August Lenz’ stilisierter Kopf ist das Logo der Ultras von The Unity. © Peter Bandermann

Dortmunder WM-Geschichten

Die Politik beendete August Lenz‘ Traum von der WM

Der BVB-Spieler August Lenz hatte vor der WM 1938 neun Tore in 14 Länderspielen erzielt. Doch für die Weltmeisterschaft in Frankreich wurde er aufgrund deutscher Großmachtpolitik nicht nominiert.

Dortmund

, 04.07.2018 / Lesedauer: 3 min

Irgendwo ist das stilisierte Konterfei des Borussen August Lenz fast jedem Dortmunder schon mal begegnet. Wenn nicht im Stadion als Logo auf der Fahne der Ultras von The Unity, dann doch als äußerst beliebtes Graffito oder als Aufkleber an diversen Stellen im Stadtgebiet.

Die Popularität des 1910 geborenen Stürmers kommt nicht von ungefähr, schließlich war Lenz der erste Nationalspieler des BVB und hätte um ein Haar sogar an der Fußball-Weltmeisterschaft 1938 teilgenommen. Doch vor allem politische Gründe machten diesem Lebenstraum einen Strich durch die Rechnung.

Neun Tore in 14 Länderspielen – die Ausbeute des Dortmunders auf internationaler Ebene war beachtlich. Sein Debüt im DFB-Trikot feierte der Borusse am 28. April 1935 beim 6:1-Erfolg über Belgien in Brüssel, zu dem Lenz gleich mal zwei Treffer beisteuerte. Bereits in seinem dritten Länderspiel avancierte er zum Matchwinner: Vor 60.000 Zuschauern im Dresdner Heinz-Steyer-Stadion besiegten die Gastgeber die Tschechoslowakei mit 2:1. Beide Treffer: August Lenz.

Lenz absolvierte kein Länderspiel mehr

Kein gutes Bild gab die deutsche Mannschaft indes bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin ab, wo sie – unter den Augen Adolf Hitlers – Norwegen mit 0:2 unterlag. Doch Lenz‘ Karriere als Nationalspieler war damit noch nicht beendet. Er spielte und traf weiterhin für die DFB-Elf, die seit der Norwegen-Schlappe von Sepp Herberger trainiert wurde, und kam so auch am 20. März 1938 beim wenig schmeichelhaften 2:1-Erfolg über Luxemburg zum Einsatz.

Keine drei Monate sollten bis zum WM-Achtelfinale, dem ersten Spiel der Deutschen bei der Weltmeisterschaft in Frankreich, noch ins Land gehen – aber für Lenz erfüllte sich der WM-Traum nicht: Er absolvierte fortan kein einziges Länderspiel mehr.

Das mag einerseits im schwachen Auftritt gegen Luxemburg begründet sein, hatte andererseits aber auch politische Gründe. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde eine „großdeutsche“ Nationalmannschaft gebildet, die je zur Hälfte aus Deutschen und Österreichern bestand. Eine große Zahl an Spielern wurde ausgemustert. Lenz gehörte dazu.

Schwächstes Abschneiden der Nationalmannschaft

Doch vielleicht hat den Dortmunder die Nichtnominierung im Rückblick ja gar nicht so traurig gestimmt, denn die vermeintlich bärenstarke großdeutsche Elf fuhr zwar mit breiter Brust zur WM, kam in der ersten Partie gegen die Schweiz über ein 1:1 aber nicht hinaus. Das Wiederholungsspiel - ein Elfmeterschießen gab es damals noch nicht – verloren die Deutschen wenig später sogar mit 2:4 und durften nach der ersten Runde die Heimreise antreten. Der WM-Auftritt 1938 bedeutete das schlechteste Abschneiden einer deutschen Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften – bis 2018.

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