Es gab in Dortmund in jüngerer Vergangenheit größere Kundgebungen, als die der Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG) am Montagvormittag (27. März). Dennoch war deren gemeinsamer Warnstreik mit Verdi eine unverkennbare Machtdemonstration.
Bus und Bahn, Züge des Nah- und Fernverkehrs, viele Flughäfen und Teile des Schiffsverkehrs wurden deutschlandweit von den Zehntausenden Gewerkschaftern und Gewerkschafterinnen lahmgelegt. Auch in Dortmund fuhr am Montag in einem Wort: nichts.
Am Hauptbahnhof machte sich das am Morgen vor allem durch eine große Leere bemerkbar. Vereinzelt strandeten zwar Reisende mit ihren Koffern in der Bahnhofshalle. Die meisten Menschen schienen sich aber auf die Ausnahmesituation eingestellt zu haben. Auch große Staus auf den Straßen blieben aus.
Umstieg auf den Flixbus
Erwischt hat der Warnstreik Yannick Meehsen (31) aus Aachen. Er saß mit ungewöhnlichem Gepäck stundenlang im Hauptbahnhof: einem E-Bass und einem Verstärker. „Die habe ich gestern in Gronau gekauft und mit der Bahn transportiert. In Dortmund habe ich übernachtet“, erzählt er.

Eigentlich sollte es am Morgen weitergehen nach Aachen, wo Yannick Meehsen wohnt und um 11 Uhr einen wichtigen Termin gehabt hätte. Doch der musste platzen.
„Für mich geht es jetzt erst um 20 Uhr mit dem Flixbus weiter“, sagt er resigniert. Immerhin: Das bereits gekaufte Zugticket bekomme er erstattet. Und generell habe er natürlich Verständnis für den Warnstreik.
Warnstreik mit Vorgeschichte
Warum es dabei geht, erklärt Lokführer und EVG-Mitglieder Karsten Ulrichs (53): „Jeder Tarifkonflikt hat seine Vorgeschichte. In der Zeit der Corona-Pandemie hatten wir eine Lohnenthaltung und die Bahn hat dadurch mehrere Milliarden Euro eingespart. Und jetzt wollen wir uns das zurückholen, indem wir so viel mehr bekommen, wie wir an Reallohn durch die Inflation verloren haben.“

In Zahlen ausgedrückt sind das 12 Prozent oder 650 Euro mehr Entgelt (je nach dem was mehr ist). Damit liegt die EVG noch etwas höher als die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Sie fordert 10,5 Prozent bzw. mindestens 500 Euro mehr.
Kundgebung an der Katharinentreppe
Diese Forderungen haben am Montagmorgen ab etwa 9 Uhr auch mehrere Redner und Rednerinnen bei einer Kundgebung der EVG an der Katharinentreppe betont. Der gemeinsame Tenor: Die Eisenbahner und Eisenbahnerinnen fordern Anerkennung, die sich auch in Geld niederschlägt.
Der große gemeinsame Warnstreik von Verdi und EVG sollte auch die neuen Verhandlungsrunden einläuten. Von ihnen dürfte auch abhängen, ob sich ähnliches noch einmal wiederholt.
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