Ach ja, Schnuckelhasen, da habt ihr ihn wieder, euren Dieter. Etwa vierzig Jahre nach dem Beginn seiner Karriere steht Dieter Bohlen, mittlerweile 69 Jahre alt, in der Dortmunder Westfalenhalle und spielt ein Konzert, das im Vorhinein recht großspurig als „größtes Comeback aller Zeiten“ angekündigt worden ist.
Was dann tatsächlich überraschend gut zum Konzert passte – nicht aber wegen seiner Größe, die da prophezeit worden war: Das größte Comeback aller Zeiten fand nicht etwa in der größten Location der Stadt, sondern nur in der um ein Vielfaches kleineren Nebenhalle 1 der Westfalenhallen statt. Die war dafür weitestgehend voll.
Nein, es passte vielmehr wegen des an Fremdschampotenzials kaum zu übertreffenden Selbstbewusstseins, das der Poptitan da nicht nur in die Promo, sondern nun auch auf die Bühne legte.
DSDS-Sieger als Voract
Das begann schon damit, dass Dieter, kurz nachdem er von der Off-Stimme als „Sexiest Man Alive“ angekündigt worden war, einen ersten Hit gesungen und seine Zuschauer mit einem grinsenden „Hallo Schnuckelhasen!“ begrüßt hatte, davon prahlte, wie viele Millionen Social-Media-Followern er habe. Natürlich nur, um sich dafür beim Publikum zu bedanken, ist ja klar.
Dieses Selbstbewusstsein zog sich dann in als Lebensgeschichten verpackten Selbstlobeleien durch den gesamten Abend, der mit ziemlich genau zwei Stunden Dieter-Anteil für so ein teures Konzert doch recht schnell vorbei war. Zuvor hatte, das muss man auf die Gesamtlänge noch addieren, der diesjährige DSDS-Sieger Sam Eisinger, zumindest charmant ins Publikum lächelnd und des Besten bemüht, ein paar Songs auf Playback gesungen.
Fans schon lange dabei
Immerhin: Obwohl einige der Schnuckelhasen im Dortmunder Publikum ihren Dieter durchaus schon seit seinen Anfängen kennen könnten, hat sich deren Fanverhalten über die Jahre so verändert, dass zumindest ein paar von ihnen tatsächlich unter Dieters Social-Media-Followern sein könnten.
Geradezu erschreckend war es zu sehen, wie viele selbst bei Megahits wie „Cheri Cheri Lady“ nur ein bisschen mitwippten und stattdessen lieber ihr Handy in die Luft streckten, um Dieter für sich festzuhalten. Was dann auch den Dieter selbst störte, allerdings vor allem, weil die Leute mit den Handys in der Hand ja gar nicht so laut für ihn klatschen konnten (hat er tatsächlich gesagt).
Sie haben ihn gefeiert
Das Publikum aber war, mangelndes Geklatsche hin oder her, wirklich begeistert von seinem Dieter, und das ist ja alles, was letztlich zählt. Trotz des höheren Alters hat kaum einer die angebotenen Stühle genutzt, stattdessen die gesamte Zeit gestanden, und ein paar tanzten sogar im Gang.
Sie haben ihn wirklich gefeiert, Poptitanen und DSDS-Juror Dieter Bohlen, der 20 seiner besten Songs sang, die meisten Hits von Modern Talking, ein paar auch von seinem späteren Projekt Blue System.
Geld kriegt er trotzdem
Für jeden, der (wie auch immer) noch nicht begriffen hatte, was für einen „meeega“ Typen sie da vor sich haben, hat Dieter in einem langen Monolog zum Ende des Konzerts noch ohne Umschweife mit seinen Streamingzahlen angegeben. Wobei er selbst gesagt hat, dass es ihm egal sei, was die Presse darüber schreibe, denn, und auch das hat er so gesagt: Sein Geld kriege er trotzdem.
Besonders leicht gemacht hat er es der Presse übrigens, abgesehen von seinen Redeanteilen, nicht. Gerne hätten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Artikel wie gewohnt Fotos vom Dortmunder Konzert gezeigt. Leider ist uns das strikt verboten worden. Offizielle Gründe kennen wir keine.
Immerhin, und das spricht auch für ein durchaus gelungenes Konzert, hat der Dieter seinen Schnuckelhasen echt viele Möhren angeboten: war stets im Kontakt mit seinen Fans, schüttelte Hände in den ersten Reihen, reagierte auf Zwischenrufe, hielt gelegentlich während eines Songs sein Mikrofon einem Zuschauer hin (was, nach einer ziemlichen Playback-Blamage bei seinem Auftritt im DSDS-Finale vor Kurzem, ein ganz angenehmes Indiz dafür war, dass er tatsächlich live gesungen hat).
Karaoke mit den Fans
Zwischendurch holte er sogar drei Fans auf die Bühne, um mit ihnen eine Art Karaoke zu spielen. Alle drei mussten sie nacheinander, begleitet von Dieters Band, „Cheri Cheri Lady“ singen. Zwischendurch plauschte Dieter noch mit ihnen, nur kurz davon entfernt, sich in einen weiteren Sexismusskandal zu kutschieren (leicht bekleidete Studentin, die er auf die Bühne geholt hat: „Darf ich dich was fragen?“ – Dieter: „20 Zentimeter“).
Doch selbst das hat seine Fans unterhalten. Und sein allergrößter Fan, der durfte sogar von Anfang bis Ende über die Bühne tollen. Denn sein allergrößter Fan, das sollte zum Ende jedem klar geworden sein, der war und bleibt Dieter selbst.
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