Neue Chance für Karstadt - aber kein Ende des Zitterns Betriebsrats-Chef beschreibt „Horrorszenario“

Nach Gläubigerversammlung:Zitterpartie ums Dortmunder Haus geht weiter
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Nach der Zustimmung der Gläubigerversammlung am Montag (27.3.) können die Galeria-Manager ihren Insolvenzplan nun umsetzen. Der sieht nach aktuellem Stand der Dinge vor, 47 Filialen zu schließen, um die Kosten zu senken. Joffrey Kallweit, Betriebsratsvorsitzender im Dortmunder Karstadthaus, war morgens ebenfalls nach Essen gefahren. Am Ende der Gläubigerversammlung atmete er erstmal auf. Mehr aber auch nicht.

Wären die Gläubiger nicht gewillt gewesen, bis auf Minibeträge auf ihr Geld zu verzichten, dann wäre für sämtliche Karstadt-Filialen Feierabend gewesen. Nicht nur für jene 47 Häusern, die ohnehin schon auf der Schließungsliste stehen. „Das Karstadt-Haus in Dortmund gehört leider immer noch dazu“, sagt Kallweit. Nach bisherigem Stand soll am 31.1.2024 Schluss sein.

Dennoch ist für das Haus am Westenhellweg ist noch nicht aller Tage Abend. Zumindest können Karstadt und der Vermieter RFR (Frankfurt) nun weiter über die Höhe der Miete verhandeln – und mit einer Mietsenkung das Dortmunder Haus retten. „Ich hoffe, dass es vorangeht und sich beide Seiten möglichst schnell einig werden“, betont Kallweit. Noch seien bei den gut 160 Karstadt-Beschäftigten keine Kündigungen angekommen, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Nach Lage der Dinge könne das gegen Ende April geschehen. „Ich hoffe trotzdem, dass es nicht dazu kommt“, so Kallweit.

Mit einem symbolischen Sarg und den Schließungsfilialen machten Arbeitnehmervertreter ihrem Ärger Luft. Mit dabei: Gerhard Löpke, Ex-Betriebsratsvorsitzender im Dortmunder Karstadthaus (zw.v.l.).
Mit einem symbolischen Sarg und den Schließungsfilialen machten Arbeitnehmervertreter ihrem Ärger Luft. Mit dabei: Gerhard Löpke, Ex-Betriebsratsvorsitzender im Dortmunder Karstadthaus (zw.v.l.). © privat

Was, wenn Kündigungen kommen?

Er hat ein Horrorzsenario für die Beschäftigten vor Augen: Was, wenn Ende April tatsächlich die Kündigungen eintreffen, während Mieter und Vermieter hinter den Kulissen noch immer verhandeln?

„Wie sollen sich die Beschäftigten dann verhalten?“, fragt Kallweit. „Sollen sie in eine Transfergesellschaft wechseln - oder sollen sie es drauf ankommen lassen und hoffen, dass es bei der Miethöhe doch noch zu einer Einigung kommt und die Kündigungen zurückgezogen werden?“ Er kenne Filialen, für die es erst „fünf Minuten vor Schluss“ zur Einigung und damit zur Rettung gekommen sei.

Die Probleme sieht auch Reiner Kajewski, bei der Gewerkschaft Verdi zuständig für den Handel. Er hat das Theater aus 2020 noch gut in Erinnerung: Damals gelang Karstadt Dortmund der Absprung von der Schließungsliste. Kaufhof blieb bis zuletzt drauf und musste die Türen am Ende dichtmachen.

Auch bei der damaligen Schließungswelle mussten die Gläubiger von Galeria viele Millionen Euro in den Wind schreiben. Kajewski: „Ich hoffe sehr, dass die Nerven der Mitarbeiter nicht noch weiter strapaziert werden und die Verhandlungspartner sich jetzt zügig einigen.“

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