Eine ungewöhnliche Premiere gab es am Freitagabend im Schauspielhaus. Nicht auf der großen Bühne oder im Studio, sondern hinter die Kulissen des Theaters führte „Die Grusel Tour“. Nur gruselig oder wenigstens ein bisschen unheimlich war die 70-minütige Produktion allerdings überhaupt nicht.
Es war eine albern-pathetische Inszenierung ohne jegliche dramatische Spannung von Madita Scülfort nach einem Konzept von Mara Henni Klimek. Und eigentlich war es ein Solo-Abend für Ekkehard Freye mit kleinen Auftritten von seiner Kollegin Marlena Keil.

Über den Hintereingang geht es mit Freye auf die große Bühne. Dort hat Ausstatterin Constanze Kriester vier verrenkte nackte Puppenkörper an Ketten im Bühnenhimmel aufhängen und hübsch ausleuchten lassen. Im Laufe des Abends kommt man noch an anderen in Szene gesetzten Requisiten vorbei – ein Skelett, ein ausgestopftes Tier. Soll vermutlich makaber sein, wirkt aber nur lächerlich.
Freye teilt dem Publikum mit, dass er nun ein Schauspieler sei, der auf dieser Bühne gestorben ist – vom Bühnenbild erschlagen. Heute besteht in dem maroden Haus für die Mimen wohl eher die Gefahr, durch herabfallende Putzstücke erschlagen zu werden oder auf einer Pfütze — wenn es richtig schüttet, gelangt der Regen auch auf die Bühn — auszurutschen.
Zombiemäßige Schminke
Es geht um Aberglauben im Theater und Geister, die in den Kulissen ihr Unwesen treiben. Dazu gibt es fünf Statistinnen, Mitglieder des Jugendclubs, die - wie auch die zwei Schauspieler – zombiemäßig weiß geschminkt sind und durch die Gegend huschen, in Ecken wimmern oder gegen die Garderobenschranktüren hämmern. In jeder Geisterbahn auf einer Kirmes ist es wohl unheimlicher.
Im Laufe der Tour erfährt das Publikum, warum auf der Bühne nicht gegessen werden darf – es würde die Magie des Theaters zerstören. Und die Zuschauer lernen laut Freye den „furchtbarsten Ort“ im Theater kennen: die Wand mit den kopierten Theaterkritiken im Treppenhaus.
Ein Ritual zum Abschluss
Der Mime erzählt von Theaterbränden in der Vergangenheit – unterstützt von Kollegin Kreil. Sie sitzt im rot ausgeleuchteten Zuschauerraum und erzählt von der Panik, die diese Katastrophen mit sich brachten. Auf dem Balkon dürfen sich die Zuschauer setzten und Freye referiert ein bisschen aus der Geschichte des Theaters Dortmund.
Am Ende fordert Marlena Keil die Zuschauer auf, nach draußen zu fliehen. Dort gibt es zum Abschluss noch ein Ritual, um den Fluch vom Publikum zu nehmen. Einfach nur Humbug.
Nächste Termine
Weitere Aufführungen sind am 21.2. und 1.3.; Karten gibt es unter Tel. 5027222 und im Internet: www.theaterdo.de
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