Knut und Kathrin Lux in ihrer großen Wohnküche: Den Dortmundern ist ihr 152-Quadratmeter-Reihenhaus zu groß geworden. Sie wollen in ein "Tiny House" umziehen. © Thomas Thiel

Neuer Wohn-Trend

Diese Dortmunder haben genug von ihrem Traum-Reihenhaus – und wollen ein „Tiny House“

Die Kinder sind aus dem Haus, man selbst wird nicht jünger – und nun? Für Kathrin und Knut Lux (52 und 54) ist die Sache klar: Sie wollen ein „Tiny House“. Doch so leicht ist das nicht.

Dortmund

, 04.04.2019 / Lesedauer: 4 min

Das Eigenheim von Kathrin und Knut Lux ist ein Häuslebauer-Traum: ein gepflegtes, keine 20 Jahre altes Reihenhaus, 152 Quadratmeter groß, drei Etagen, Panorama-Fenster im Erdgeschoss, Garten nach Westen raus, eine zweite Terrasse im ersten Stock. Am riesigen Tisch in der offenen Küche versammelt sich an Ostern die komplette Familie, um Ostereier zu färben – eine sorbische Tradition, die die Lux‘ aus ihrer brandenburgischen Heimat mitgebracht haben.

Und doch sagt Knut Lux: „Wir wollen hier raus.“

„Das Haus ist einfach zu groß“

In jedem Lebensabschnitt gibt es eine andere Vorstellung vom perfekten Zuhause: In ihren Zwanzigern wollen viele in einem Altbau im hippen Szene-Viertel wohnen. In den Dreißigern und Vierzigern ist dann plötzlich das Eigenheim in der ruhigen Wohngegend sehr gefragt, mit viel Platz für die Kinder zum Spielen. Doch was, wenn die Kinder ausgezogen sind?

Bei der Familie Lux sind die beiden Söhne seit vier Jahren aus dem Haus. Plötzlich war das eigene Zuhause sehr leer. „Das Haus ist einfach zu groß, alles muss instand gehalten und geputzt werden“, sagt Knut. In den Eheleuten Lux reifte ein neuer Wohn-Traum: Sie wollen sich kleiner setzen. Sie wollen ihr großes Reihenhaus gegen ein „Tiny House“ eintauschen.

Die Siedlung "Kleine Heide" in Eichlinghofen. Hier wohnen die Lux' bisher. Es ist ein gut gepflegtes Neubaugebiet der oberen Mittelschicht, mit großen Reihenhäusern und Carports. © Thomas Thiel

Die „Tiny House“-Bewegung schwappte vor einigen Jahren aus Amerika nach Deutschland hinüber. Ihre Anhänger sehnen sich nach eigenen vier Wänden, suchen ihr Glück aber nicht in großen Anwesen, sondern in möglichst platzsparenden, nachhaltigen, manchmal auch mobilen Behausungen.

Es gibt die unterschiedlichsten Ausprägungen, von 10-Quadratmeter-Häuschen auf Rädern mit integrierter Hock-Toilette in der Duschkabine bis hin zu edlen 40-Quadratmeter-Bungalows für über 100.000 Euro.

Kathrin und Knut Lux sind in dieser vielfältigen Gemeinde eher im Premium-Tiny-House-Segment zu finden: Ihr Traum-Tiny-House ist zwischen 60 und 80 Quadratmeter groß, ebenerdig und besitzt keinen Keller. „Wir sind eher medium tiny“, sagt Kathrin. „Wir wollen unser Haus auch nicht auf einen Anhänger schrauben, sondern ein festes Grundstück, gerne stadtnah, mit einer guten Nahversorgung und einem guten Anschluss an Bus und Bahn.“

Den Lux‘ schwebt eher ein großes Tiny House vor - sogar noch größer als das 40 Quadratmeter große Modellhaus der Dortmunder Firma „Green Spaces“, das in Barop steht. © Thomas Thiel

Kathrin und Knut stehen voll im Leben, sie sind gesund, verdienen gut, er als leitender Angestellter einer Chemiefirma, sie als Ärztin. Aber schon jetzt setzen sich die beiden intensiv mit dem Älterwerden und möglichen Gebrechen auseinander: „Wir sehen das in unserem Umfeld: Die Einschläge kommen näher“, sagt Kathrin Lux. Die Medizinerin kann das ganz gut einschätzen, als Ärztin in der Geriatrie hat sie täglich mit kranken Menschen jenseits der 65 Jahre zu tun.

Das Ehepaar will handeln, solange der Druck noch nicht da ist: „Wir könnten auch noch zehn Jahre hier weiterwohnen, aber wir wollen das frühzeitig ändern“, sagt Kathrin. Ihr jetziges Haus sei nicht geeignet für ein Leben im Alter: „Das Treppenhaus ist zu eng, da hätte ein Sanitäter im Ernstfall echte Probleme.“

Nostalgische Gefühle gegenüber ihrem jetzigen Zuhause haben die beiden nicht: „Wir haben hier gewohnt, es war sehr schön, aber jetzt ist gut“, sagt Kathrin. Sie sieht ihr Reihenhaus und die unzähligen Dinge, die sich im Laufe in ihm angesammelt haben, mittlerweile eher als Belastung: „Weniger zu besitzen empfinde ich als Befreiung.“ Knut geht es inzwischen genauso: „Ich habe eine ganze Etage voller Bücher, an denen ich sehr hänge. Aber mittlerweile kann ich mich damit anfreunden, die ganze Sammlung abzugeben.“

Es gibt noch keinen Markt für „Tiny House“-Grundstücke

Doch so schön Kathrin und Knut ihren Plan finden, so schwer ist er umzusetzen. Schon seit geraumer Zeit halten die beiden nach einem Grundstück für ein „Tiny House“ Ausschau – erfolglos. „Wenn wir ein freies Grundstück entdecken, sagt uns das Grundstücksamt aus Datenschutzgründen nicht, wem es gehört. Wir erfahren nur, ob es noch frei ist, was eigentlich nie der Fall ist“, sagt Knut. „Das ist frustrierend.“

Generell gibt es derzeit noch keinen Markt für „Tiny Houses“. Der Grund: Meist sind Siedlungen und Bebauungspläne für „normale“ Einfamilienhäuser ausgelegt, mit der Folge, dass die Grundstücke viel zu groß für Mini-Eigenheime sind. In Sölde wird nun eine eigene Tiny-House-Siedlung geplant, es könnte die erste in NRW werden. Für Knut Lux wäre eine solche Siedlung nichts: „Das kann ich mir nicht vorstellen: Alles neu, keine Hecken, kein Sichtschutz, der Horror!“

Ideal wäre ein Reihenhaus-gegen-Grundstück-Tausch

Die Lux‘ suchen was anderes: Etwa 150 Quadratmeter sollte das Grundstück groß sein, nicht zu eingeklemmt zwischen anderen Häusern, aber auch nicht zu abgelegen. „Wir möchten schon eher für uns sein“, erklärt Knut.

„Das Ideale wäre, wir fänden jemanden mit einem zu kleinen Grundstück, der selbst ein Reihenhaus sucht“, meint Knut. „Dann könnten wir tauschen!“

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