
Es ist kein Wunder, dass viele Evinger die Faxen dicke haben. Niemand möchte jahrelang an einem leerstehenden Supermarkt von der Größenordnung eines Reals vorbeilaufen, schließlich hinterlassen heruntergelassene Rollos und vakante Ladenlokale immer ein Gefühl von Niedergang. Angesichts der jahrelangen Unsicherheit, was mit dem Gebäude passieren soll, hat sich vermutlich bei vielen der Eindruck erhärtet: „Alles geht den Bach runter“.
Genau deswegen kann ich die Leute nicht verstehen, die sich nun über die geplante Neueröffnung eines Fitnessstudios mokieren. Ich gebe zu, auch mich wird man nicht in einer Fitnessstudio-Kette antreffen. Nur weil aber nicht jeder Evinger auch Kunde werden möchte und mental bereits die Sportsachen packt, ist FitX keine schlechte Nachricht für den Stadtteil.
Selbstverständlich kann ein Fitnessstudio allein nicht das gesamte Gebäude beleben, aber vieles an den Eckdaten darf getrost Mut machen: Für zehn Jahre hat die Fitnesskette einen Mietvertrag unterschrieben. Für mich ein Zeichen, dass das Essener Unternehmen es ernst meint. Denn nur zu gut kennen Dortmunder die sogenannten Pop-up-Stores, die monats- und wochenweise auftauchen und am Ende nichts anderes zurücklassen, als leere Kleiderständer oder Regale und keine langfristige Entwicklung. Eine zweistellige Mietlaufzeit hört sich in der heutigen Zeit wohltuend langfristig an.
Obendrein lässt FitX mit 2,5 Millionen Euro eine Summe in den Evinger Standort fließen, die in nichts den übrigen FitX-Filialen nachsteht. Auch das für mich ein positives Zeichen, denn scheinbar wird selbstbewusst und optimistisch investiert. Ein Unternehmen von dieser Größenordnung wird entsprechende Recherchen betrieben haben, ob sich ein Evinger Standort lohnt und danach entscheiden.
Die kleinere Konkurrenz von City-Fitness gegenüber wird sich natürlich bedanken, eine deutlich größere Kette direkt vor die Nase gesetzt zu bekommen. Preis und Angebot der beiden Betreiber sprechen allerdings, bei oberflächlicher Betrachtung, nicht die identischen Zielgruppen an. Im Stadtteil Eving gibt es bisher nur das City-Fitness, FitX könnte daher tatsächlich einen Angebotsmehrwert bedeuten.
Symbiose Sport und Supermarkt
Und nicht zu vergessen: Im November kündigte Bezirksbürgermeister Oliver Stens an, dass sowohl Aldi als auch Rewe Flächen im alten Real-Gebäude nutzen möchten. Eine offizielle Pressemitteilung gibt es von beiden Unternehmen bis dato (Stand 24.4.) allerdings noch nicht. Da FitX mit den angekündigten 2.300 Quadratmetern auf der ersten Etage nur die Hälfte der Fläche für sich mietet, und auch die Fläche im Erdgeschoss genug Platz für eine Supermarktfiliale bietet, könnte das räumlich aufgehen. Viele werden vermutlich auch aus anderen Stadtteilen zum Sport kommen. Nach einer Trainingseinheit noch kurz einkaufen könnte ein alltagstauglicher Ablauf für viele sein. Die Supermärkte haben dadurch automatisch ein größeres Einzugsgebiet und würden als Standort sicherer sein.
Ich würde zudem unterstellen, dass Bezirksbürgermeister Stens nicht freimütig mit diesen zwei Namen an die Öffentlichkeit gegangen wäre, ohne etwas in der Hand zu haben. Besonders da der lange Leerstand und die vielen betroffenen Real-Mitarbeiter und Einzelhändler dem Evinger Gemütszustand nachhaltig geschadet haben. Eine weitere Enttäuschung möchte Stens mit Sicherheit nicht riskieren.
Ich bin der Meinung, dass das neue Fitnessstudio ein erster offizieller Schritt in die richtige Richtung sein könnte. Wenn jetzt noch ein wasserdichtes Konzept für die übrigen Flächen folgt, mit Platz für Gastronomie und kleinem Einzelhandel, haben die Evinger bald ihre Faxen vielleicht die längste Zeit dicke gehabt.