So gelingen die besten Bratkartoffeln Günther Overkamp erklärt die Tricks in der Pfanne

Günther Overkamps Tricks für die besten Westfälischen Bratkartoffeln
Lesezeit

Kartoffeln – das klingt so, als wär das nix. Kulinarisch betrachtet. Weil wir die ja so selbstverständlich und unspektakulär finden. Obwohl: Für die meisten Menschen, oder zumindest für sehr viele, sind sie das Größte auf der kulinarischen Welt: die Bratkartoffeln.

Die Kartoffel hieß bis ins 17. Jahrhundert Tartufel. Leitet sich von Tartufolo ab. Das ist das italienische Wort für Trüffel. Was ja im Lateinischen Terrae tuber heißt - und das ist die Erdknolle.

Beide Erdknollen harmonieren gut. Trüffel passt sehr gut zu Kartoffelpüree. Zum Beispiel auch mit Spiegelei.

Zum Thema

Overkamps Lecka-reien

Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über vieles mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Es gibt mittlerweile Tausende Sorten von Kartoffeln – kein Mensch weiß genau, wie viele. Sie kommt ursprünglich aus den Anden, aus dem Inka-Reich. Wie und wann sie nach Europa kam, ist nicht geklärt. Jedenfalls wurde im November 1567 ein Fass Kartoffeln nach Antwerpen verschifft.

Während die anderen Europäer die Kartoffel überhaupt nicht kapiert haben und wegen ihrer hübschen Blüten dachten, sie wäre eine Zierpflanze (!), erkannten die kulinarisch begabten Belgier ganz schnell ihre inneren Werte. Belgien wurde zum Kartoffelland.

Fischer erfanden die Pommes

Und jetzt ratet mal, wie lange es schon Pommes gibt? Man erfährt es im Fritten-Museum in Brügge: Die Fischer konnten im Jahr 1750 nicht fischen, weil die Maas vereist war. Daraufhin haben sie dann statt Fisch einfach mal die Kartoffeln zerschnitten und frittiert. Die Belgier essen nach wie vor die meisten Tonnen Pommes auf der Welt.

Die Emanzipation ist an der Kartoffel vorbei gegangen, denn es gibt nur weibliche Sorten. Unter anderem Agria, Violetta, Linda und die bekannteste ist Sieglinde, die meist gegessene ist aber Linda.

Gibt’s Geschmacksunterschiede? Ich behaupte: nein. Bei den stinknormalen kultivierten Sorten nicht. Außer im Kochverhalten: festkochend, vorwiegend festkochend, mehlig.

Gesund in Lila und Schwarz

Ganz anders die alten Sorten. Sie schmecken kernig, muskatig, trüffelig oder kräuterig und haben auch andere Farben: Lila, Orange, Schwarz. Diese Farbpigmente heißen Anthocyane. Sie schützen die Pflanzen vor freien Radikalen - und uns auch. Heißt: Sie sind gesünder als die Stinknormalen.

Aber die Farbigen nehmen wir jetzt nicht für mein Leibgericht, die Dortmunder Bratkartoffeln, denn die sehen in Schwarz oder Lila furchtbar aus.

Also: Wir nehmen eine Kartoffel vom Markt, am liebsten eine alte Sorte wie Hörnchen oder Violetta. Schälen und in nicht zu dünne Scheiben schneiden. Zwiebeln schälen und schneiden (zwei Drittel Kartoffeln, ein Drittel Zwiebeln), und jetzt in die Pfanne mit Pflanzenöl, am besten Rapsöl, zum Braten.

Die Tricks beim Braten

Aber Achtung: Erst die Kartoffeln, dann die Zwiebeln obendrauf und darüber Pfeffer und Salz, Deckel drauf. Bei mittlerer Flamme erstmal schmoren. Die Zwiebeln werden oben gar, geben ihr Wasser ab und nehmen die Gewürze mit runter und im unteren Bereich wird schon gebraten.

Wenn man es nicht mehr aushalten kann, wartet man noch ein bisschen und dann den Deckel abnehmen und mit dem Holzlöffel wenden. Ab jetzt: Dabei bleiben! Der Deckel bleibt weg. Unter Wenden fertig braten. Wahrscheinlich hat man zu wenig Salz genommen und muss nachwürzen.

Mit glücklichen Eiern

Damit es zum westfälischen Leibgericht wird, meinem Lieblingsessen, brauchen wir jetzt noch glückliche Eier, pro Person zwei, als Spiegelei obendrauf und dazu am liebsten Pflücksalat. Hat aber kein Mensch mehr im Garten, darum Feldsalat. Anmachen mit kalt gepresstem Rapsöl, Weißweinessig, Zucker, Pfeffer, Salz.

Wenn man es ganz schön machen möchte: fein geschnittenen Schnittlauch oben druff. Fertig. Aber Achtung: Dazu passen jetzt keine Trüffel.

In diesem Sinne: Bis denne!

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26. Januar 2025.