
© Oliver Schaper
Donnernde Motoren und Hupkonzerte: 1000 Biker machen Lärm in Dortmund
Motorrad-Demo
Um Lärmbelästigungen zu verhindern, diskutiert die Politik über Fahrverbote für Motorräder. Dagegen protestierten rund 1000 Biker am Sonntag. Und zwar unüberhörbar.
Bei kaum einem Thema scheiden sich die Geister so sehr wie bei Motorrädern. Die einen lieben den Fahrtwind und die Kraft des Motors unter dem Sitz, die anderen hassen den Krach und die Abgase. Rund 1000 Biker haben am Sonntag in Dortmund für ihre Maschinen demonstriert.
Wer in die Nähe des Protestes kam, konnte den Tross erst hören, dann riechen und sogar schmecken. Die Motoren donnerten, teilweise wurden dunkle Wolken an Abgasen aus den Rohren gepustet. Auch dabei gilt: Die einen kriegen in so einer Atmosphäre kaum Luft, die anderen werden süchtig danach.
Nummernschilder aus dem gesamten Ruhrgebiet und dem Sauerland waren an den Westfalenhallen zu sehen. Neben schweren Harleys waren Sportmaschinen, Motorroller und Trikes vertreten. An die Spitze des Feldes setzte sich eine große Gruppe breit gebauter Männer mit „Iron City“-Kutten der Bandidos.
In Schrittgeschwindigkeit verließ der Tross den Parkplatz an den Westfalenhallen, auf dem man sich getroffen hatte - erst 18 Minuten nach den erwähnten Kuttenträgern waren die letzten Biker unterwegs. Doch dann wurde die Demonstration zu einem echten Turbo-Protest.
Über die Ruhrallee fuhren die Teilnehmer in beinahe normalem Straßentempo in die City und drehten eine Runde auf dem Wall. Nach 45 Minuten waren sie schon wieder auf dem Rückweg. Die Ruhrallee und der äußere Wallring waren stellenweise gesperrt.
Hintergrund des Protestes ist das Vorhaben des Bundesrates, aus Lärmschutzgründen womöglich Motorrad-Fahrverbote an Sonntagen einzuführen. Die Biker antworteten darauf mit knatternden Motoren und lauten Hupkonzerten - auch, um winkende Passanten zu grüßen.
Auf dem Weg waren die Reaktionen so verschieden wie bei jeder Diskussion über Motorräder. Manche blieben interessiert stehen und filmten die vielen Maschinen. Andere bestanden auf das grüne Licht ihrer Fußgängerampel - und traten provokant zwischen die rollenden Motorräder auf die Straße. Hitzige Wortgefechte waren auf dem Südwall die Folge.
„Wir demonstrieren nicht dafür, Lärm zu machen“
Organisator Kai Altmeyer sagte: „Unser Anliegen war es, uns Gehör zu verschaffen, aber nicht unangenehm aufzutreten.“ Die Tour sei sehr ordentlich abgelaufen: „Wir demonstrieren nicht dafür, Lärm zu machen“, sagt er, „sondern dagegen, dass alle Motorradfahrer mit der Bundesrats-Initiative in Sippenhaft genommen werden.“ Die Polizei bestätigte, dass die Demo problemlos und geordnet abgelaufen sei.
Altmeyer wohnt im Kreis Aachen, über eine Facebook-Gruppe sei nach einer Demo in Düsseldorf Anfang Juli der Wunsch laut geworden, auch in Dortmund eine Fahrt zu organisieren. Sicherlich gebe es Hotspots mit lärmgeplagten Anwohnern: „Wir hoffen auf einen vernünftigen Dialog“, sagt er. Lärmschutzwände oder punktuelle Tempolimits könnten dabei zielführend sein.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
