Die Millionen-Verluste von Ex-Pottsalat Was mit dem Standort in Dortmund passiert

Ex-Pottsalat insolvent: Was das für den Store in Dortmund bedeutet
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Green Club, ehemals und besser bekannt unter dem Namen „Pottsalat“, steckt weiter in finanziellen Schwierigkeiten. Das Unternehmen betreibt auch einen Standort mit über 70 Mitarbeitern in Dortmund und befindet sich seit dem 6. Dezember 2024 in einem vorläufigen Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Die Zukunft des Unternehmens und damit des Stores in Dortmund hängt am Ausgang eines Termins im Mai.

Das ist der aktuelle Stand

Am 1. April 2024 hatte das Amtsgericht Essen das offizielle Eigenverwaltungsverfahren eröffnet. Drei Monate lang war die Arbeitsagentur da bereits für die Gehälter der Mitarbeiter eingesprungen. Seit dem 1. April zahlt Green Club die Gehälter wieder selbst. Das Unternehmen arbeitet derzeit mithilfe von Sanierungsexperten an einem Plan, der die nächsten Jahre skizziert. Am 21. Mai soll dieser der Gläubigerversammlung vorgestellt werden. Stimmt diese dem Plan zu, geht es mit Green Club weiter.

Das auf Bowls und Salate spezialisierte Unternehmen führt seine Aktivitäten an allen zwölf Standorten in Deutschland also selbst fort. In Insolvenzverfahren übernimmt normalerweise ein Insolvenzverwalter die Geschäfte, außer ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung erlaubt es der Green-Club-Geschäftsführung, die Geschäfte selbst weiterzuführen. Das ist hier der Fall.

Green Club: 3,5 Millionen Euro sind weg

Recherchen unserer Redaktion zeigen jetzt, dass die Geschäftsberichte des Unternehmens bereits im Jahr 2024 zeigten, wie schlecht es um Green Club steht. Die kürzlich schlechten Nachrichten trafen zuletzt auch 1373 Kleininvestoren, die Green Club seit 2020 insgesamt rund 3,5 Millionen Euro geliehen haben: Ihr Geld ist weg. Das teilten die Green-Club-Chefs Tobias Drabiniok und Peter Falk ihren Anlegern in einer E-Mail mit.

Zwei Hände halten eine Schüssel: die Big in Japan Bowl von Green Club mit Meeresspargel, geröstetem Seetang, Avocado, Edamame, Gurke, Radieschen, Wasabi-Limetten-Mayo, Rucola und Basmatireis
Eine Neuerung auf der Speisekarte: Die Big in Japan Bowl mit Meeresspargel, geröstetem Seetang, Avocado, Edamame, Gurke, Radieschen, Wasabi-Limetten-Mayo, Rucola und Basmatireis. © Green Club

Die finanzielle Schieflage sei unter anderem durch die Inflation und Corona-Nachwehen begründet, erklärten sie darin. Wolfgang Gottbrath ist Pressesprecher von Green Club und sagt: „Zur Vorweihnachtszeit hin gab es einen krassen Rückgang in der Nachfrage, in einem höheren Ausmaß als sonst üblich. In der Weihnachtszeit ist es immer schwieriger, weil die Leute ihr Geld mehr für Geschenke ausgeben, aber der letzte Dezember lag unter dem schlechtesten Wert des gesamten Jahres, und zwar an allen Standorten.“

Ein Blick in die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre zeigt allerdings, dass das Unternehmen seit Jahren hohe Verluste in Millionenhöhe schreibt. Schon im Geschäftsjahr 2023 hatte das Unternehmen einen Verlust von 3,56 Millionen Euro verzeichnet und lediglich 5,21 Millionen Euro Umsatz eingefahren. Zudem musste das Unternehmen einen „nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag“ ausweisen.

Green Club schreibt seit Jahren Verluste

Übersetzt heißt das: Die Schulden von Green Club überstiegen das Vermögen des Unternehmens. Dabei handelt es sich aber um eine sogenannte bilanzielle Überschuldung. Wenn dann das Unternehmen seine Rechnung nicht mehr bezahlen kann, liegt auch eine akute Zahlungsunfähigkeit vor. Das Unternehmen hat sich also nur mit stillen Reserven von Gesellschaftern über Wasser halten können.

