
© Oliver Schaper
Neue Einbahnstraßen-Regel am Phoenix-See: So klappt es am ersten Tag
Coronavirus
Nur noch im Uhrzeigersinn um den Phoenix-See herum - diese Regel gilt seit Freitag (3.4.). Am sonnigen Samstag danach gehen die Dortmunder unterschiedlich mit der neuen Einschränkung um.
Das Bild, das sich am Samstagmittag (4.4.) am Phoenix-See ergibt, zeigt vor allem eines: Die Dortmunder haben es begriffen.
Abgesehen von Eltern, die mit ihren Kindern unterwegs sind, sieht man hier am Samstag nur Zweiergruppen. Befürchtungen der Stadt, dass die Dortmunder angesichts des warmen Frühlingswetters alle Vorsicht über Bord werfen und sich in großen Gruppen treffen, können zumindest am Phoenix-See nicht bestätigt werden.
Ein bisschen üben müssen die Jogger, Radfahrer und Flanierer aber wohl noch, wenn es um die neue „Einbahnstraßen“-Regel auf dem See-Rundweg geht. Seit Freitag (3.4.) sind nämlich alle Besucher am Phoenix-See aufgefordert, sich nur noch im Uhrzeigersinn um den See zu bewegen. Wer umkehren möchte, soll das über eine der abzweigenden Seitenstraßen tun.
Viele Dortmunder halten sich an die Regel
Diese - durchaus skurrile - Maßnahme soll verhindern, dass sich zu viele Zweiergruppen und Familien beim Ausflug an den Phoenix-See in die Quere kommen.

Neue Hinweise rund um den See weisen die Besucher auf die Regel hin. © Oliver Schaper
Denn wenn zu viele Menschen am See unterwegs sind, hilft es auch nicht mehr, wenn sie sich nur in Paaren und kleinen Gruppen bewegen. „Die geltenden Abstandsregeln sind dann kaum noch einzuhalten“, befürchtet die Stadt.
Deswegen wurden rund um den Phoenix-See die üblichen Hinweisschilder überklebt. Stattdessen ist dort nun die Bitte an die Besucher zu lesen, sich nur im Uhrzeigersinn um den See zu bewegen.
Eine Bitte, die am Samstag ein Großteil der Besucher verinnerlicht zu haben scheint - so zumindest die Beobachtung der Reporterin vor Ort. Die allermeisten halten sich an die neue Regel - auf Gegenverkehr stoßen sie dennoch, als sie am Samstag wie die Pilger in Mekka um die Kaaba um den See kreisen.
Ein Inlineskates-Fahrer rebelliert
Immer wieder kommen ihnen Jogger, Radfahrer oder Spaziergänger entgegen. Einige scheinen sich bewusst zu sein, dass sie das eigentlich nicht tun sollten. Wie der junge Mann auf Inlineskates, der seiner Begleiterin zuruft: „Es tut gut, ein bisschen rebellisch zu sein.“

Eingehalten wurde die neue Regel, sich nur im Uhrzeigersinn um den See bewegen von vielen, aber nicht von allen Besuchern. Das Bild zeigt eine von wenigen Situationen, als sich die See-Besucher entgegenkamen. © Marie Ahlers
Viele andere scheinen die neuen Hinweise nicht gesehen zu haben. Denn wer die Schilder an den Zugängen zum See-Rundweg sowieso selten beachtet, hat auch an diesem Tag keinen Grund, einen Blick darauf zu werfen. Besonders auffällig sind die neuen Schilder nicht.
Bei Facebook berichten hingegen einige User, dass sich der Großteil der See-Besucher nicht an die neue Regel gehalten hätte. „Circa 80 Prozent der Radler und Spaziergänger haben wohl Uhren, deren Zeiger rückwärts laufen“, schreibt einer.
Ein Phoenix-See-Anwohner beschwert sich über die Spaziergänger auf den Nebenstraßen und Autos, die mit lauter Musik durch die Straßen fahren. „Jeder Nachbar sagt ‚Wir als Anwohner bleiben zu Hause‘“, schreibt er, „und hier kommt man sich vor wie im Zoo!“
„Kein Chaos“ vermeldet die Polizei
Die Polizei war am Wochenende auch vor Ort, wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilt. Deren Eindruck deckt sich nicht unbedingt mit dem der Facebook-Nutzer. „Wir haben keine besonderen Feststellungen darüber gemacht, dass dort Chaos herrschte“, sagt der Sprecher.
Auch die Stadt Dortmund zog am Sonntag ein positives Fazit. Erste Beobachtungen vom Samstag hätten gezeigt, dass am Phoenix-See deutlich weniger Menschen gewesen seien als befürchtet: „Fast zwei Drittel der Seebesucher hielten sich an die Empfehlung, auf den Wegen am See nur im Uhrzeigersinn zu laufen“, heißt es in einer Mitteilung.
Pflicht ist die neue Einbahnstraßen-Regel am Phoenix-See nämlich nicht. Bei Missachtung droht keine Strafe. „Die Laufrichtung ist keine Maßnahme mit Ordnungsrechtscharakter, sondern eine Empfehlung, die auf die Einsicht und Mithilfe der Seebesucher setzt“, erklärt die Stadt.
Ob aus Ignoranz, Rebellentum oder Unwissen: Am Samstag sorgen die Querulanten, die die neue Regel missachten, noch nicht dafür, dass die Passanten die Abstandsregel nicht einhalten können. Dafür ist trotz des sonnigen Wetters zu wenig los.
Hinweis: Wir haben diesen Artikel am Sonntag (5.4.) um die Stellungnahmen der Polizei und der Stadt sowie Facebook-Reaktionen erweitert.
In Lippstadt aufgewachsen, zum Studieren nach Hessen ausgeflogen, seit 2018 zurück in der (erweiterten) Heimat bei den Ruhr Nachrichten.
