Experte schätzt Problembereiche in Hörde ein Und gibt für einen Ort eine Empfehlung ab

Experte zu Problemen in Hörde: „Lebenswerter und normaler Stadtteil“
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In einem Stadtgespräch, das vom TV-Sender und von der Bürgermedienplattform NRWision in Kooperation mit Studierenden des Instituts für Journalistik der TU Dortmund organisiert wurde, sprachen zuletzt Bürgerinnen und Bürger über verschiedene Problembereiche in Dortmund-Hörde. Über die Bedeutung der einzelnen Punkte für den Stadtteil und über das, was dagegen unternommen wird, haben wir zuletzt ausführlich berichtet.

Unter anderem ging es dabei, wie so oft, um die Situation rund um den Friedrich-Ebert-Platz, den Bahnhof, wilden Müll und öffentliche Toiletten. Jemand, der als Experte einen Blick von außen auf die unterschiedlichen Bereiche werfen kann, ist Diplom-Sozialwissenschaftler Ralf Zimmer-Hegmann. Der kommissarische wissenschaftliche Leiter und Geschäftsführer des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund war ebenfalls als Experte zu Gast bei dem Hörder Stadtgespräch.

Zwei Orte im Fokus

Ralf Zimmer-Hegmann befasst sich mit Stadtsoziologie, Quartiersforschung, Evaluation und Monitoring sowie mit integrierten Konzepten der Quartiers- und Stadtentwicklung. Im Gespräch mit der Redaktion hat er aufgezeigt, wie er die angesprochenen Problembereiche in Hörde wahrnimmt und einschätzt.

Zwei Orte, die in den vergangenen Jahren oft Teil des öffentlichen Diskurses und der Berichterstattung waren, seien dabei im Stadtgespräch gar nicht mal das Hauptthema gewesen, so Zimmer-Hegmann. Die Rede ist vom Friedrich-Ebert-Platz und dem Hörder Bahnhof. Zwei Orte, an denen sich manch einer nicht unbedingt immer wohlfühlt – speziell in den Abendstunden. „Das ist natürlich auch stark von den einzelnen Personen abhängig. Eine ältere Frau empfindet so etwas anders als ein junger Mann.“

Den Ebert-Platz hat sich der Diplom-Sozialwissenschaftler selbst zweimal angesehen. Dabei habe er nicht den Eindruck bekommen, dass es sich dort um einen Problembereich handelt. „Diejenigen, die dort sitzen, verhalten sich relativ diszipliniert. Der Platz sieht auch nicht so verwahrlost aus, wie man das vielleicht aus anderen Bereichen kennt“, sagt Zimmer-Hegmann. Ähnlich sei der Tenor auch im Stadtgespräch mit den Hörder Bürgern gewesen.

Ralf Zimmer-Hegmann, ILS Dortmund
Ralf Zimmer-Hegmann ist kommissarischer wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund. © Roland Fechter

Dadurch, dass der Platz öffentlicher Raum sei, müssten prinzipiell alle erst einmal Zugang haben. „Die entscheidende Frage ist immer“, betont der Geschäftsführer des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, „gibt es da Regeln beziehungsweise unter welchen Bedingungen wird der Platz genutzt? Da empfiehlt es sich aus meiner Sicht immer, mit den verschiedenen Nutzergruppen zu sprechen. Was wollen sie, wie wollen sie den Platz nutzen oder verändern?“

„Leute vor Ort mit einbeziehen“

Es müsse einerseits also so etwas wie Nutzungsregeln geben – und andererseits müsse auch die Alkoholiker-Szene vor Ort mit in die Diskussion einbezogen werden. „Da muss man keinen ‚Platzbeauftragten’ haben. Aber dass man diese Gruppe ab und zu auch mal anspricht mit einer Vertrauensperson, den Menschen Hilfestellungen anbietet in ihrer Lebenssituation. Das finde ich auch einen Ansatz, den man mit betrachten sollte.“

Der Ebert-Platz sei nicht mit Plätzen in anderen Städten, auf denen sich zum Beispiel teils schwerst Drogenabhängige bewegen, vergleichbar. Dort sei dann professionelle Moderation gefragt – am Ebert-Platz nicht.

Broken-Window-Theorie

Das Problem des wilden Mülls sei indes nicht nur in Hörde präsent. Ähnliche Situationen, in denen man sich mehr Sauberkeit im öffentlichen Bereich wünscht, sind Zimmer-Hegmann auch aus anderen Städten bekannt. Der Diplom-Sozialwissenschaftler stellt einen Bezug zur sogenannten Broken-Window-Theorie her. „Wenn einmal ein öffentlicher Bereich vernachlässigt ist, dann scheren sich die Nachfolgenutzer auch nicht darum und schmeißen ihren Müll noch dazu. Das ist ein Effekt, der dann teilweise eintritt.“

Nette Toilette, Dortmund-Hörde
Die „Nette Toilette“ gibt es auch in Hörde. Ausgesuchte Gaststätten und andere öffentliche Einrichtungen stellen im Hörder Zentrum dabei ihre Toilette zur Verfügung. Am Eingang befindet sich dann dieser Aufkleber. © digital

Das Projekt der „Netten Toilette“, das auch in Hörde umgesetzt wird, begrüßt der Experte indes. Ausgesuchte Gaststätten und andere öffentliche Einrichtungen stellen im Hörder Zentrum dabei ihre Toilette zur Verfügung. Laut Zimmer-Hegmann müsse darauf jedoch auch sichtbar aufmerksam gemacht werden, am besten in Form eines großen Schildes.

Positives Fazit

Insgesamt zieht der kommissarische wissenschaftliche Leiter und Geschäftsführer des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung ein positives Fazit. Die Hörder Fußgängerzone mache einen belebten Eindruck und habe eine hohe Aufenthaltsqualität.

„Ich kenne auch noch den Clarenberg aus früheren Forschungen, das war vor Jahrzehnten ein Problembereich“, erklärt Zimmer-Hegmann abschließend und ergänzt: „Wenn man da durchgeht, macht das auch einen relativ guten Eindruck. In der Gesamtbetrachtung ergibt sich für mich das Bild eines sehr lebenswerten und normalen Stadtteils.“

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