Tumulte nach Unfall mit Kind Mutter greift Beifahrer an - Augenzeuge spricht von „Wahnsinn“

Tumulte nach Verkehrsunfall: Augenzeuge spricht von „Wahnsinn“
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Ein Verkehrsunfall mit einem Kind ist für alle Beteiligten belastend, am Montagabend (31.3.) spitzte sich die Situation am Unfallort an der Schleswiger Straße in der Dortmunder-Nordstadt aber zusätzlich zu. Nachdem ein Kind dort nach ersten Erkenntnissen der Polizei zwischen Autos auf die Straße gelaufen war und durch ein fahrendes Auto leicht verletzt wurde, geriet das Unfallfahrzeug in den Fokus mehrerer Personen.

Laut Polizei Dortmund versammelten sich rund 100 Personen spontan auf der Straße auf der Höhe der Hausnummer 23. Einige von ihnen versuchten, die 47-jährige Fahrerin und ihren 20-jährigen Beifahrer aus dem Auto zu ziehen. Die Mutter des angefahrenen Jungen öffnete die Tür und trat auf den Beifahrer ein. Das Fahrzeug wurde mit einer Flasche beworfen und an mehreren Stellen beschädigt. „Die Insassen des Autos fühlten sich bedroht und haben die Polizei alarmiert“, sagt Polizeisprecher Peter Bandermann. Diese rückte mit mehreren Einsatzfahrzeugen und mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei an. Personen vor Ort sprechen von rund 20 eingesetzten Polizeibeamten, die die Straße freimachten und den Rettungsdienst riefen.

„Eigentlich muss die Versorgung des Kindes in so einer Situation Priorität haben“, sagt Bandermann. Darum hatte sich aber offenbar niemand gekümmert. „Ein Unfall mit einem Kind ist Stress für alle Beteiligten. Zuallererst für das Kind, dann für die Mutter, aber auch für die Unfallfahrerin. Diese Aggression kann in diesem Moment niemand gebrauchen.“ Das ginge über eine angemessene Reaktion hinaus, sagt Bandermann. Dass viele Menschen sich versammelt und solidarisiert hätten, sei sehr schnell gegangen.

Die Schleswiger Straße in der Dortmunder Nordstadt, wo sich am Montagabend (31.3.) ein Unfall ereignet hat.
Auf Höhe der Hausnummer 23 hat ein Unfall auf der Schleswiger Straße in Dortmund Tumulte ausgelöst. © Tim Hübbertz

Augenzeuge erhebt Vorwürfe gegen die Mutter

Einen Tag später will vor Ort in Dortmund niemand etwas von dem Aufruhr am Vorabend mitbekommen haben. Ein Kioskbesitzer sagt, dass er drei Streifenwagen am Abend in die Straße hat fahren sehen. Nur ein Augenzeuge, der sagt, dass er Stefan heißt, will den gesamten Vorfall am Montagabend verfolgt haben. Er berichtet, dass die Mutter ihr Kind nicht richtig im Auge gehabt habe.

Er macht der Mutter des leicht verletzten Jungen Vorwürfe. „Das Kind ist unbeaufsichtigt dort an der Straßen lang gelaufen. Die Mutter hat kein Auge auf das Kind gehabt. Die Fahrerin ist auch nicht zu schnell gefahren“, erzählt der Mann. Als „Wahnsinn“ beschreibt er das, was sich anschließend rund um das Auto abgespielt hat.

Die Polizeibeamten hätten die Straße kurz nach dem Eintreffen für die Unfallaufnahme frei machen und die aufgebrachte Stimmung beruhigen können. Den Anweisungen der Einsatzkräfte sei schnell Folge geleistet worden. Widerstand habe es nicht gegeben, sagt Bandermann. Die Beamten hätten ihren Einsatz nach rund einer halben Stunde wieder beenden können. Für die Unfallaufnahme war die Schleswiger Straße gesperrt worden. Die 30-jährige Mutter des angefahrenen Jungen muss sich jetzt wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung verantworten. Der 20-jährige Beifahrer erlitt bei dem Angriff leichte Verletzungen, musste jedoch nicht behandelt werden. Die Polizei ermittelt außerdem wegen Sachbeschädigung an dem Auto.