
Dortmund gilt als zweitgrünste Großstadt – aber wie grün ist es hier wirklich?
Grünflächen
39, 49 oder gar 70 Prozent? Zur Frage des Grünanteils am Dortmunder Stadtgebiet gibt es immer wieder unterschiedliche Angaben. Wir sind dem Dortmunder Grün auf den Grund gegangen.
Manche erinnern sich noch: Ab Ende der 1960er-Jahre lud die Stadt zur 49-Prozent-Wanderung, um auf den hohen Grünanteil aufmerksam zu machen und dem Image als graue Industriestadt entgegenzuarbeiten. Vor zwei Jahren kürte die Berliner Morgenpost nach der Auswertung von Satellitenbildern Dortmund sogar nach Hamburg zur zweitgrünsten Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern in Deutschland – mit einem gemessenen Grünanteil von 70,7 Prozent. Die jüngste vom Statistischen Landesamt veröffentlichte Statistik zur Flächennutzung nennt wiederum einen Anteil der Vegetation von 39,4 Prozent, 14,9 Prozent Verkehrs- und 44,9 Prozent Siedlungsfläche. Was stimmt denn nun?
Die Unterschiede sind leicht zu erklären, wenn man Experte Ulf Meyer-Dietrich fragt. Auf Basis der Satellitenbilder werden Flächen als Grün bewertet, die etwa dicht mit Straßenbäumen bewachsen sind – aber am Boden natürlich in erster Linie Straßen sind, erklärt der Leiter des städtischen Vermessungs- und Katasteramtes.
Nicht alles, was als Siedlungsfläche zählt, ist auch bebaut
Aber auch die von IT.NRW veröffentlichte amtliche Statistik ergibt ein schiefes Bild. Denn nach den Vorgaben des Bundes fallen unter Siedlungsflächen auch Parks, Grünanlagen, Friedhöfe oder auch Kleingärten – in Dortmund also etwa der Westfalenpark, der Botanische Garten und der Hauptfriedhof, die natürlich fast komplett Grün sind. Auch Halden sind inzwischen nicht mehr grau, sondern grün. Und auch Sportflächen wie die Pferderennbahn in Wambel oder Golfplätze gelten amtlich als Siedlungsfläche. „Nicht alles, was als Siedlungsfläche zählt, ist also bebaut“, sagt Meyer-Dietrich.

Beispiel Hohenbuschei: Obwohl Grün das Areal prägt gelten sowohl der Golfplatz, das Wohngebiet und das BVB-Trainingsgelände statistisch als Siedlungsbereich. © Blossey
Mit Blick auf die tatsächlich ermittelte Nutzung der Flächen kommt das Vermessungs- und Katasteramt so auf einen Grünanteil von 51 Prozent. Und damit ist ein Ende noch nicht erreicht. Man könne auch die privaten Grünflächen dazurechnen – also etwa Hausgärten, die in der Statistik in den Bereich Wohnbaufläche fallen, erklärt Meyer-Dietrich.
Private Gärten sind statistisch nicht erfasst
Nach den Vorgaben der Bebauungspläne könne man einen Anteil von 40 Prozent der Grundstücksflächen zugrunde legen, der tatsächlich bebaut ist. „Das heißt, dass etwa 60 Prozent der Wohnbauflächen auch als Grünflächen öffentlich wahrgenommen werden“, erklärt der Vermessungs-Experte. „Für Dortmund ergibt sich damit ein Grünflächen-Anteil von 63,3 Prozent.“
Noch nicht berücksichtigt ist dabei dann der Grünanteil an Gewerbeflächen. „Insgesamt kann man so sagen, dass etwa zwei Drittel der Stadtfläche grün sind“, sagt Meyer-Dietrich.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
