Vermüllte City sorgt bei Händlern für Frust „Ich muss selbst fegen“

Vermüllte City sorgt für Frust bei Händlern: „Ich muss selbst fegen“
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Das Erscheinungsbild der Dortmunder Innenstadt leidet unter dem Streik beim städtischen Entsorger EDG. Die Straßenreinigung ist auf ein Minimum reduziert worden. Die Abfalleimer werden nicht geleert - auch nicht an viel frequentierten Orten wie dem Westenhellweg. Und das sieht man deutlich.

Für die Händler in der City ist es am Dienstag (11.3.) der zweite Geschäftstag in Folge unter diesen Bedingungen. Am Samstag hatte der Streik begonnen. Wir haben in einigen Läden auf der Dortmunder Einkaufsmeile Reaktionen eingefangen.

Pascal Trucksess, Filialleiter bei JD Sports, nimmt kein Blatt vor den Mund. „Klar, das sieht beschissen aus“, sagt er mit Blick auf den Müll, der sich wenige Meter entfernt vom Eingang des Geschäfts türmt. „Manchmal weht der Wind das auch hier rein.“

Auswirkungen auf die Kundenfrequenz habe er bislang jedoch nicht festgestellt. „Ich glaube, das schreckt die Kunden noch nicht ab. Sie nehmen es im Moment hin“, sagt Pascal Trucksess. Beschwerden seien ihm zumindest nicht zu Ohren gekommen.

Verständnis für Streik

Nicht viele Store-Manager sind bereit, sich mit der Nennung ihres Namens und des jeweiligen Geschäfts zu der Vermüllung in Dortmund zu äußern. Ein Verkäufer in einem Marken-Schuhgeschäft klagt: „Wir gucken hier den ganzen Tag auf einen Müllhaufen. Das ist nicht schön.“ Er geht davon aus, dass der Müll sich negativ auf die Zahl der Kunden auswirkt.

Gleichzeitig betont der Verkäufer das Streikrecht der Beschäftigten. „Die Müllabfuhr ist sehr wichtig.“ Deren große Bedeutung für die City belege das aktuelle Erscheinungsbild.

Eine Verkäuferin in einem anderen Schuhgeschäft auf dem Westenhellweg sagt, sie empfinde Ekel wegen der Müllhaufen. „Es ist wirklich schlimm.“

Müll liegt auf dem Westenhellweg in Dortmund.
Der Müll türmt sich auf dem Westenhellweg in der Dortmunder Innenstadt. © Tim Schulze

So geht es auch Rana Aldamseh, die als Verkäuferin bei dem Herrenausstatter U|G neben der Thier-Galerie beschäftigt ist. Sie sagt, sie fühle sich wegen des Mülls unwohl. Zumal sie dazu angehalten sei, Abfall vor dem Laden zu entfernen. „Das ist ekelig. Ich muss selbst fegen“, sagt Rana Aldamseh. Ihr Verständnis für den Streik der EDG-Beschäftigten hält sich in Grenzen.

Auch im gegenüberliegenden Handyladen heißt es, dass die Mitarbeiter vor der eigenen Tür kehren. Doch immer wieder wehe der Wind Papiertüten oder anderen Abfall vor das Geschäft. „Wir leiden unter dem Streik“, sagt ein Mitarbeiter.

Kunden klagen

Beschäftigte der Schwanen-Apotheke stellen fest, dass Kunden, die von auswärts nach Dortmund kommen, nicht unbedingt über den Streik Bescheid wissen. „Wenn sie den Müll sehen, sagen manche: Es wird immer schlimmer in Dortmund“, sagt eine Mitarbeiterin. Sie habe zwar Verständnis für den Streik, doch die Auswirkungen für die City seien negativ. „Das ist kein schönes Stadtbild.“ Diesen Eindruck hätten auch schon einige Kunden gespiegelt.

Tobias Heitmann, der Vorsitzende der Händlervereinigung Cityring, sagt, dass die vermüllte City den Handel belastet. Kurze Zeit könne man aber noch aushalten, so sein Eindruck. Bislang habe er nichts davon gehört, dass Kunden abgeschreckt werden.

Heitmann findet, es wäre „eine Option“ für die Stadt Dortmund, einen privaten Reinigungsdienst zu engagieren, „um kurzfristig zu helfen“. Die Händler zahlten schon genug Müllgebühren. Es sei auch nicht deren Aufgabe, für Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt zu sorgen.

Tobias Heitmann, Vorsitzender des Cityrings
Der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann © Archiv

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 11. März 2025.