Deutschlandweit erstes Klimabarometer in Dortmund Bürger können so die Stadt kontrollieren

Bürger können Stadt mit neuem Klimabarometer kontrollieren
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Dortmund soll bis 2035 klimaneutral werden. Auf dem Weg dorthin will die Stadt ausgehend vom Basisjahr 2018 bis 2030 ihre CO₂-Emissionen von 3,94 Megatonnen (Mt, 1 Million Tonnen) um fast die Hälfte auf 2,08 Megatonnen senken. In den ersten vier Jahren wurde etwa ein Viertel geschafft. Das heißt: Das Tempo muss steigen, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen.

Ob das klappt, das sollen die Bürger ab sofort mit dem neuen interaktiven Klimabarometer auf der städtischen Homepage verfolgen können. Dort werden die Fortschritte der Stadt gegen die Klimakrise visualisiert. Das Barometer zeigt unter anderem, wie Dortmund durch weniger und emissionsärmeren Autoverkehr sowie energetische Gebäudesanierung Jahr für Jahr seinen CO₂-Fußabdruck verringert. Die Stadt feiert sich damit deutschlandweit als Vorreiter, was die grafische und inhaltliche Aufbereitung des Themas betrifft.

Neben Dortmund haben weltweit nur noch die schottische Stadt Newcastle und die schwedische Stadt Helsingborg als Kommunen einen interaktiven digitalen Klimaplan veröffentlicht und wenden diesen als Fahrplan für eine klimaneutrale Zukunft an, schreibt die Stadt Dortmund in einer Pressemitteilung.

Verkehr und Gebäude

Zwei Stellschrauben zur CO₂-Minderung sind in dem Klimabarometer berücksichtigt: Verkehr und Gebäude. Zwei Drittel der Emissionen entfallen auf die Gebäude (2,61 Mt), für ein Drittel ist der Verkehr verantwortlich (1,33 Mt).

Ein Auszug aus dem neuen Dortmunder Klimabarometer.
Ein Auszug aus dem neuen Dortmunder Klimabarometer. Links die Emission von Gebäuden und Verkehr, rechts der CO₂-Absenkpfad bis 2030. © Screenshot Stadt Dortmund

Insgesamt sind im Klimabarometer aktuell 91 Maßnahmen aufgeführt, um den CO₂-Ausstoß zu senken, davon 86 für den Verkehr und nur fünf für die Gebäude, jeweils unterteilt in umgesetzte, in Umsetzung befindliche und geplante Maßnahmen. Bürger können dann mit dem Klimabarometer verfolgen, ob die Stadt im Plan liegt oder ihren eigenen Ansprüchen hinterherhinkt.

Ist letzteres der Fall, muss die Stadt ihre Bemühungen intensivieren und kann dafür neue Technologien berücksichtigen oder – falls notwendig – neue Projekte entwickeln.

Bekannte Projekte

Die im Klimabarometer hinterlegten Maßnahmen wie die Elektrifizierung der DSW21-Busflotte, die Privilegierung von E-Fahrzeugen und Radverkehr sowie die Förderung von nachhaltigem Bauen wurden nicht neu erfunden, sondern sind dem städtischen Handlungsprogramm Klima-Luft 2030 sowie dem Masterplan Mobilität entnommen. Dabei soll es aber nicht bleiben. Für das dynamische Messinstrument werden Inhalte nach und nach ergänzt und Zahlen ständig aktualisiert.

Für die Visualisierung geben Mitarbeiter der Stadt fortlaufend Daten über CO₂-verursachende Aktivitäten auf einer Plattform ein, arbeiten Ziele heraus, simulieren Szenarien und fügen stetig Projekte und Maßnahmen hinzu, die der Reduzierung von CO₂ dienen oder zum Klimaschutz beitragen, allerdings ohne, dass die erwartete CO₂-Reduzierung bei allen Maßnahmen genau beziffert werden kann. Das mathematische Modell dafür liefert eine eigens für diesen Zweck angeschaffte Plattform.

So kann der Bürger zwar keine Jahres-scharfen CO₂-Werte aus dem Klimabarometer ablesen, sieht aber zumindest, wie weit der Absenkpfad – der Leitstrahl in der Grafik – bis 2030 nach unten zeigt und kann diesen mit den Zielen abgleichen. Die Stadt spricht von einer „realistischen Einschätzung, ob die Aktivitäten ausreichen“.

Die Plattform werde aber weiter verbessert, teilte Stadtsprecherin Alexandra Schürmann auf Anfrage mit.

  • Das Klimabarometer ist über den Internetauftritt des Umweltamtes der Stadt Dortmund erreichbar.
  • Über dortmund.de/klimaschutz kommt man auf eine Themenseite, die links im Menü den Punkt Klimabarometer anbietet.
  • Nach einem weiteren Klick führt ein Link auf das Dashboard, das eigentliche Klimabarometer.
  • Beim ersten Besuch wird zunächst eine Einführung eingespielt, die einen Einstieg in den Aufbau und die Funktionsweise des Klimabarometers ermöglicht.

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