An sich ist ein verlustreiches Geschäft nicht zwangsläufig ungewöhnlich für ein Unternehmen, dessen Ziel vor allem darin besteht, zu wachsen und einen Markt zu erobern. „Expansion kostet Geld“, sagt auch Sprecher Gottbrath. „Rebranding kostet auch Geld, das war aber nötig, nachdem vergangenen Sommer aus Pottsalat, Green Club geworden ist. Wir waren im Vollgas-Modus und nun ist auf einmal alles eingebrochen. Das lässt sich so schnell nicht kompensieren.“

Doch von „auf einmal“ kann keine Rede sein. Nicht nur hat das Unternehmen schon 2023 3,56 Millionen Euro Verlust geschrieben. Dazu kam noch ein sogenannter Verlustvortrag von 4,7 Millionen Euro aus dem Geschäftsjahr 2022. Insgesamt standen so also 8,3 Millionen Euro an Verlusten im Geschäftsbericht des Jahres 2023. Unklar ist, wie das Unternehmen im kürzlich abgelaufenen Jahr 2024 mit den Verlusten umgegangen ist.

Was ist mit dem Store in Dortmund?

Eine Person hält jeweils eine Salat-Bowl von Green Club, ehemals Pottsalat, in einer Hand
Green Club, ehemals Pottsalat, ist auf Salate und Bowls spezialisiert. © Green Club

Dass die aktuellen Schwierigkeiten „abrupt und massiv“ kamen, wie Green Club über den Pressesprecher verlauten lässt, ist fragwürdig. Das Unternehmen musste etwa in seinem letzten veröffentlichten Geschäftsbericht einräumen: „Sollten die Umsatzerlöse nicht wie prognostiziert erzielt werden und kann keine zusätzliche Liquidität aus einer externen Finanzierung oder aus dem Gesellschafterkreis generiert werden, ergeben sich ausweislich der erstellten Unternehmensplanung etwaige Liquiditätslücken.“

Übersetzt heißt das: Wenn das Unternehmen nicht genug Geld mit seinem Geschäftsmodell einnimmt, droht dem Unternehmen das Geld an einigen Stellen auszugehen. Die Geschäftsführung sprach dabei bereits von „einer wesentlichen Unsicherheit, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit der Gesellschaft zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen könnte.“ Ein kryptischer Satz, der sagt: Tritt der Fall so ein, kann es sein, dass wir nicht weiter machen können.

Dieser Fall, den die Geschäftsführung laut Geschäftsbericht im vergangenen Jahr evaluiert hat, ist nun eingetreten. In der Folge investierten Gesellschafter und das Management im September 2024 erhebliche Summen in einer Eigenkapitalrunde ins Unternehmen. Sprecher Gottbrath erklärt: „Das macht man nicht, wenn man nicht überzeugt ist, dass es funktioniert. Auch die Gründer haben eigenes Kapital investiert, weil sie vom Konzept überzeugt waren und es immer noch sind.“ Doch auch dieses Geld ist jetzt weg.

Green Club wolle nun alles dafür geben, das Unternehmen mit Nachhaltigkeitsanspruch und Klimagedanken zu retten. „Wir sind ‚die Guten‘, so haben wir uns immer verstanden. Deshalb tut es umso mehr weh, weil alle mit Herzblut an Green Club hängen“, sagt Gottbrath. Was jetzt mit den Arbeitsplätzen passiert, analysiert Green Club für jeden Standort einzeln. Der Standort ist Dortmund sei aber einer der wichtigsten. Hier arbeiten 74 Mitarbeiter, die täglich etwa 400 Bowls zubereiten. Der Sprecher kündigt an: „Am Standort in Dortmund wird sich fürs Erste nichts verändern, denn der funktioniert gut.“

So geht es mit Green Club weiter

Der nun am 21. Mai folgenden Gläubigerversammlung blickt Green Club optimistisch entgegen, sagt Gottbrath. Stimmt diese dem Plan zu, geht es mit Green Club weiter. Was allerdings passiert, wenn die Gläubigerversammlung dem Plan nicht zustimmt, beantwortet das Unternehmen nicht. Die Zahlen aus dem Geschäftsbericht geben aber wenig Anlass für Optimismus.

Doch das Unternehmen will kämpfen. Unabhängig vom Sanierungsplan geht Green Club in dieser Woche mit einer überarbeiteten Speisekarte an den Start, die wieder mehr Kunden anlocken soll.

Darauf stehen zum Beispiel neue Nachtische und Beilagen, unter anderem japanische Bao Buns - aktuell ein Trend auf Social Media - und eine Bowl mit japanischem Meeresspargel. „Wir wollen noch mehr Speisen anbieten, die man zu Hause nicht so leicht nachmachen kann und woanders nicht findet.“

Im Sommer wird sich wohl entscheiden, wie es mit Green Club weitergeht.

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