Einen Freitag haben sich Anna-Hilke Kuse und Marco Kuse für den Pressetermin gewünscht. „Das ist unser freier Tag“, sagte die 33-Jährige ein paar Tage zuvor am Telefon. Doch das Ehepaar kann es sich nicht leisten zu faulenzen. Denn die beiden haben erst im September den Bauernhof in Dortmund übernommen, der sich seit fast 175 Jahren im Familienbesitz befindet - nebenberuflich.
Zuletzt hätten sich ihre Eltern und dann ihr Bruder um den Hof am Baukamp 68 in Kirchderne gekümmert, erzählt Anna-Hilke Kuse. Dieser habe sich nun dazu entschieden, etwas anderes zu machen, sagt sie weiter. „Wir wollten das auf keinen Fall sterben lassen.“
Zwischen Projektmanagement und Landwirtschaft
Allerdings kommen beide aus ganz unterschiedlichen Branchen. „Ich bin Projektmanagerin und Marco arbeitet in der IT“, erzählt die Dortmunderin. Doch Kuse weiß, wie das Arbeiten auf einem Bauernhof ist. Sie wuchs auf dem 1848 gegründeten Hof auf. Losgelassen habe sie das Leben dort nie: „Es war schon immer ein kleiner Traum von mir, den Hof mal zu betreiben.“
Donnerstags und freitags sowie am Wochenende arbeitet das Paar deshalb nicht in den eigentlichen Jobs, sondern auf dem Hof. „Manchmal könnte der Tag noch einige Stunden mehr gebrauchen“, sagt Marco Kuse lachend. Seine Frau pflichtet ihm bei: „Es ist keine einfache Zeit, hier zu starten.“
Damit meint Kuse nicht nur die Lage der Gesamtwirtschaft, sondern auch die Weihnachtszeit. Denn die sei auf dem Bauernhof in Kirchderne erfahrungsgemäß stressiger als der Rest des Jahres. Das hänge unter anderem mit dem Verkauf von Weihnachtsbäumen (seit dem 3.12.) und der Weihnachtsscheune (8. bis 11. und 15. bis 23.12.) zusammen. Erst wenn am 24. der Baumverkauf beendet sowie Scheune und Hofladen geschlossen seien, „dann ist für mich Weihnachten“, sagt Kuse.
Ein Jahr Studium in Schottland
Missen möchte die Dortmunderin diese Zeit trotzdem nicht. Erst einmal habe sie die Weihnachtszeit auf dem Hof verpasst. „2013 habe ich ein Jahr lang in Schottland studiert“, berichtet sie.
Die zukunftsweisende Arbeit auf dem Hof beginnt jedoch erst, wenn Weihnachten - und damit das Jahr 2022 - vorbei ist. „Wir wollen von Grund auf renovieren“, sagt Kuse. Denn das Paar hat verschiedene Pläne, wie der Hof künftig funktionieren soll: „Wir planen, zur Spargel- und Erdbeersaison einen Hofladen mit Direktvermarktung aufzubauen.“ Sprich: Kundinnen und Kunden können Gemüse vom eigenen Feld sowie regionale Produkte aus anderen Hofläden kaufen.

Einen Selbstbedienungsautomaten wird es ebenfalls auf dem Hof geben. Geliefert worden ist das Gerät bereits. „Alles für das Frühstück“, können Menschen dort dann ebenfalls besorgen, wenn der Hofladen geschlossen ist.
Gemüseparzellen werden vermietet
Wer Gemüse jedoch nicht nur kaufen und mitnehmen möchte, ist bei Anna-Hilke und Marco Kuse ebenfalls richtig. Denn die beiden haben vor, kleine Parzellen als private Gemüseäcker zu vermieten. Entsprechende Flyer sind bereits vorbereitet worden.
„Kleine“ und „große“ Parzellen stehen zur Auswahl. Die kleine, etwa 35 Quadratmeter große Fläche sei ideal für ein bis zwei Personen. Die Saisonmiete (etwa sieben Monate) beläuft sich auf 195 Euro. Ein großer Abschnitt misst rund 60 Quadratmeter und kostet für denselben Zeitraum 245 Euro. Er sei besonders geeignet für Großfamilien und Wohngemeinschaften.
Die Flächen befänden sich unmittelbar in der Nähe des Hofes. Und so läuft die Arbeit ab: „Die Parzellen werden am Anfang der Saison durch uns bepflanzt und eingesät.“ Gießen, jäten, ernten und selbst nachpflanzen ist dann Aufgabe der Mieter. Betreuung und Rat gibt es natürlich trotzdem von Anna-Hilke und Marco Kuse. In ihren Köpfen wabern bereits weitere Ideen umher, die sie langfristig umsetzen möchten, wenn sie nicht in ihren Hauptjobs tätig sind.
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