Unser Testeinkauf im Supermarkt Lebensmittel kosten fast 30 Prozent mehr als vor vier Jahren

Selbsttest: So teuer ist der Einkauf im Supermarkt geworden
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Obwohl man inzwischen leider daran gewöhnt ist, dass Preise immer wieder steigen, seufzen viele Kunden an der Supermarktkasse weiterhin, wenn sie die Rechnung bekommen. Dass Lebensmittel mal teurer werden, ist zwar nicht ungewöhnlich. Der Sprung der letzten Jahre ist jedoch bemerkenswert.

Genau wie das Datum, das unter dem ersten Selbsttest in einem Dortmunder Supermarkt des Kollegen Kevin Kindel steht. Der wollte am 8. Februar 2022 wissen, wie viel teurer sein Einkauf im Vergleich zum Vorjahr geworden war. Er nahm einen alten Kassenbon von 2021 und verglich die Preise. Das Ergebnis: kaum ein nennenswerter Unterschied. Das hat sich heute deutlich gerändert.

Reporterin Julia Segantini präsentiert zu Hause ihre Einkäufe aus einem Rewe Supermarkt in Dortmund
Zuhause angekommen wird abgerechnet: Wie viel haben Eier, Bandnudeln, Sojasoße und Co. gekostet? © Stephan Schuetze

Doch wer aufgepasst hat, dem ist aufgefallen: Er führte seinen ersten Test genau zwei Wochen vor dem russischen Angriff auf die Ukraine durch. Sechs Monate und noch einmal ein Jahr nach Kriegsausbruch verglich der Kollege abermals die Preise und bemerkte vor allem nach letzterem Test eine deutliche Preissteigerung.

Inzwischen sind die Preise gefühlt weiter in die Höhe geschossen. Doch stimmt das wirklich, oder ist der Unterschied am Ende gar nicht so groß? Wir nehmen die alten Kassenbons und kaufen die gleichen Waren in einer Rewe-Filiale in Dortmund ein.

Saftige Preise

Im Rewe lege ich die gleichen Lebensmittel in den Korb: 100 g Simmentaler Rinderfilet von der Fleischtheke, Mozzarella, Lauchzwiebeln, Eier, Rote Grütze, Bandnudeln, Müsli, Olivenöl, Sojasoße, Pistazien und Soja-Chicken, allerdings keine Nuggets, wie bei Kevins Einkauf, da Rewe diese anscheinend aus dem Sortiment genommen hat. Stattdessen greife ich zu einem ähnlichen Produkt der gleichen Marke.

Das Simmentaler Rind macht den teuersten Posten auf dem Kassenbon aus. Kosteten 100 g beim letzten Test noch 5,49 Euro, sind es jetzt 5,79 Euro. Die Dame an der Fleischtheke schneidet allerdings keine 100 g ab, sondern 169 Gramm - auf dem Bon macht das 9,79 Euro.

Kevins Lauchzwiebeln wurden über die Jahre zunächst günstiger - scheinen aktuell aber mit 89 Cent auf ihren alten Stand von 2021 zurückgekehrt zu sein.

Auch die sechs Bio-Eier kosten nun 20 Cent mehr: 2,99 Euro statt wie 2023 2,79 Euro. Ebenfalls um 20 Cent ist der Preis für die Rote Grütze gestiegen. Waren es vor zwei Jahren noch 2,29 Euro, sind es jetzt 2,49 Euro.

Eine Hand präsentiert über einem Einkaufswagen mit verschiedenen Supermarkt-Waren einen Kassenbon aus einem Rewe in Dortmund
Gefühlt liegen für knapp 40 Euro nicht viele Artikel im Wagen. Wir haben getestet, was ein Einkauf aktuell im Rewe kostet. © Stephan Schuetze

Die Bandnudeln haben ebenfalls eine für den Kunden ungünstige Preisentwicklung hinter sich. 2021 kosteten die Nudeln 1,69 Euro und sind seitdem stetig teurer geworden. Aktuell sind sie für 2,19 Euro zu haben.

Deutlich teurer ist das Olivenöl geworden. Für eine Premium-Sorte zahlte Kevin 2023 6,49 Euro. Aktuell kostet die gleiche Flasche 1,50 Euro mehr: 7,99 Euro.

