Es sind die Worte von Michael Draeger, die seit Jahren im Ohr bleiben. „Es muss weitergehen. Wer hilft denn sonst den Menschen?“ Seit 17 Jahren sammelt der Lichtendorfer in der Weihnachtszeit für die Schwerter Tafel.
„Weihnachtsengel“ haben sie ihn dort schon genannt. Immer und immer wieder ist er unterwegs, um Lebensmittel oder Hygieneartikel für die Menschen in der Ruhrgebietsstadt zu besorgen, die sich nicht viel leisten können.

Um den 16. Dezember herum gibt es dann die große Bescherung für die Kunden der Tafel in der Ostenstraße. Für Michael Draeger ist es selbstverständlich, dabei zu sein. Bisher hat er es auch jedes Mal geschafft. Doch diesmal nicht.
Der 52-Jährige hat eine schlimme Diagnose erhalten und liegt im Krankenhaus. Schon im Sommer war es fraglich, ob Draeger auch 2024 für die Tafel sammeln kann. Der Gesundheitszustand des schwerkranken Mannes ließ es eigentlich nicht zu.
Festlich geschmückt
Doch er raffte sich auf, ging von Tür zu Tür und überraschte die Schwerter Tafel mit einem Rekordergebnis an Spenden. Drei bis unters Dach gefüllte Mercedes-Sprinter konnten so am 10. Dezember übergeben werden.
An zwei Tagen, am 18. und 19. Dezember, ist in den Räumen der Tafel große Bescherung. Die große Eingangshalle ist festlich geschmückt. Auf den großen Tischen stapeln sich die bunt verpackten Päckchen.

Neben den Spenden von Michael Draeger, die sich in den hunderten Päckchen befinden, stapeln sich auch andere Dinge für die Kunden der Tafel. „Dieses Jahr läuft es auch dank Herrn Draeger sehr gut. Das ist wichtig für uns“, sagt Hendrik Voscort von der Schwerter Tafel.
Vor allem die Lebensmittel in den gepackten Päckchen seien unglaublich wichtig. „Wer kann sich schon Honig oder Schokolade leisten? Da überlegt man zweimal, wenn man nicht so viel hat“, so Voscort.

Dank der Spendenaktion in Lichtendorf ist dies bei der Tafel möglich. Für die Tafel wird es immer schwieriger, genügend Lebensmittel und andere Produkte zu bekommen. Das läge auch an den neuen Berechnungen bei den Lebensmittelketten, die teilweise durch künstliche Intelligenz durchgeführt werden und so kaum noch etwas übrig bleibe, sagt Rene Winkler von der Tafel. „Reste“, auf die die Tafeln angewiesen sind.
Über 800 Kunden sind allein in Schwerte auf die Hilfe angewiesen. Das klappt gerade noch, auch dank Michael Draeger. In Schwerte ist man in Gedanken bei dem 52-Jährigen, drückt ihm die Daumen und wünscht ihm gute Besserung. Draeger selbst will nicht viel über seinen Zustand sagen.
Er hofft, im nächsten Jahr wieder Spenden sammeln zu können. In den sozialen Medien verrät er nur so viel: „6 Tage vor Weihnachten und ich liege im Krankenhaus. So ist das, wenn die Realität der Hoffnung in die Fresse haut.“