Currywurst-Pommes-Mayo für 9 Euro Wirt erklärt den hohen Preis

Pro Schale 9 Euro: Ist das Dortmunds teuerste Currywurst-Pommes-Mayo?
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Currywurst-Pommes-Mayo, kurz CPM, gehört zum Ruhrgebiet wie, naja, die Mayo zur Pommes. Eine Malocher-Mahlzeit mitten auf die Zwölf, eine Kalorien-Bombe, aber eben günstig und vor allem schmackofatz - machsenix, wie der Ruhrpottler zu sagen pflegt. CPM, das ist in Dortmund für viele eine Herzensangelegenheit.

Entsprechend hohe Wellen schlug daher ein Beitrag, den der Nutzer „Bertram Krähfelder“ kürzlich im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte: „Sonntag, Dortmund Innenstadt. 9,20€ - Wie findet ihr?“ schrieb er, dazu stellte er ein Bild einer schmucklosen Imbiss-Schale Currywurst-Pommes.

Der Tweet wurde über 35.000 Mal angezeigt, unter ihm sammelten sich weit mehr als 100 Kommentare, alle mit einer Mischung aus Belustigung und Fassungslosigkeit. Eine Auswahl: „Waren die Pommes denn innen wenigsten mit Goldfäden gestopft?“ - „Ist ja teurer als die Trüffel-Frites mit Parmesan auf Sylt“ - „Bist du sicher, dass du nicht versehentlich in Düsseldorf warst?“

Doch die 9-Euro-Currywurst stammt tatsächlich aus dem Herzen Dortmunds. Verkauft wird sie im alteingesessenen Imbiss „Der Thüringer“, der seit 37 Jahren zwischen Reinoldikirche und Altem Markt Gerichte für den schnellen Hunger anbietet, mittlerweile neben der Adler-Apotheke.

Bei unserem Test-Besuch suchten wir zwar „Currywurst-Pommes-Mayo“ vergeblich auf der Speisekarte, die die ganze Wand über der Fritteusen-Phalanx hinter dem Verkaufstresen einnimmt. Aber als wir eine „CPM“ bestellen, machte sich die Imbiss-Mitarbeiterin sofort ans Werk - es wird also offenbar regelmäßig bestellt. Genauso selbstverständlich sagte sie beim Überreichen der fertigen Schale kurze Zeit später: „9 Euro, bitte!“

Heinz Goebel ist Geschäftsführer des „Thüringers“. Er versteht die Aufregung nicht: „Wenn wir das nicht nehmen würden, können wir zumachen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Egal ob Lebensmittel, Personal oder Energie - für alles haben die Preise in der letzten Zeit extrem angezogen. „Wir haben immense Fettkosten!“, sagt er, als er nach einem Beispiel gefragt wird. „Das ist um das Dreifache teurer geworden.“

Miete „wie in Düsseldorf“

Daher habe habe man im „Thüringer“ Ende 2022 die Preise angehoben. Wie viel teurer die CPM dabei geworden sei, daran erinnert sich Goebel nicht, aber „ungefähr 1,50 Euro“ seien es schon gewesen.

Dass andere Mitbewerber in der Nähe viel günstiger sind und ihre CPM immer noch für weniger als 6,50 Euro anbieten, ficht Goebel nicht an. „Es ist was anderes, wenn Sie nur einen Imbiss-Wagen haben.“ Er hingegen habe ein großes Ladenlokal mit einer „wahnsinnigen“ Miete „wie in Düsseldorf“ und einer teuren Infrastruktur: „Allein die Fettabscheide- und die Lüftungsanlage haben 140.000 Euro gekostet.“

Die 9-Euro-Currywurst des "Thüringers" am Alten Markt in Dortmund in ihrer vollen Pracht
Die 9-Euro-Currywurst des "Thüringers" am Alten Markt in Dortmund in ihrer vollen Pracht © Thomas Thiel

Beschwert über die hohen Preise habe sich bei ihm noch niemand, sagt Goebel. Man sei immer schon etwas teurer gewesen. „Wir kochen alle unsere Soßen selbst“, sagt er stolz, „wir haben eine Super-Mayo“. Außerdem wechsle man täglich das Fett der Fritteusen.

Überhaupt: Die CPM sei nicht mehr das Hauptgeschäft im „Thüringer“. Mittlerweile dominieren allerlei neue Wurst-mit-Pommes-und-Soßen-Gerichte die Karte, etwa mit Chili con Carne und Käse oder mit Jägersoße. Das teuerste: Currywurst mit Champagner. Der Preis: 22,10 Euro.

Einen Rückgang an Kunden habe man seit der Preiserhöhung nicht festgestellt, sagt Goebel. „Wir leben von Stammkunden.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. Mai 2023.

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