Dortmunder Flughafen
Dortmund Airport bekommt mehr Zeit, seine Millionen-Verluste abzubauen
Schafft Dortmunds Flughafen die Wende und baut seine Millionen-Verluste aus dem laufenden Betrieb bis 2024 ab? Viele zweifeln daran. Jetzt gibt es einen überraschenden Vorstoß, der dem Airport hilft.
Kleine Airports in die Gewinnzone zu bringen und die Dauer-Subventionen zu beenden. Das war das Ziel der EU-Kommission, als sie 2014 strenge Regeln („Luftverkehrsleitlinien“) für die europäischen Flughäfen aufstellte. Sie gelten auch für Dortmunds Flughafen.
Eine der Regeln besagt: Bis Ende des ersten Quartals 2024 müssen die Airports ihre millionenschweren Verluste aus dem laufenden Betrieb abgebaut haben und fortan schwarze Zahlen schreiben. Flughäfen, die das nicht schaffen und im sogenannten „EU-Ergebnis“ weiter horrende Defizite ansammeln, droht schlimmstenfalls die Schließung.
Airport-Geschäftsführer Ludger van Bebber. © Schaper
Auch in Dortmund starrt man gebannt auf das magische Datum. Kriegt der defizitäre Dortmund Airport die Kurve oder nicht?
Grüne, CDU und Linke im Rat hatten die Stadt sogar schon beauftragt, „Szenarien“ zu entwerfen, wie das Flughafen-Gelände im Fall der Fälle alternativ genutzt werden könnte.
Flughafen-Chef Ludger van Bebber hingegen zeigte sich verhalten zuversichtlich. Mehrfach betonte er, der Dortmund Airport werde die von der EU gesetzte Frist trotz der Coronafolgen einhalten – sofern sich die Rahmenbedingungen nicht wieder verschlechtern.
EU-Ergebnis: Flughafen will bereits 2023 ein Plus machen
Tatsächlich scheint der Flughafen zurzeit auf aussichtsreichem Weg: Nach dem Absturz der Passagierzahlen von gut 2,7 Millionen (2019) auf 1,22 Millionen in 2020 wuchsen sie im zurückliegenden Jahr 2021 wieder auf 1,69 Millionen.
2022 könnte der Airport dem aktuellen Trend zufolge bei deutlich über 2 Millionen Fluggästen landen. Wie in einer Steilkurve war auch das relevante „EU-Ergebnis" 2020 zunächst auf ein Minus von zwölf Millionen Euro hochgeschossen. 2021 waren die Verluste auf minus 6,2 Millionen Euro nahezu halbiert.
Ende des laufenden Jahres soll das Defizit auf minus 1,3 Millionen Euro gedrückt sein. Danach sollen die Zahlen schwarz werden: Ende 2023 will der Dortmund Airport in seinem „EU-Ergebnis" erstmals ein Plus in Höhe von 1,7 Millionen Euro schreiben. Das hieße: Der Dortmund Airport hätte die Auflagen aus Brüssel erfüllt. Bis 2026 soll das Plus sogar auf 9,2 Millionen Euro wachsen.
Noch ist aber unklar, ob die Rechnungen aufgehen. Es gibt viele Unwägbarkeiten:
Wie entwickelt sich der Krieg in der Ukraine? Kehrt Corona mit voller Wucht zurück? Wie geht es auf den Energiemärkten weiter? Und: Bekommt der Airport die gewünschte Erlaubnis, die Landemöglichkeiten in Richtung Osten so zu erweitern, dass größere Maschinen aufsetzen können?
EU-Kommission gibt dem Flughafen drei Jahre mehr Zeit
Inmitten dieser Gemengelage gibt es jetzt unverhoffte Hilfe – und die kommt ausgerechnet von der EU-Kommission selbst: Brüssel will den Airports nun doch mehr Zeit geben, ihre Defizite abzubauen. Sie bekommen eine Fristverlängerung von drei Jahren. Heißt: Die Ziellinie wird von Ende März 2024 auf Ende März 2027 verlängert.
Als Grund führt die EU die durch Corona gesunkenen Passagierzahlen ins Feld. Wörtlich heißt es: „Einige Regionalflughäfen, die 2024 die Gewinnschwelle erreicht hätten oder auf einem guten Weg dazu gewesen wären, werden dieses Ziel aufgrund der Pandemie bis April 2024 nicht erreichen.“
Würde der Übergangszeitraum nicht verlängert, "könnten daher mehr Regionalflughäfen schließen als unter normalen Marktbedingungen erwartet“, schreibt die EU. Das könne „unangemessene und schwerwiegende Folgen für (…) die Region haben“.
Die Konsequenzen seien Arbeitsplatzverluste am jeweiligen Flughafen und im Umland. „Letztlich könnte die Schließung eines Regionalflughafens das Wachstum in der Region beeinträchtigen“, stellt die EU fest.
"Fristverlängerung nimmt den Druck raus"
Betroffene Flughäfen wie der Dortmund-Airport, aber auch Behörden, Verbände und Airlines sind nun gehalten, bei der EU-Kommission ihre Stellungnahme zur Fristverlängerung abzugeben. „Wir stimmen das gerade ab“, sagt Flughafen-Chef Ludger van Bebber auf Anfrage. Für ihn komme der Vorstoß nicht unbedingt überraschend, so der Airport-Geschäftsführer mit Blick auf die Corona-Hilfen, die andere Wirtschaftsbranchen bekommen haben. Der Dortmund Airport ging dabei leer aus.
„Trotzdem werden wir alles unternehmen, die ursprüngliche Zielmarke der EU einzuhalten“, sagt van Bebber. Darauf baut auch der Mehrheitsgesellschafter DSW21. Das sei schon deshalb erstrebenswert, um die politischen Diskussion zu beenden, ob der Airport die Zielmarke erreiche oder nicht, heißt es vonseiten der Dortmunder Stadtwerke. „Die Fristverlängerung nimmt den Druck raus“, kommentiert DSW21 mit Blick auf die weiter bestehenden Risiken.
Für Schutzgemeinschaft Fluglärm „nicht akzeptabel“
Überrascht vom EU-Vorstoß zeigt sich hingegen Mario Krüger, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Fluglärm. Es sei „nicht akzeptabel, die Subventionen über weitere drei Jahre zu verlängern“, so Krüger in einer ersten Stellungnahme. „Wie das Ergebnis des Dortmund Airport am Ende des ersten Quartals 2024 aussieht, ist völlig offen.“ Der Airport habe die Verluste zum größten Teil zurückgefahren, weil er eigentlich geplante Investitionen in seine Anlagen verschoben habe, sagt Krüger.
Irgendwann aber müsse das Geld bereitgestellt werden. „Und dann werden sich die Ergebnisse am Flughafen wieder verschlechtern“, sagt Krüger voraus. Das wird sich zeigen. Im Dezember 2022 wird den Flughafen-Aufsichtsräten ein aktualisierter Wirtschaftsplan für die Jahre 2023 bis 2027 vorgestellt.
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