elon Musks nahezustehen. Beide sind Mitglied der Dortmunder Grünen. Mario Krüger war von 2012 bis 2017 Mitglied des NRW-Landtages. „Wir haben das Auto damals gekauft, weil wir vom Verbrenner weg wollten“, erzählt Rita-Maria Schwalgin.

Passiert sein muss die wahrscheinliche Sachbeschädigung bereits am 14. März in der Straße in Hörde, in der Schwalgin wohnt. Zwei Wochen lang habe sie überlegt, den Fall öffentlich zu machen. Nur für rund eine Stunde, etwa zwischen 13 und 14 Uhr, sei das Auto dort an der Straße abgestellt gewesen. Dann habe Rita-Maria Schwalgin die Kratzter bemerkt.
„Ich fühle mich machtlos und bin auch wütend, dass jemand einfach so ohne Grund so eine teure Sachbeschädigung macht“, sagt Schwalgin. „Was kann das Auto dafür, dass Elon Musk verrückt geworden ist?“ Nichts desto weniger: Ganz unerwartet komme der Vorfall nicht. Seit dem die Bilder von brennenden Teslas in den USA um die Welt gehen, habe sich auch bei Rita-Maria Schwalgin Sorge eingeschlichen.
Wächtermodus
„In Dortmund stellen wir jetzt konsequent den Wächtermodus an und weisen darauf auch mit einem Schild im Auto hin“, sagt Rita-Maria Schwalgin. In diesem Modus nehmen im Fahrzeug verbaute Kameras die Umgebung des Teslas auf, wenn dieser berührt wird. Selbstverständlich habe sie auch die Polizei über den Vorfall informiert.
Auf Nachfrage kann die Polizei Dortmund jedoch keine belastbaren Zahlen zu Sachbeschädigungen an Autos der Marke Tesla seit Beginn des Jahres nennen. Es liegen demnach nur Zahlen aus den vergangenen Jahren vor. Da gab es lediglich zwei oder weniger entsprechende Fälle. Verschwindend gering, angesichts von rund 2500 bis rund 3000 Sachbeschädigungen insgesamt.
Laut dem Kraftfahrtbundesamt ist die Zahl der neu zugelassenen Teslas im Februar 2025 um drei Viertel im Vergleich Februar 2024 eingebrochen. Rita-Maria Schwalgin will in Zukunft auf jeden Fall wieder ein E-Auto kaufen – „aber keinen Tesla mehr“.