Verteuert hat sich auch eine meiner Lieblings-Käsesorten: Standen 2023 noch 1,69 Euro auf dem Preisschild für den Mozzarella, wundere ich mich nun über 1,99 Euro.

Gute Nachrichten für manche Produkte

Bei den Pistazien hatte ich erwartet, dass der Preis in die Höhe geschossen ist. Sie erinnern sich vielleicht an den kürzlichen Hype um die Dubai-Schokolade, für die Pistazien ein Hauptbestandteil sind, was zu einer enormen Preissteigerung für Pistazien und -Erzeugnisse führte. Für die gesalzene und geröstete Variante scheint es weniger zu gelten. Die Pistazien sind im Vergleich zum Jahr 2023 lediglich um 10 Cent teurer geworden.

Für das vegane „Hähnchenfleisch“ in Form von Nuggets von The Vegetarian Butcher zahlte Kevin genau wie ich für mein „Chickeriki“ von derselben Marke 3,19 Euro.
Außerdem landete eine Flasche Sojasoße in Kevins Einkaufskorb. Der Preis 2023: 4,58 Euro für 250 ml. Diesmal gab es im Rewe nur eine 125 ml-Flasche - die aber genau halb so viel kostet, also 2,29 Euro. Hier also keine Veränderung, in die Tabelle wurde daher der Preis für die 250 ml Flasche eingetragen.

Auch der Preis für das Schoko-Knusper-Müsli ist mit 2,49 Euro seit 2023 stabil geblieben. 2021 lag der Preis allerdings noch bei 1,79 Euro, 2022 dann bei 2,19 Euro.

Deswegen schwanken die Preise

2023 zahlte Kevin für den gesamten Einkauf 35,68 Euro. Das ist im Vergleich zum aktuellen Einkauf (Endsumme 40,87) eine Preissteigerung um rund 14,5 Prozent. Im Vergleich zu Kevins Kassenbon von 2021 sind es sogar etwa 30 Prozent. Dazu muss man bedenken: Ich hatte etwas mehr Fleisch als Kevin, dafür weniger Sojasoße, das ändert aber nicht großartig etwas an den Prozentzahlen.

Trotzdem: Alle Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Lebensmittel werden genau wie Energiepreise nicht in die Kerninflationsrate einberechnet, weil sie deutlich stärkeren Schwankungen unterliegen.

Reporterin Julia Segantini vergleicht vor einem Rewe Supermarkt in Dortmund die Preise auf dem aktuellen Kassenbon mit einem alten Kassenbon auf dem Smartphone
Preise vergleichen lohnt sich, rät die Verbraucherzentrale. Die Preise können sich je nach Supermarkt oder Discounter stark unterscheiden. © Stephan Schuetze

Sie kennen das vielleicht: An dem einen Tag kosten die Äpfel plötzlich mehr als am Tag zuvor, eine Woche später sind sie plötzlich günstiger. Viele Lebensmittelpreise sind von Rohstoffpreisen abhängig. Die Klimakrise sorgt immer öfter für Missernten, das wirkt sich wiederum auf Lebensmittelpreise aus. Darauf weist auch die Verbraucherzentrale hin. Außerdem gibt es in Supermärkten immer viele Angebote.

Tipp von der Verbraucherzentrale

Laut der Verbraucherzentrale sind die Lebensmittelpreise seit 2021 um rund 30 Prozent gestiegen. Das konnten wir mit unserem Testeinkauf bestätigen. Immerhin habe sich die Inflation aber verlangsamt. Außer klimabedingter Missernten zählten Arbeitskräftemangel, gestiegene Energiekosten, die schwierige internationale politische Lage sowie versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte ebenfalls eine Rolle.

Außerdem rät die Verbraucherzentrale: „Zwei Marktchecks im Jahr 2023 zeigen, dass sich die gleichen oder vergleichbaren Produkte in Supermärkten und Discountern preislich extrem unterscheiden können. Preise vergleichen lohnt sich also mehr denn je.“ Wie immer gilt also: Halten Sie nach guten Angeboten Ausschau.