Friedrich Brons ächzt. Er kneift die Augen zusammen und saugt zischend die Luft ein. Diese Übung hasst er, vor allem weil sein Trainer und Gesundheitstherapeut Christian Borggräfe nicht locker lässt. Brons liegt auf dem Rücken, sein Fuß ruht auf der Schulter des knienden Trainers. Das zieht gewaltig in den Kniekehlen. „Was sein muss, muss sein. Gleich ist es vorbei. Du machst das schon viel besser als früher“, versucht Borggräfe seinen Schützling aufzumuntern. Dann hat der Rentner es geschafft.
Friedrich Brons - eigentlich Dr. Friedrich Brons - war 50 Jahre lang Augenarzt. Viele seiner Ex-Patienten werden ihn aus dem Augenzentrum Hellweg am Ostenhellweg 53-55 kennen. Heute trifft man den Rentner häufiger Kaffee trinkend und Zeitung lesend im Café der Parfümerie Wigger an der Kaiserstraße. Der 75-Jährigen ist heute so fit wie seit 50 Jahren nicht mehr. Und das liegt an einem besonderen Training.

Seit der Kindheit Probleme
Friedrich Brons ist ein echtes Kaiserviertel-Urgestein. „Ich habe noch nie woanders gewohnt - nur zwischendurch, als ich zum Studieren nach Bonn musste.“ Erst mit 70 ist der Dortmunder in Rente gegangen. „Ich habe gern gearbeitet, aber auch sehr viel - vielleicht zu viel.“ Die Augenarztpraxis am Ostenhellweg haben inzwischen andere übernommen.
Gesundheitliche Probleme hat der Rentner seit seiner Jugend. Er erinnert sich noch, wie er in seiner Sport-Prüfung fürs Abitur zusammenbrach, weil er durch eine verschleppte Erkältung eine Nierenentzündung erlitten hatte. Seitdem hat er Herz-Rhythmus-Störungen. Durch die viele Arbeit hat er Vorhofflimmern bekommen.
Seit seiner Kindheit lebt er zudem mit einer Beweglichkeitseinschränkung im ganzen Körper, hauptsächlich in den Rücken,- Hüft- und Beinpartien. „Ich war immer steif“, sagt Friedrich Brons. Viele alltägliche Bewegungen fielen ihm schwer. Im Ruhestand findet er nicht nur Zeit für seine fünf Enkelkinder, sondern auch, um seinem Körper etwas Gutes zu tun.
Im Alter beweglicher als früher
Der Ehrgeiz, der auch im Medizin-Studium nicht schadete, hilft ihm dabei, immer beweglicher zu werden. Dabei unterstützt ihn Gesundheitstherapeut Christian Borggräfe mit einer eigens entwickelten Methode. Seit fünf Jahren macht Borggräfe einmal die Woche abwechslungsreiche Mobilisierungs-,
Ausdauer-, Dehn- und Kraftübungen zusammen mit dem Rentner.
Die Übungen sind so konzipiert, dass sie sich immer an Brons Bedürfnisse anpassen lassen und auf kleinen Raum in den eigenen vier Wänden ausgeführt werden können. Auch auf den gesundheitlichen Zustand und die Ernährung geht Borggräfe ein.
Der 75-Jährige ist emsig beim Training. Wenn er nachts nicht schlafen kann, steht er auf und macht seine Übungen. „Eine starke Muskulatur schützt auch die Knochen“, erklärt der Trainer und scheucht seinen Schützling zur nächsten Übung. Manchmal kommt der Rentner dabei ganz schön außer Atem. Borggräfe setzt ihn zum Beispiel aufs Sofa für eine Beweglichkeitsübung, die gleichzeitig die Muskeln anstrengt.

