Von einem „Juwel“ spricht Uta Wittig-Flick, Teamleiterin Nordstadt beim Amt für Stadterneuerung. Doch diesem Juwel fehlt zurzeit eindeutig der Glanz. Seit einem Brand im Jahr 2010 ist von dem alten Hafenkran nur noch ein wenig ansehnliches rostiges Gerippe übrig.
Doch der historische Wert des Portaldrehkrans von 1906 ist unbestritten. „Es ist ein besonderes Dokument für die Industriegeschichte des Hafens“, erklärt Ralf Herbrich als Leiter der städtischen Denkmalbehörde. „Er ist einzigartig in Nordrhein-Westfalen.“

Der Dortmunder Hafen hat gleich zwei solcher historischen Relikte - neben dem Portaldrehkran von 1906 einen weiteren von 1908/09. Beide standen ursprünglich am Schmiedinghafen. Seit den 1980er Jahren parken sie gewissermaßen an der Schiffseinfahrt zum Dortmunder Hafen unterhalb der Brücke an der Franziusstraße. Hier wurden sie auch unter Denkmalschutz gestellt.

2010 ging der ältere der beiden Kräne in Flammen auf. Das hindert allerdings nicht daran, ihn jetzt zum „Juwel“ aufzupolieren. Als solches soll er dann zum Prunkstück der neu gestalteten Hafenpromenade an der südlichen Speicherstraße werden. Er steht dann zwischen dem Lensing Media Port, der aktuell im Bau ist, und dem Anleger für das Ausflugsschiff Santa Monika direkt gegenüber vom Alten Hafenamt.
Voraussetzung dafür ist natürlich eine umfangreiche Restaurierung, die jetzt beginnt. Es war nicht ganz einfach, ein Unternehmen dafür zu finden, berichtet Uta Wittig-Flick. Zwei Ausschreibungen waren nötig. Die besondere Aufgabe übernimmt jetzt „Die Schmiede“, eine erfahrene Restaurierungswerkstatt aus Duisburg.

„Wir wollen so viel wie möglich von der Originalsubstanz erhalten“, verspricht Restaurator Jan Deichsel. Das noch vorhandene technisch Innenleben des alten Maschinenhauses, das zurzeit neben dem alten Trägerportal steht, wird konserviert, die abgebrannte Ummantelung aus Holz rekonstruiert“ erklärt der Experte. Der Kran sei dann zwar nicht wieder funktionstüchtig, entspreche aber visuell dem alten Bild.
Restaurierungs-Start im Video
Das Portal, also die Unterkonstruktion des Krans, wird wahrscheinlich mittels Trockeneis-Verfahren, das besonders schonend ist, abgestrahlt und neu beschichtet. Drei bis vier Monate sollen diese Arbeiten dauern - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Denn die Arbeiten finden alle vor Ort am aktuellen Standort der Portalkräne statt. Einen Eindruck zum Stand der Restaurierung können sich Besucherinnen und Besucher beim nächsten „Hafen-Spaziergang“ Ende August machen, kündigt Heike Junk als Projektleiterin beim Amt für Stadterneuerung an.
Versetzen mit einem Schwimmkran
Besonders spannend wird dann das Versetzen des restaurierten Drehkrans an die südliche Speicherstraße. Mit einem Kran wird die denkmalgeschützte Konstruktion auf ein Spezialschiff verladen und dann am neuen Standort an der Speicherstraßen-Promenade mit einem Schwimmkran an den Bestimmungsort gehievt. Das soll voraussichtlich im Oktober stattfinden, kündigt Jan Deichsel an.
Die Voraussetzungen dafür am neuen Standort sind schon geschaffen. Schienen und Prellbock sind vorhanden und auch die Stromleitung für eine spätere Beleuchtung des Krans ist gelegt.
Die Kosten für Restaurierung und Transport in Höhe von rund 400.000 Euro sind in der Gesamtsumme für die Neugestaltung der Hafenpromenade an der südlichen Speicherstraße in Höhe von 6,2 Millionen Euro enthalten. 90 Prozent davon werden von EU, Land und Bund aus Fördermitteln übernommen. Diese Förderung sorgt auch dafür, dass man das Projekt zeitig vollenden muss.
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