Ex-Kaufhof in Dortmund droht zum Lost Place zu werden Wird das Gebäude bald verkauft?

Ex-Kauhof wird zum Lost Place: Wird das Gebäude bald verkauft?
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Seit dem Aus für Kaufhof Mitte Oktober 2020 ist die Handelsimmobilie nie mehr richtig belebt worden und verkommt immer weiter. Daran haben auch die Zwischennutzungen wenig geändert. Im Mai 2021 gab sich dort das Modehaus Sinn mit einem „Red Store“ genannten Outletverkauf ein Stelldichein, zog sich aber nach nur zwei Jahren Ende Juni 2023 wieder zurück.

Ein kaum minder kurzes Gastspiel folgte mit dem anschließenden Sport-Outlet des Modeanbieters „Aachener“: Das Unternehmen, bis dato in Dortmund nie aufgetreten, ging pleite und musste seinen Geschäftsbetrieb 2024 beenden. Seitdem stehen die großen Verkaufsflächen im früheren Kaufhof-Gebäude vom Erd- bis zum Obergeschoss leer.

Besucher gibt es allein im Untergeschoss, in dem die Supermarktkette „Go Asia“ Lebensmittel anbietet. Gleichzeitig will „Go Asia“ im Verlauf des Jahres 2025 aber eine Filiale im früheren Elektronikhaus Conrad eröffnen. Offen ist, ob sich Go Asia dann aus dem Ex-Kaufhof verabschiedet und das einstige Warenhaus komplett zu einer Geisterimmobilie wird.

Insolvenzverwalter ist am Zug

Ein riesiger Leerstand in prominenter City-Lage am Westenhellweg: Genau das hatte die Stadt verhindern wollen, als sie 2020 in Abstimmung mit dem Immobilieneigentümer Signa Real Estate eine Machbarkeitsstudie für mögliche Nachfolgemieter in Auftrag gab. Handel spielte dabei zwar auch eine Rolle – aber nicht mehr die tragende: Die Studie sollte aufzeigen, wie das Gebäude im Inneren umgebaut werden müsste, um verlassene Kaufhausflächen für eine gemischte Nutzung aufzubereiten.

Etwa für Büros, Arztpraxen, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie für Gastronomie. Damit wollten die Akteure der sich teils dramatisch veränderten Handelslandschaft Rechnung tragen. Signa hatte zeitweilig sogar schon erste, grobe Umbaupläne, in denen der Saturn-Markt im Erdgeschoss und im 1. Untergeschoss auftauchte.

Inzwischen sind die Gespräche mit Signa versiegt. Die Gruppe des früheren österreichischen Immobilienmoguls Rene Benko, zu der auch die Ex-Kaufhof-Immobilie zählt, ist insolvent. Seitdem ist erst recht unklar, was aus dem ehemaligen Warenhaus werden soll. Gesprächspartner der Stadt sind nicht mehr die Signa-Akteure, sondern ein Insolvenzverwalter. Mit dem allerdings steht die Stadt tatsächlich in Kontakt: Der Ex-Kaufhof ist eine Objektgesellschaft eingebracht, und bei der Stadt rechnet man mit einem baldigen Verkauf des Hauses.

Mehrere Eigentümer gleichzeitig

Dabei haben allerdings weitere Akteure ein Wörtchen mitzureden. „Die Stadt muss erstmal alle Eigentümer an einen Tisch bekommen“, sagt Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Westfalen – Münsterland. Das Problem: Das Grundstück hat nicht nur mehrere, sondern auch andere Eigentümer als das Gebäude.

Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Westfalen-Münsterland.
Handelsexperte Thomas Schäfer: "Die Stadt muss alle Eigentümer an einen Tisch bekommen." © RN

Es ist ein eine Erbpachtkonstellation mit zahlreichen Unterverträgen. Das macht die Lage nicht einfacher. Auch mit den Eigentümern steht die Stadt im Austausch. Selbst wenn das schwer sanierungsbedürftige Gebäude bald verkauft wird, stellt sich die Frage, ob ein millionenschwerer Umbau überhaupt noch lohnt – oder ob nicht besser gleich neu gebaut werden soll?

„Schön ist die Situation nicht“, sagt Handelsexperte Schäfer. Dennoch halte er es für möglich, die bestehende Immobilie nach einem Umbau wiederzubeleben. „Im Erdgeschoss könnte Einzelhandel durchaus funktionieren, vielleicht auch noch im 1. Obergeschoss“, vermutet Schäfer. Was die weiteren Geschosse betreffe, „reden wir über Nutzungen, über die auch in anderen, vergleichbaren Immobilien geredet wird“, so der Handelsfachmann „Büros, Arztpraxen, weitere Gesundheitsdienstleister oder vielleicht auch für ein Fitnessstudio.“ Das Warten auf einen neuen Eigentümer dürfte vorläufig weiter gehen.