Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat Anklage gegen einen der bekanntesten Kriminellen des Ruhrgebiets erhoben. Dem Mann, der sich Sammy Miri nennt, wird Kokain-Handel im großen Stil vorgeworfen. Das bestätigte Henner Kruse, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Nachfrage unserer Redaktion. Zuvor hatte die „Bild“ darüber berichtet.
Der 38-Jährige, der bürgerlich anders heißt und die syrische Staatsangehörigkeit haben soll, gilt als Oberhaupt eines kriminellen Clans und war mehrere Jahre lang auf der Flucht vor den Ermittlern. Im März war er in der Türkei festgenommen worden und kam zunächst in Abschiebehaft. Anfang August wurde er dann per Flugzeug nach Deutschland abgeschoben und sitzt seither in Untersuchungshaft.
Sammy Miri soll Kokainhandel mit „nicht geringen Mengen“ betrieben haben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage in insgesamt elf Fällen erhoben. In sechs Fällen soll der Angeschuldigte als Mitglied einer Bande agiert haben. Die Staatsanwaltschaft verfolgt in diesen Fällen drei weitere Personen in gesonderten Verfahren. Dabei handele es sich um zwei Brüder von Sammy Miri sowie einen weiteren Mann, sagte Henner Kruse.
Lange Haftstrafe droht
Der Angeschuldigte soll zudem in einem Fall Kokain nach Deutschland eingeführt haben. Wer mit Kokain in nicht geringer Menge handelt, es nach Deutschland bringt und dabei als Mitglied einer Bande agiert, muss laut Paragraf 30a des Betäubungsmittelgesetzes mit einer Mindestfreiheitsstrafe von fünf Jahren rechnen. Sammy Miri droht sogar eine Haftstrafe im zweistelligen Jahresbereich.
Die Fälle erstrecken sich laut Anklageschrift über die Zeiträume Ende März 2020 bis 3. Juni 2020 und März 2022 bis 22. März 2023.
Teil der Anklageschrift ist auch ein Antrag der Staatsanwaltschaft auf die Einziehung von sogenannten Taterträgen. Denn wer Straftaten begeht, soll von diesen nicht finanziell profitieren. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft kommt im Fall von Sammy Miri ein Einziehungsbetrag in Höhe von 974.000 Euro in Betracht, wie Henner Kruse bestätigte. Der mutmaßliche Clan-Boss soll demnach rund eine Million Euro mit dem Kokain-Handel verdient haben.
Zielfahnder des LKA NRW, der zuständige Sonderdezernent der Staatsanwaltschaft Dortmund sowie beteiligte Bundesbehörden waren in enger Zusammenarbeit über drei Jahre mit der aufwändigen Fahndung nach Sammy Miri befasst.
Die Anklageschrift wurde dem Angeschuldigten und seinem Verteidiger bereits zugestellt, wie das Landgericht Dortmund auf Nachfrage bestätigte. Diese haben zunächst die Möglichkeit, zu dieser Stellung zu nehmen. Danach muss das Gericht über die Zulassung der Anklage entscheiden.
