Im Prinzip sind sich alle einig: Denn, dass Kinder der Altersklassen U3 und Ü3 nicht einfach eine vierspurige Fahrspur überqueren sollen oder können, bestreitet niemand. Und doch stehen Eltern genau vor diesem Problem.
Für Marius Kerkering ist das mit seiner Tochter regelmäßig Teil der Morgenroutine. Am Brackeler Hellweg 22 in Dortmund-Brackel liegt ein Kindergarten der Awo.
Insgesamt 85 Kinder wollen jeden Morgen zur Kita gebracht und nachmittags wieder abgeholt werden. „Hier kommen jeden Morgen dutzende Autos an, und die Parksituation ist wirklich nicht gut, da wird es auf der Straße schon gefährlich“, sagt Kerkering. Das große Problem der Kita: Sie liegt hinter dem Gebäude der Tanzschule Mennigmann und hat weder eine eigene Vorfahrt, noch einen Parkplatz für die Eltern. „Morgens können wir zwar auf der Fläche vor der Tanzschule halten, die reicht für die Stoßzeiten aber nicht aus“, sagt Kerkering. „Vor allem, wenn die Tanzschul-Besucher ab Nachmittag ebenfalls Parkplätze brauchen, wird es eng.“

Für die Eltern heißt das: So gut es geht auf die Stellplätze entlang des Brackeler Hellwegs ausweichen und die Straße überqueren. „Die Straße hat vier Spuren und zwei Straßenbahnlinien, da geht man nicht gerne einfach drüber“, sagt Kerkering.
Der 40-jährige Brackelner ist seit zwei Jahren im Elternrat des Kindergartens. Er hat sich mit dem Problem bereits an die Bezirksvertretung Brackel gewandt. Mit einem ermutigenden und frustrierenden Resultat zugleich. „Parteiübergreifend waren alle Mitglieder der Bezirksvertretung der Meinung, dass man etwas ändern müsste, aber das sei schlicht nicht möglich“, sagt Kerkering.
Es scheitert an Bürokratie
Bezirksbürgermeister Hartmut Monecke bestätigt das. „Herr Kerkering hat in seinen Punkten zur Kita am Brackeler Hellweg völlig recht, aber all unsere Lösungsansätze sind durch Regeln und Zuständigkeiten blockiert.“
Ein Beispiel: „Normalerweise gibt es vor Kitas per Straßenverkehrsordnung immer eine Tempo-30-Zone“, so Monecke. „Weil der Ausgang der Kita aber nicht direkt auf den Bürgersteig mündet, sondern auf das Gelände hinter der Tanzschule, entfällt diese Regel und es ist weiter Tempo 50.“
Abgesehen davon handelt es sich beim Brackeler Hellweg auch noch um die Landesstraße 663. „Dadurch ist auch eine Fahrbahnverengung ausgeschlossen“, sagt Monecke.
Ein weiteres Hindernis ist die Straßenbahn. „150 Meter die Straße runter ist die Haltestelle mit einer Ampel“, sagt Monecke. „Wir würden die Ampel am liebsten vor die Kita setzen, aber weil die Fahrgäste an dieser Haltestelle über die Straße ein- und aussteigen müssen, kann man die Ampel nicht wegnehmen.“
Auf dem Papier würde die Distanz zur Ampel nicht groß sein, fügt Monecke hinzu, „aber im Regen oder im Winter wird niemand auf der einen Straßenseite gegenüber parken, und den großen Bogen über die Fußgängerampel gehen.“
Das Gleiche gelte für das Fahrradfahren. „Man muss bei der Planung in Zukunft den Alltag stärker berücksichtigen und sich einmal wirklich überlegen, wie kommen Kinder im Alter von unter drei Jahren sicher in den Kindergarten?“
Besonders ärgerlich ist das, da diese Probleme schon beim Bau absehbar waren.
Marius Kerkering und seine Tochter erleben diesen Alltag, auch auf dem Fahrrad. „Der Bürgersteig vom Brackeler Hellweg ist sehr schmal, da kann man mit einem Fahrrad nur schwer drüber“, sagt Kerkering. „Meine Kleine liebt das Radfahren, aber das letzte Stück an der Straße mit so vielen Lkw dicht am Bürgersteig ist nicht angenehm.“
Die Gefahr bleibt
Auf Dauer könne die jetzige Situation nicht gutgehen, sagt Kerkering. „Ich arbeite als Prozessingenieur im Chemiewerk Marl und muss regelmäßig Gefährdungsbeurteilungen machen, bei so vielen Autos, Kindern und Straßenbahnen erscheint es mir unglaublich, dass das hier so bleiben kann.“
Seine Hoffnung setzt Kerkerung nun in die Beschwerdestelle des Oberbürgermeisters. „Er sollte hoffentlich noch mehr Spielräume haben, damit sich etwas ändert.“
