Wie schnell es gehen kann, hat Kneipenwirtin Jenny Grussendorf aus Brackel selbst erlebt: Auf starke Nackenschmerzen folgte die Lähmung einer Körperseite, dann die Bewusstlosigkeit. Mitte Oktober hatte die 35-Jährige einen Schlaganfall erlitten. Überlebt hat sie wohl auch deshalb, weil ihr ein fremder Mann geholfen hat. Doch was sollte man in einer solchen Extremsituation machen - oder besser nicht machen?
Antworten darauf gibt Dr. Sandra Döpker. Sie ist Leitende Ärztin der Notaufnahmen des Klinikums Westfalen, zu dem das Knappschaftskrankenhaus in Brackel gehört. Dort wurde auch Jenny Grussendorf behandelt.
Lähmungen sind typisches Symptom
Schlaganfälle treten auf, wenn Teile des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet werden. Verantwortlich dafür ist meist ein Blutgerinnsel. In einem solchen Fall würden einige klassische Symptome auftreten, so Döpker: „beispielsweise eine Lähmung der Arme und Beine“ oder eine halbseitige Gesichtslähmung.

Ein Indiz dafür sei ein hängender Mundwinkel. Dieser falle besonders bei einem Trick auf. „Um zu überprüfen, ob eine Gesichtshälfte gelähmt ist, können sich Betroffene - sofern sie bei Bewusstsein sind - vor einen Spiegel stellen und versuchen zu lächeln oder zu pusten“, so Döpker. Klappe dies nicht, sei das ein Hinweis auf einen Schlaganfall.
Auftreten könnten außerdem Sprachstörungen. „Betroffene können dann Wörter nicht richtig aussprechen oder sie haben Wortfindungsstörungen.“ Die Symptome seien allerdings abhängig davon, welche Region des Gehirns von dem Schlaganfall betroffen sind. Starke Nackenschmerzen, so wie sie Jenny Grussendorf erlebt hat, zählt die Leitende Ärztin der Notaufnahme jedoch nicht zu den klassischen Merkmalen. Extreme Kopfschmerzen seien verbreiteter.
Schnell den Rettungsdienst rufen
Sind diese Symptome erkennbar, dann rät Döpker, so schnell wie möglich den Rettungsdienst zu rufen: „Der Leitstellendisponent fragt dann alles ab, was er wissen muss. Deshalb sollte immer auf Rückfragen gewartet werden.“
Es gelte, keine Zeit zu verlieren. „Je länger man wartet, den Rettungsdienst zu rufen, desto mehr Gehirnzellen sterben wegen der fehlenden Durchblutung ab“, sagt die Medizinerin. Je schneller also ein Schlaganfall erkannt und behandelt werde, desto höher seien die Heilungschancen, sagt die Medizinerin. „In diesem Fall bringt es dementsprechend nichts, sich ins Bett zu legen und zu schauen, ob die Symptome am nächsten Tag abgeklungen sind.“
„Auf keinen Fall alleine lassen!“
Döpker empfiehlt, als Ersthelfer beim Betroffenen zu bleiben, bis der Rettungsdienst eintrifft. Sie sagt: „Auf keinen Fall alleine lassen! Das macht Angst.“ Generell empfehle sich eine für die Patientin oder den Patienten angenehme Position im Sitzen oder Liegen. „Wird die betroffene Person bewusstlos, sollte sie in die Stabile Seitenlage gebracht werden“, so die Ärztin.
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