Die Sängerin Tirzah Haase sang aus ihrem Fenster im Gerichtsviertel Beethoven. Sehr zur Freude ihrer Nachbarn. © Oliver Schaper

Coronavirus

Dortmund singt vom Balkon: Mit BVB-Hymne und Beethoven gegen den Corona-Frust

Ganz nach italienischem Vorbild haben die Dortmunder am Wochenende gemeinsam vom Balkon aus gesungen. Sie bewiesen: In Corona-Zeiten sorgt nicht bloß die Angst vor dem Virus für Gänsehaut.

Dortmund

, 22.03.2020 / Lesedauer: 3 min

Das Ansammlungsverbot hin oder her - die Dortmunder lassen sich ihr gesellschaftliches Zusammenleben nicht nehmen. Auch, wenn sie sich am Samstag und Sonntag nicht mehr so häufig in Gruppen trafen, was wohl eher an den kühlen Temperaturen lag.

Nein, die Dortmunder finden andere, kreative Lösungen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu beschwören, das gegen soziale Isolation hilft, in der Coronakrise den Durchhaltewillen fördert und Mut macht. Ganz nach italienischem Vorbild versammelten sie sich am Samstag und Sonntag auf den Balkonen, um zu singen.

Große Aktion der Ruhr Nachrichten

Gesungen wurde mehrfach. Zum wohl größten Gemeinschaftserlebnis hatten die Ruhr Nachrichten aufgerufen. Um 19.09 Uhr galt es, in der ganzen Stadt Stadionatmosphäre zu verbreiten, denn die Dortmunder sangen die BVB-Hymne „You‘ll never walk alone“. Niemand blieb an diesem Samstagabend allein, auch ohne das Haus zu verlassen. Wobei: Im Vergleich zu den Italienern müssen die Dortmunder wohl erst noch etwas warm werden und die Stimmen ölen.
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Auf Begeisterung stießen die Singe-Aktionen bei Annette Wiemann und ihrer Familie. Die Familie ist ohnehin schon in der Krise zusammengerückt, umso mehr freute sie sich, auch gemeinsam zu singen. „Wir sind alle sehr sangesfreudig“, sagt Annette Wiemann, die mit ihrem Partner im Konzertchor Aplerbeck regelmäßig singt.

Trotz der gebotenen Distanz: Menschen rücken zusammen

Zum einen rücken die Menschen durch das Singen mehr zusammen, schließlich gebe der Alltag mit „social distancing“, also dem bewussten Abstandnehmen zu den Mitmenschen, wenig Gelegenheit dazu, findet sie. Zum anderen, so Wiemann, lenke das Singen schlichtweg von der Krise ab. „Man kommt mal auf andere Gedanken.“

Familie Lahusen sang im Kreuzviertel You‘ll never walk alone. © Oliver Schaper

Am Sonntag gingen die Aktionen weiter. Pünktlich um 18 Uhr waren die Dortmunder eingeladen, Beethovens „Ode an die Freude“ zu singen. Die Dortmunder Entertainerin Tirzah Haase hatte zuvor all ihren Nachbarn Bescheid gegeben, damit diese auch die Fenster öffneten. Dann sang sie, wie viele andere auch. „Ich finde es wichtig, wenn wir so zeigen können, dass wir Menschen sind, die etwas füreinander empfinden.

Auch hier wurde am Sonntag Musik gemacht. © Schaper

Zwar sangen sie nicht, doch viele Dortmunder DJs haben sich am Samstag in die Clubs begeben. Diese blieben aber geschlossen. Stattdessen legten die DJs allein auf. Die ganze Aktion wurde dann aber ins Netz gestreamt. Federführend war die Dortmunder Agentur Neovaude, die eine regionale Kulturplattform für eben solche Ereignisse ins Leben gerufen hat. So auch das Partyfestival, bei dem die Tanzwütigen über verschiedene Kanäle die verschiedenen Clubs ansteuern konnten. Sehr zur Freude der Fans, die dann ihre samstägliche Clubnacht spontan ins Wohnzimmer verlegten.

Eine Clubnacht am Bildschirm gab es am Samstag. © Oliver Schaper

Auch so kann Gemeinschaftsgefühl erzeugt werden. Schließlich sind die Regeln noch einmal verschärft worden: Die Dortmunder müssen draußen noch mehr auf Abstand gehen und dürfen sich auch so über die Kernfamilie hinaus nicht treffen. Um doch noch etwas wie ein kulturelles Zusammenleben zu haben, sind kreative Aktionen gefragt, wie es sie am Wochenende gegeben hat. Der Corona-Frust jedenfalls hät sich mit solchen Ideen jedenfalls in Grenzen.

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