Aufstehen - „Schön kontrolliert!“ - Hinsetzen - „Gerader Rücken!“ - Aufstehen - „Nicht nachlassen!“ - Hinsetzen - Friedrich stöhnt - Aufstehen, Hinsetzen. Früher musste Friedrich sich zum Aufstehen festhalten. Heute gelingt das problemlos ohne Stütze. „Mit dem eigenen Körpergewicht zu trainieren ist die natürlichste Art der Bewegung“, sagt Borggräfe, der immer wieder neue Übungen mitbringt.
Der Trainer ist manchmal ganz gerührt, wenn er sieht, wie der Rentner die Treppen in die obere Etage geradezu hoch galoppiert. „Zu schnell darf ich nicht, dann kriege ich Ärger von Christian, er macht sich immer Sorgen, dass ich falle“, sagt der 75-Jährige, lächelt schelmisch und hüpft die Treppe hinunter. Er will gerne zeigen, was er kann.
Lebensqualität gewinnen
Dass Christian Borggräfe ihn trainiert, war die Idee von Brons Frau, ebenfalls Ärztin in Dortmund. Sie sei selbst noch äußerst fit mit ihren 71 Jahren und motiviere ihren Mann oft. „Man braucht jemanden, der einen mitzieht. Meine Frau triezt mich ganz schön“, sagt der Rentner lachend, „aber eigentlich bin ich dafür sehr dankbar.“
Denn dass er sich seine Beweglichkeit erkämpft hat, hat seine Lebensqualität deutlich verbessert. „Friedrich hat sich seine Freiheit antrainiert“, sagt sein Trainer beeindruckt. Den großen Weihnachtsbaum trägt der 75-Jährige selbstverständlich selbst ins Wohnzimmer. Die Quitten vom Baum in seinem kleinen Garten pflückt er selbst. „Daraus mache ich Quittenmarmelade, der ganze Keller ist voll davon. Ich bin hier nämlich auch der Koch und Hausmann.“
Auch wenn Brons immer Probleme mit seiner Steifheit hatte: Unsportlich war er nie. Er liebt es, auf dem Matterhorn in der Schweiz Ski zu fahren, kurvt gern mit dem Mountainbike durch das Sauerland, geht mit seiner Frau wandern. Sein liebstes Hobby ist Tennis spielen. Dabei lernte er vor Jahrzehnten seine Frau kennen. Seine Gegner beim Tennis sind oft um die 50 Jahre alt, „das könnten meine Kinder sein“, sagt Brons lachend, „aber da kann ich mittlerweile ganz gut mithalten.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. Dezember 2024.
„Da fängt das Sterben an.“
Während der Dortmunder mit dem Alter immer fitter wird, passiert mit vielen Altersgenossen das Gegenteil. „Viele kommen nicht mehr hoch oder werden krank. In unserem Alter erholt man sich nach einem Sturz teilweise nicht mehr. Viele sterben auf dem Weg, das ist manchmal schrecklich“ Natürlich merkt Brons auch, dass er kein Jungspund mehr ist. „Ich war schon ab und zu traurig festzustellen, dass die Reaktionsfähigkeit immer weiter schwindet.“
Trotzdem weiß er, dass seine Beweglichkeit in seinem Alter beneidenswert ist. Weil er schon so lange im Kaiserviertel wohnt, fallen ihm oft Menschen auf, die hier alt geworden sind und nicht mehr gut zu Fuß sind. Auch in seinem Lions Club sieht er regelmäßig Menschen, die innerhalb weniger Jahre regelrecht eingehen, krum werden, kaum laufen können. Brons ist überzeugt: „Da fängt das Sterben an.“
Er würde sich wünschen, dass sich ältere Menschen besser um sich kümmern. „Manchmal möchte ich diese Leute am liebsten schütteln und ihnen klarmachen, dass sie endlich etwas tun müssen.“ Gerade wer es sich leisten könne, solle das Geld besser für einen Trainer wie Christian Borggräfe ausgeben, als es auf der Bank zu lassen. Der ehemalige Augenarzt hat sein Geld jedenfalls richtig angelegt.
Christian Borggräfe - Personal Trainer
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