Der neue Tatort hat keinen inhaltlichen Bezug zu Dortmund. Die Handlung könnte in jeder beliebigen deutschen Großstadt spielen. Dennoch bekommen die Zuschauer von „Abstellgleis“ einiges von Dortmund zu sehen.
Zuallererst den Hafen. Peter Faber (Jörg Hartmann) fährt als blinder Passagier mit dem Zug am Kanal entlang. An den Containern, die zwischen Wasser und Kanalstraße lagern, wird er gestellt. Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) ist als erste vor Ort, „im hinteren Abschnitt. Umschlagplatz Richtung Franziusstraße“, erklärt sie am Telefon.

Ob ortskundig oder nicht: Diese Einordnung dürfte der Person am anderen Ende der Leitung kaum nützen. Umschlagplatz und Franziusstraße liegen nämlich zwar beide am Hafen, allerdings, je nach Hausnummer, mindestens einen Kilometer voneinander entfernt. Vermutlich hat Herzog sich im Straßennamen geirrt. Darauf lässt auch das Bild schließen: Die Container im Hintergrund stehen am Terminal an der Kanalstraße, die wiederum im Norden in die Franziusstraße mündet.
Apropos Hafen: Als Faber vom Dach flüchtet, kann Daniel Kossik (Stefan Konarske) unmöglich erkennen, dass sein früherer Kollege diesen ansteuert. Dafür ist die Nordstadt zu weit weg. Mehr als vier Kilometer, um genau zu sein.
Hinzu kommt, dass Faber auf seinem Weg dummerweise die falsche Himmelsrichtung einschlägt – durch den Tunnel an der Hohen Straße stadtauswärts, also nach Süden. Aber sei es drum: Irgendwie muss man ja auch die Nicht-Dortmunder unter den Zuschauern abholen und mit dem Ort des Geschehens vertraut machen. Und immerhin: Der Blick vom Dach des Polizeipräsidiums über Dortmund ist spektakulär.

Nicht nur der Hafen wird im Tatort gezeigt, auch die Nordstadt als solche. Der erste Tatort befindet sich hier: Die Leiche von Angela Herrig wird in einem Hinterhof in der Münsterstraße gefunden. Im Bild sieht man das Schild des Geschäfts Radsport Noll.
Nach seiner Flucht verschlägt es Faber ebenfalls hierher. In Minute 31 treibt der nun Mordverdächtige sich gegenüber vom Fischhandel Pescamar herum. Dieser befindet sich nur ein paar Hausnummern vom Radgeschäft entfernt.
Ein langer Weg zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Von dort hat Faber es nicht weit zur Grabeskirche Liebfrauen in der Amalienstraße. Hier, wo Martina Bönischs Asche liegt, taucht Faber auf seiner Flucht unter. Auch seinen Parka versteckt er hier.
Ein weit längerer Fußmarsch dürfte es zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal sein. Rund 13 Kilometer und knapp drei Stunden läuft man vom Klinikviertel dorthin. Und genau das muss Faber vor seinem ersten Treffen mit Herzog am Denkmal getan haben. Zumindest, wenn man der Logik des Films folgt. Der Kommissar ist nämlich zur Fahndung ausgeschrieben. Den Bus zu nehmen, ist keine Option. Und ein neues Auto – eine schrottige E-Klasse – besorgt er sich erst später.
Den Bus allerdings nimmt Rosa Herzog. Von Hörde vermutlich. Dort startet die Linie 442 Richtung Hohensyburg. In Hörde hielt Herzog sich auch zu Beginn des Films auf: Faber und sie besuchten das mutmaßliche Clan-Mitglied Lorik Duka. Augenscheinlich hat Duka viel Geld. Darum wundert es nicht, dass er ausgerechnet am Phoenix-See wohnt, in direkter Nachbarschaft zu BVB-Profis und Lottomillionär Chico.

Etwas zentraler ist Daniel Kossik während seines Aufenthalts in Dortmund untergebracht. Der frühere Kollege von Faber, der mittlerweile für das LKA in Düsseldorf tätig ist, hat ein Zimmer im Unique Hotel am U bezogen.
Die Ermittlungen führen Faber und Herzog zudem mehrfach an die TU Dortmund. Ehemalige Studierende, die sich während ihres Studiums vor allem im Gebäude an der Emil-Figge-Straße 50 aufgehalten haben, dürften beim Anblick der Bibliothek in Nostalgie verfallen. Und für das geisteswissenschaftliche Thema der Promotion, die Ghostwriter Lars Höllbrand (Simon Steinhorst) dort schreibt, ist die Bibliothek sogar der richtige Ort. In dem Gebäude ist nämlich unter anderem die Fakultät für Kulturwissenschaften untergebracht. Schön, dass auf solche Details geachtet wird.