Fast 9000 Menschen wollen in Dortmund aktuell ein Eigenheim bauen und haben sich deshalb beim Liegenschaftsamt der Stadt registriert. Das Problem: Zu vergeben sind nur 85 Grundstücke für Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften. Viel Nachfrage für wenig Angebot. Da könnte sich ein Blick über die Stadtgrenze lohnen.
Elf Nachbargemeinden hat Dortmund – mit jedenfalls in der Theorie eigenen Baugrundstücken. Eine Anfrage bei allen umliegenden Gemeinden zeigt aber, dass auch dort freie Grundstücke oftmals ein knappes Gut sind.
Größeres Baugebiet geplant
Im Norden grenzt Lünen an Dortmund. Die Stadt habe nur gelegentlich kleinere Baugebiete oder einzelne Grundstücke in der Vermarktung, heißt es von der Verwaltung. „Der überwiegende Teil der Baugebiete, die in absehbarer Zeit vermarktet werden, ist im Eigentum von Baugesellschaften.“ Auch über diese Gesellschaften lässt sich natürlich ans Eigenheim kommen, dann allerdings nur begrenzt nach den eigenen Vorstellungen vom Traumhaus.
Einen Lichtblick gibt es aus Lünen jedoch trotzdem. Im südlichen Teil der Stadt – also nah an der Grenze zu Dortmund – sei noch ein größeres Baugebiet im städtischen Eigentum und soll bald vermarktet werden. Wie genau, werde allerdings noch abgestimmt.
Die Stadt Kamen nennt auf Nachfrage zwei Bauvorhaben durch Investoren. Mittelfristig seien jedoch gegenüber der Halde Monopol und im Stadtteil Kaiserau weitere Baugebiete geplant. Konkrete Zahlen zu einzelnen Baugrundstücken nennt Kamen dazu nicht.
Kaum städtische Grundstücke
Auch in der Stadt Unna gebe es nur wenige freie Grundstücke. „Die Grundstücke befinden sich in der Regel vereinzelt als Restgrundstücke in Bebauungsplangebieten oder in Bereichen des unbeplanten Innenbereichs“, heißt es von der Verwaltung.
In Holzwickede orientiere sich der private Wohnungsbau ausschließlich an Bauträgern, teilt die dortige Verwaltung mit. Zum Beispiel im Bereich „Emscherquelle“ seien demnach kürzlich 130 Wohneinheiten fertiggestellt worden. Die im Besitz der Gemeinde befindlichen Flächen seien für den Wohnungsmarkt ohne Bedeutung.
Städtische Grundstücke zur Vermarktung gibt es auch in Schwerte nicht. Allerdings teilt die Verwaltung mit, dass aktuell freie Baugrundstücke in Schwerte-Ergste durch die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Schwerte vermarktet werden. Insgesamt handele es sich um 24 Grundstücke, von denen etwa ein Drittel bereits vermarktet sei.
Chancen südlich von Dortmund
Bessere Chancen haben zukünftige Eigenheim-Besitzer in Hagen. Dort soll ab Mai im Ortsteil Emst das Baugebiet „Am Loheplatz“ vermarktet werden. „Es werden insgesamt zwölf Baugrundstücke für eine Doppelhausbebauung sowie 13 Grundstücke für frei stehende Einfamilienhäuser erschlossen“, so die Hagener Stadtverwaltung.
2026 sollen zwei weitere Baugebiete hinzukommen. Im Bereich „Kuhlerkamp“ sollen ab dem Frühjahr rund 33 Grundstücke für frei stehende Einfamilienhäuser vermarktet werden. Ende des zweiten Quartals 2026 sollen dann auf dem ehemaligen Sportplatz Quambusch 10 Doppelhaus- und 18 Einfamilienhausgrundstücke entstehen. Auf alle Grundstücke können sich auch Dortmunder und Dortmunderinnen bewerben. Extrapunkte gibt es für Bewerber, die in Hagen berufstätig sind.
