Baumfällungen im Naturschutzgebiet Ist das rechtens? Stadt erklärt „ökologisches Waldkonzept“

Fällungen im Naturschutzgebiet: Stadt erklärt „ökologisches Waldkonzept“
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Barbara und Peter Grabowski (71/72) sind empört: Seit Monaten beobachten sie, wie im Naturschutzgebiet Süggelwald in Dortmund regelmäßig Bäume gefällt werden. „Im Naturschutzgebiet ist das nicht in Ordnung und meines Wissens sogar verboten“, sagt Barbara Grabowski. „Die gefällten Baumstämme, die jetzt im Wald liegen, machen einen vollkommen gesunden Eindruck. Sie drohten auch nicht umzufallen und auf die Wege zu stürzen.“ Das Ehepaar wohnt in unmittelbarer Nähe zum Wald und bekommt die Arbeiten hautnah mit.

Stadtsprecher Christian Schön erklärt: „Bei den Fällungen handelt es sich um Maßnahmen zur Verjüngung des Waldes, die lange im Vorfeld geplant wurden. Durch das Entnehmen einzelner Stämme erhalten die verbleibenden Bäume mehr Raum, Licht und Nährstoffe. So erhöhen sich die Stabilität, Vitalität und Baumartenmischung des Waldbestands.“

Die Stadt verfolgt mit den Fällarbeiten das Ziel, den Stadtwald widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Bestimmte Baumarten, wie die heimischen Stiel- und Traubeneichen, sollen durch gezielte Entnahme anderer Bäume im Konkurrenzkampf gefördert werden. Die Formel dahinter lautet: „Mehr Mischung = mehr Risikostreuung = mehr Klimastabilität.“

Der Süggelwald ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen, wie dieses Schild anzeigt.
Der Süggelwald ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen, wie dieses Schild anzeigt. © Andreas Schröter

Auch absterbende und kranke Bäume entlang von Wegen und Straßen werden entfernt, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. „Dabei achten wir darauf, den Naturhaushalt so wenig wie möglich zu stören“, betont Schön. Besonders wichtig sei dabei, dass bei den Fällungen Rücksicht auf die Tierwelt genommen werde. „Die Arbeiten werden außerhalb der Brutzeiten durchgeführt, um Vögel und andere Tiere nicht zu gefährden“, ergänzt er.

Die Maßnahmen basieren auf dem „Ökologischen Waldkonzept für den Stadtwald Dortmund“, das der Stadtrat im September 2023 beschlossen hat. Entwickelt wurde es von einer Fachgruppe des Umweltamtes. Ziel ist es, die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte eines Großstadtwaldes im Klimawandel bestmöglich zu vereinen.

Viele Bürger, darunter auch die Grabowskis, fragen sich jedoch, ob diese Eingriffe mit dem Status des Naturschutzgebietes vereinbar sind. „Die Ausweisung eines Waldes als Naturschutzgebiet heißt nicht automatisch, dass dort keine forstwirtschaftlichen Maßnahmen durchgeführt werden dürfen“, erklärt Schön. Der Landschaftsplan enthalte klare Regelungen, die solche Eingriffe ermöglichen – sofern sie der Stabilisierung des Ökosystems dienen.

„Wir möchten, dass die Stadt transparenter mit solchen Maßnahmen umgeht und die Bürger frühzeitiger informiert“, sagt Barbara Grabowski. Weitere Informationen zu den Waldmaßnahmen in Dortmund sind auf der Internetseite der Stadt abrufbar.