Nach zwei Jahren mit großen Corona-Einschränkungen ist der Alltag zurück. Zigtausende sind zu Großveranstaltungen unterwegs, Lockdowns und Ausgangssperren sind Geschichte. Damit steigt auch die Zahl der Straftaten in der Stadt wieder deutlich an.
Extrem niedrige Werte hatte die Polizei fürs Jahr 2021 veröffentlicht, nun sind wieder mehr Delikte registriert worden - jedoch weiterhin deutlich weniger als zum Höhepunkt rund ums Jahr 2014. Mehr als 86.500 Taten waren es damals, nun im Jahr 2022 knapp 62.800.
„Rückblickend auf die letzten zehn Jahre schreiben wir für das Jahr 2022 die zweitniedrigste Zahl, wenn wir die Corona-Jahre ausblenden“, sagt Polizeipräsident Gregor Lange. Ungetrübt ist sein Optimismus aber nicht: „Betrachten wir die einzelnen Delikte, die Ihr Sicherheitsgefühl in besonderem Maße beeinflussen, erkennen wir unterschiedliche Entwicklungen.“
Der Anstieg an Straßenkriminalität sei erwartbar gewesen, etwa weil Taschendiebstähle wieder häufiger möglich wurden - genau wie Wohnungseinbrüche. Die hohe Zahl an Gewaltdelikten (knapp 8 pro Tag) bereite ihm aber durchaus Sorgen. Mehr waren es zuletzt 2016.
„Die Brutalität hat zugenommen“, erklärt der stellvertretende Direktionsleiter Robert Herrmann. Gefährliche und schwere Körperverletzungen, etwa mit Waffen, kommen häufiger vor. Auch die Zahl der „Straftaten gegen das Leben“ ist von 17 auf 25 angestiegen. Der Höchstwert der vergangenen Jahre lag 2016 bei 27.
Die Polizei Dortmund sei laufend dabei, Ursachen und Gründe auszuwerten und habe schon ein Konzept erarbeitet, um gegenzusteuern. Dazu gehört etwa die Erfassung der Tatorte in Heatmaps, um Schwerpunkte zu erkennen, wo dann konzentrierte Kontrolleinsätze stattfinden.
Raub „in herausgehobener Liga“
Bei den Raubstraftaten sei Dortmund „traditionell schon seit vielen Jahren in einer herausgehobenen Liga“, so Lange. Zusammen mit den Partnern der Stadtverwaltung, beispielsweise auch Sozialarbeitern und den relativ neuen Dortmund Guides, habe man die besorgniserregende Häufung an Taten rund um die Kampstraße aber in den Griff bekommen können. Die Videoüberwachung dieses Schwerpunkts konnte nach relativ kurzer Zeit zurückgefahren werden.
„Uns ist klar, dass in einer Pandemie gerade auch Jugendliche durchaus mit zu den Verlierern zählen“, so Lange. Vieles vom sozialen Leben konnte nicht stattfinden. Wenn nun mehr Alkohol fließt und Dinge wie Fußballspiele stattfinden, sehe man „vor allem bei recht jungen Menschen“ Gewaltausbrüche. Da seien auch 13-Jährige dabei. Eine Aufgabe der Gesellschaft sei es, „sich um diese jungen Menschen zu kümmern, um präventiv zu wirken“.
„Fallen nicht aus dem Rahmen“
Im Vergleich mit ähnlich großen Städten „fallen wir nicht aus dem Rahmen“, sagt Robert Herrmann. Dennoch habe sich die Polizei Dortmund vorgenommen, sich auf die Bereiche Raubüberfall, Taschendiebstahl und Wohnungseinbruch besonders zu fokussieren.
Mindestens einmal monatlich gebe es entsprechende Schwerpunkteinsätze. Im Mai ist außerdem eine Sonderkommission gegen Kinderpornografie eingerichtet worden, nachdem besonders viele Fälle aufgefallen waren.
„So fassungslos mich diese Zahlen machen, so froh bin ich, dass es uns durch eine intensive Ermittlungsarbeit in diesem Deliktsfeld gelingt, immer mehr Taten aufzuklären, die diejenigen betreffen, die sich oft nicht selbst schützen können“, so Lange: „Unsere Kinder.“
Weil das Personal der Polizei begrenzt ist, muss sich die Behördenleitung entscheiden, auf welche Bereiche man sich fokussieren will. Nachdem es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Rückgang bei Taschendiebstahl und Wohnungseinbruch gegeben hatte, sind Beschäftigte von diesen in anderen Bereichen eingesetzt worden.
Jede Woche treffe sich die Leitungskonferenz des Polizeipräsidiums, um aktuelle Themen abzustimmen, erklärt Gregor Lange. Und viermal im Jahr gebe es eine strategische Besprechung, um besondere Schwerpunkte festzulegen. Die Umplanung von Kapazitäten sei ein fließender Prozess innerhalb der Behörde.
Video von der Pressekonferenz unter RN.de/Dortmund
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