Auch aus Herdecke kommen gute Nachrichten – wenn auch in kleinerem Umfang. Im Ortsteil Kirchende entstehe ein gemischtes Wohnquartier, bei dem durch die Stadt auch fünf Grundstücke für Einfamilienhäuser vermarktet werden. „Jedoch ist die Vergabe an Bewerbende mit einer engen Beziehung zu Herdecke aufgrund der Bewertungskriterien wahrscheinlicher.“
Mangel auch in Bochum
Die Stadt Witten fasst sich in ihrer Antwort kurz: „Es gibt gar keine freien kommunalen Baugrundstücke. Die freien privaten Baugrundstücke werden nicht amtlich erfasst.“
Ausführlicher antwortet Dortmunds größte Nachbargemeinde: die Stadt Bochum. Dort hat man, wie wohl in allen Großstädten, ebenso mit dem Wohnungsmarkt zu kämpfen, wie in Dortmund. Es gebe einen Bedarf von fast 11.000 Wohneinheiten bis 2035. Die Stadt setzte zur Lösung des Problems vor allem auf neue Mehrfamilienhäuser und auf Nachverdichtung. Dazu würden auch Eigentümer von bislang nicht genutzten Bauflächen angeschrieben.
Städtische Baugrundstücke gebe es nur in begrenztem Umfang. Aktuell laut dem Portal bochum.de/grundstuecke sogar gar keine. Die Vermarktung freier Grundstücke orientiere sich zudem auch an sozialen Kriterien. Punkte gebe es auch für „das Freiziehen einer öffentlich geförderten Wohnung in Bochum und den bisherigen Wohnort Bochum“. Die Chancen für Dortmunder und Dortmunderinnen dürften damit selbst für den Fall, dass Grundstücke vermarktet werden, eher schlecht stehen.
Projekte in der Entwicklung
In Castrop-Rauxel sind laut der dortigen Verwaltung derzeit keine städtischen Wohnbaugrundstücke auf dem Markt. Mehrere Baugebiete werden allerdings durch private Investoren entwickelt und vermarktet. Für Interessenten gibt es eine Übersicht auf castrop-rauxel.de.
Für die Baugebiete „Am Emscherufer“, „Beerenbruch-Siedlung“ und „Am Wetterschacht“ existieren Bebauungspläne. Für das Wohngebiet „Dingener Straße“ befinde sich der Bebauungsplan noch im Aufstellungsverfahren.
Wieder im Dortmunder Norden angekommen, bleibt als letzte Nachbargemeinde noch Waltrop. Aktuell gibt es dort ebenfalls keine freien Baugrundstücke für Eigenheim-Interessierte. In Planung sei jedoch das Baugebiet „Westliche Hafenstraße“. „Im Vorentwurf für dieses Baugebiet sind zwei Varianten vorgestellt worden: eine mit 17 Wohneinheiten (Doppelhäuser und Einfamilienhäuser) sowie eine mit 15 Wohneinheiten (Einfamilienhäuser) plus 4 Tiny-Houses“, so die Stadtverwaltung.
Wie genau diese Grundstücke vermarktet werden, sei jedoch noch nicht klar. In der Vergangenheit habe es jedoch keine Kriterien gegeben, die auswärtige Bewerber benachteiligt hätten.
Insgesamt zeigt unsere Umfrage unter Dortmunds Nachbargemeinden, dass auch dort freie Baugrundstücke größtenteils eher Mangelware sind. In manchen Städten gibt es jedoch bereits jetzt auch Möglichkeiten für Dortmunder und Dortmunderinnen, an Grundstücke zu kommen. Und in vielen Städten gibt es zudem Flächen, die in der Entwicklung sind oder bereits von privaten Investoren vermarktet werden. Auch das könnte für Interessenten eine Alternative zur langen Dortmunder Warteliste sein.