
Beim Stadtfest Dortbunt hat Dortmund drei Tage lang sich selbst und seine Bürger gefeiert. Die Stadt kann stolz darauf sein, was sie auf die Beine gestellt hat. Aber nach drei Tagen Party herrscht bei mir etwas Katerstimmung. Denn so schön es war, denke ich mir: Das muss doch häufiger gehen.
Damit meine ich nicht ein Stadtfest dieser Größe, sondern die kleinen Straßenfeste, die für mich den wirklichen Charme von Dortbunt ausmachen. Es gab sie etwa an der Bude 116einhalb an der Saarlandstraße oder auf der Liebigstraße im Kreuzviertel, wo verschiedene Gastronomen und Geschäfte sich zusammengetan haben. Am Freitag war die Straße dort brechend voll, die Stimmung war großartig. Schade war nur, dass um 22 Uhr schon wieder Schluss sein musste.
Eigentlich alle Menschen, mit denen ich mich unterhalten habe, meinten: Schade, dass es das nicht regelmäßiger gibt. „In Dortmund geht ja nichts“, ist ein Satz, den man häufiger hört und ich denke auch, dass unsere Stadt für ihre Größe nicht ihr Potenzial ausschöpft. Dortbunt zeigt, in Dortmund könnte eine ganze Menge gehen. Denn es gibt viele kreative und engagierte Menschen.
Veranstaltungen mit der Gießkanne
Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist schön, dass in Dortmund so viel an einem Tag los ist und sich die Stadt in ihren verschiedenen Facetten präsentiert. Und eine Stadt in der Größe Dortmunds sollte ein solches Fest wie Dortbunt haben, an dem sie ruhig auch mal ein bisschen auffahren kann.
Aber es entsteht ein wenig der Eindruck, als werde einmal alles mit der Gießkanne ausgeschüttet. Dann versickert das Wasser und es wird vergessen, dass man die Blume auch danach dann und wann gießen sollte.
Warum verteilt man diese positive Stimmung also nicht besser? Eine Idee wäre: im Sommer alle zwei Wochen ein Straßenfest in einem anderen Viertel in der Dortmunder Innenstadt. Die Viertel hätten so die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Vielleicht trägt es dazu bei, dass sich eine Kiez- oder Veedel-Kultur wie in anderen Städten mehr etablieren kann.
So funktioniert eine lebendige Stadt
Wie lebenswert eine Stadt ist, ist letztlich auch ein Wirtschaftsfaktor, um Talente zu halten und zu gewinnen. Veranstaltungen gehören dazu. Stadtverwaltung und Politik scheinen das in Teilen verstanden zu haben. Aber wirklich auf den Straßen angekommen, ist das noch nicht. Dies ist deshalb ein Appell an die Stadt, solche Feste unkomplizierter zu genehmigen – und sie zu fördern.
Ein wenig Budget könnte man vom Dortbunt-Etat durchaus abzapfen, um es kontinuierlicher zu investieren. Unterstützung für ein kleines DJ-Set im öffentlichen Raum an dieser Ecke, für die Liveband, die auf einem kleinen Stück gesperrten Straße spielt, an der anderen. So entsteht nicht nur der Eindruck einer lebendigen Stadt, so funktioniert eine lebendige Stadt.
Ein Auge zudrücken
Natürlich sind Gastronomen, Betriebe und Bürger gefragt, sich zu engagieren und Angebote zu schaffen. Die Stadt könnte aber mit ihren Ämtern Genehmigungen erleichtern und auch mal ein Auge zudrücken, wenn es dann doch etwas länger geht. Die Stadt dürfte bei jeder dieser Veranstaltungen gern deutlich machen, dass sie diese Angebote gezielt fördert. Es würde sichtbar machen, dass ihr daran gelegen ist, dass in Dortmund etwas los ist.
Engagierte Gastronomen, Inhaber und Bürgerinnen gibt es in Dortmund an vielen Ecken. Ihnen sollte man unter die Arme greifen, wenn sie etwas auf die Beine stellen. Und an alle Dortmunderinnen und Dortmunder: Geht dann auch hin!