Phillip Kohstall ist sauer. Auf den heimischen Energieversorger DEW21. Der Immobilienbesitzer und Wohnungsvermieter kann die Betriebs- und Heizkosten für das Jahr 2022 nicht turnusmäßig mit seinen Mietern abrechnen, weil DEW ihm nicht die notwendigen Verbrauchszahlen beim Gas liefert. „Sonst habe ich die Abrechnungen von DEW schon immer zügig Mitte Januar bekommen“, sagt er.
Was Kohstall noch mehr ärgert, ist die Antwort, die er von der Mitarbeiterin im Kundencenter für Gewerbekunden bekam, als er sich dort erkundigte, warum die Abrechnungen bislang ausgeblieben sind, obwohl er die Zählerstände zum Jahresende an DEW übermittelt hatte. „Die Mitarbeiterin im Kundencenter hat mir mitgeteilt, dass die DEW ‚aktuell keine Gasrechnungen aufgrund der ganzen Situation erstellt‘“, zitiert der Vermieter.
Das ärgert Kohstall nicht nur, sondern wundert ihn auch; denn Wettbewerber von DEW21 wie die Maingau Energie und die Stadtwerke Friedrichshafen, von denen Kohstall ebenfalls Gas für seine Wohnungen beziehe, seien in der Lage, das zu tun, was DEW nicht schaffe. Kohstall: „Die Jahresrechnungen dieser Versorger liegen bereits per E-Mail vor. Zum Teil sind auch schon die Guthaben ausgezahlt worden.“
An DEW-Chefin Heim geschrieben
Phillip Kohstall schrieb an DEW-Chefin Heike Heim und bekam einen Anruf eines Mitarbeiters vom Beschwerdemanagement. „Ich habe ihm gesagt, dass die Situation unbefriedigend ist, weil alle in der Luft hängen, Mieter und Vermieter, während andere in der Lage sind, die Abrechnungen pünktlich zu liefern“, so Kohstall. „Wir sind Grundversorger“, habe er dann zur Antwort bekommt.
Das seien die beiden obengenannten Versorger auch, erwiderte Kohstall, wenn auch mit deutlich weniger Kunden als DEW21. Eine Antwort aber, wann er denn die ausstehenden Gasabrechnungen erwarten dürfe, bekam er nicht. „Es hieß, man kann mir keinen Termin nennen“, sagt der Vermieter.
Als Nächstes werde er an „Oberbürgermeister Thomas Westphal als Aufsichtsratsvorsitzenden von DEW21 schreiben und ihn bitten, dass er etwas im Interesse der Bürger unternimmt“, kündigt Kohstall an.
„Komplexe Anpassungen“
Das wird wohl nicht nötig sein; denn auf Anfrage dieser Redaktion stellt DEW21 Besserung in Aussicht: „Wir sind aktuell dabei, die Abrechnungsläufe wieder sukzessive zu starten, sodass die Kundinnen und Kunden in den nächsten zwei Wochen ihre Rechnungen erhalten werden“, teilt Unternehmenssprecherin Jana-Larissa Marx am Montag (6.2.) mit.
Sie warb um Verständnis. Die Umsetzung der Dezember-Soforthilfe sowie die ab März geltenden Preisbremsen hätten DEW21 „vor notwendige und komplexe Anpassungen“ bei den IT-Systemen und der Abrechnung gestellt. Marx: „Vor dem Hintergrund der Umsetzung dieser komplexen Anforderungen haben wir bei DEW21 zwischenzeitlich die Turnusrechnungen ausgesetzt.“ Schließlich wolle man diese im Sinne der Kunden „korrekt und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Regelungen der Entlastungsmaßnahmen erstellen.“
Update 10. Februar 2023, 11.20 Uhr
Seit dem 9. Februar hat Kohstall für alle seine Vertragskonten mit DEW21 die Jahresrechnungen vorliegen.
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