Diese Pflegekräfte sind während der Bombenentschärfung für Intensivpatienten im Einsatz

© Stephan Schuetze

Diese Pflegekräfte sind während der Bombenentschärfung für Intensivpatienten im Einsatz

rnMega-Evakuierung

Fast komplett verlassen sind die Krankenhäuser im Klinikviertel zur Bombenentschärfung am Sonntag. Im Johannes-Hospital gibt es aber mutige Freiwillige, die Intensivpatienten betreuen.

Dortmund

, 11.01.2020, 18:29 Uhr / Lesedauer: 2 min

Angst? Nein, Angst hat Petra Kobosch nicht. „Das Ganze ist eine völlig kontrollierte Angelegenheit“, ist die Leiterin der operativen Intensivstation im Johannes-Hospital überzeugt. Deshalb ist sie auch während der Bombensuche und möglichen Entschärfung am Sonntag mit rund 50 weiteren Kolleginnen und Kollegen an ihrem Arbeitsplatz - mitten im Evakuierungsgebiet.

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Die Räumung der Krankenhäuser war am Samstag (11.1.) der erste Akt der Mega-Evakuierung im Klinikviertel. Auch, wenn es keine Kompletträumung gab. Rund 300 Patienten des städtischen Klinikums Mitte an der Beurhausstraße sind in sicheren Gebäudeteilen untergebracht. Komplett geräumt ist das Westfälische Kinderzentrum und - zum großen Teil - auch das Johannes-Hospital. 40 Patientinnen und Patienten wurden am Samstag mit Krankenwagen in andere Krankenhäuser in Dortmund und Lünen verlegt.

Am Samstagvormittag wurden 40 Patientinnen und Patienten aus dem Johannes-Hospital in andere Krankenhäuser verlegt.

Am Samstagvormittag wurden 40 Patientinnen und Patienten aus dem Johannes-Hospital in andere Krankenhäuser verlegt. © Stephan Schütze

16 Patienten bleiben aber vor Ort. Es sind Patienten auf zwei Intensivstationen. Der Transport in andere Krankenhäuser wäre für sie gefährlicher als die mögliche Bombenentschärfung in ihrer Nähe, erklärt Petra Kobosch. Auch die Angehörigen der Patienten, die beispielsweise gerade schwere Herz-Operationen hinter sich haben, seien froh über diese Lösung. „Denn das ist die sicherere Variante“, sagt Petra Kobosch.

Verlegung in sichere Bereiche

Natürlich ist für eine durchgehende medizinische Versorgung gesorgt. Auf jeder Intensivstation sind zehn Pflegekräfte im Einsatz, mehr als eigentlich nötig wären. Ein Grund ist, dass die Intensivpatienten im Laufe des Tages innerhalb der Klinik verlegt werden müssen, abhängig davon, wo die Kampfmittelräumer gerade im Einsatz sind.

Ein Untersuchungsfeld des Kampfmittelräumdienstes liegt immerhin direkt im Garten des Johannes-Hospitals. Hier gibt es nach Luftbild-Auswertungen zwar keinen konkreten Blindgänger-Verdacht. Experten haben aber an mehreren Stellen „Anomalien“ im Boden ausgemacht, denen am Sonntag nachgespürt wird.

Auch im Garten des Johannes-Hospitals ist der Kampfmittelräumdienst im Einsatz.

Auch im Garten des Johannes-Hospitals ist der Kampfmittelräumdienst im Einsatz. © Stephan Schütze

Doch das Risiko, dass etwas passiert, hält Petra Kobosch für gering. „Das sind Fachleute, denen ich vertraue“, sagt sie. Auch vor zehn Jahren, als unmittelbar hinter dem Johannes-Hospital eine Bombe entschärft wurde, war sie schon im Dienst.

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Und auch jetzt haben sich ausreichend Freiwillige gefunden, die in der Klinik bleiben. „Das geht natürlich nur mit Freiwilligkeit“, sagt die 55-jährige Stationsleiterin. Eine Kollegin, die Angst geäußert hat, müsse deshalb auch keinen Dienst machen.

Auch OP-Teams stehen bereit

Gearbeitet wird am Sonntag sogar in zwei Schichten. Am Mittag, vor dem geplanten Beginn der möglichen Entschärfungen, ist Wechsel. Die Mitarbeiter werden dazu mit Shuttle-Bussen vom Marien-Hospital in Hombruch zum Johannes-Hospital gebracht. Erst um 22 Uhr steht dann der nächste Personalwechsel an.

Im Einsatz sind rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben Pflegekräften auch Ärzte, Techniker und OP-Teams, die zur Not auch während der Entschärfung Operationen vornehmen können, wenn es nötig wird. Für die Sicherheit der 16 Intensivpatienten ist also in jeder Hinsicht gesorgt.

Einen traurigen Sondereinsatz gibt es auch im Christienstift am Eisenmarkt. Dort lag schon am Samstag eine Bewohnerin im Sterben. Man hat sich im Laufe des Tages entschieden, sie nicht mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern in andere Heime zu verlegen. Sie wird nun in ihren letzten Stunden in Absprache mit Angehörigen und Ordnungsamt von Pflegekräften im Christinenstift begleitet.

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Am Sonntag mussten rund 13.000 Dortmunder ihre Wohnungen verlassen, weil Blindgänger im Klinikviertel gefunden wurden. Beide Bomben wurden am Nachmittag entschärft. Die Ereignisse im Ticker. Von Oliver Volmerich, Bastian Pietsch