Deutschlands größte Coworking-Anbieter kommen aus Dortmund „Haben in London gesehen, wie das läuft“

Tim und Dörte Schabsky sind Deutschlands größte Coworking-Anbieter
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Anfangs schien es ein Hype zu sein, eine Zeiterscheinung, die kommt und auch wieder geht. Das Coworking gibt es als neues Bürokonzept aber mittlerweile seit fast 20 Jahren. Von einer Zeiterscheinung kann keine Rede mehr sein. Seit der Begriff Coworking 2006 in San Francisco aufkam, ist die Zusammenarbeit verschiedener Akteure zu einem etablierten Bürokonzept geworden.

Die Dortmunder Tim und Dörte Schabsky haben vor zehn Jahren auf die Karte Coworking gesetzt. 2014 eröffnete das Ehepaar in Wickede seinen ersten Coworking-Space, eine Bürowelt, in der Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen arbeiten. Die Nachfrage war sofort groß und das Geschäft entwickelte sich rasant. 13 Standorte wurden schließlich im Ruhrgebiet eröffnet. Der Firmenname Work Inn wurde als Büroanbieter ein Begriff. In Dortmund gibt es vier Standorte - unter anderem am Rheinlanddamm und an der Hansastraße.

„Als wir vor zehn Jahren starteten, hatten wir gesehen, wie das in London läuft. Wir wollten so etwas auch in Dortmund anbieten. Das hat geklappt. Und zuletzt war es unser Ziel, Coworking in ganz Deutschland aus einer Hand anzubieten. Dafür brauchten wir einen Partner - und den haben wir jetzt“, sagt Tim Schabsky, der aus einer Unternehmerfamilie stammt. Sein Cousin Hendrik Schabsky ist Chef der Atlas Schuhfabrik in Wickede.

Entspanntes Arbeiten: So sieht es Work Inn Westfalenpark am Rheinlanddamm in Dortmund aus.
Entspanntes Arbeiten: So sieht es Work Inn Westfalenpark am Rheinlanddamm aus. © Work Inn/Anke Sundermeier

Innovative Bürolösungen

Während das traditionsreiche Familienunternehmen Atlas in Deutschland und Europa eine der ersten Adressen für Sicherheitsschuhe ist, sind Tim und Dörte Schabsky mit ihrem jüngsten Coup gerade zum größten Coworking-Anbieter Deutschlands aufgestiegen - mit 44 Standorten in 29 Städten. Sie haben mit „SleevesUp!“, einem der führenden Anbieter von innovativen Bürolösungen mit Sitz in Frankfurt, fusioniert und bilden so Deutschlands größtes Coworking-Netzwerk.

Die Besonderheit: Der Fokus wird nicht wie sonst branchenüblich nur auf die Top-7-Städte in zentraler Lage, sondern auf eine flächendeckende Ausbreitung in ganz Deutschland gelegt. „Bis 2028 soll das Standort-Netzwerk auf 100 Coworking-Spaces anwachsen. Das wäre ein neuer Meilenstein im Bereich des Coworkings auf dem deutschen Markt“, sagt Dörte Schabsky.

Mitten in der City entstand an der Hansastraße 30 in Dortmund erst im vorigen Jahr dieser Coworking Space von Work Inn.
Mitten in der City entstand an der Hansastraße 30 erst im vorigen Jahr dieser Coworking Space von Work Inn. © Work Inn/Anke Sundermeier

Bei beiden Unternehmen handelt es sich um familiengeführte Coworking-Pioniere und regionale Marktführer. Eine Partnerschaft ermöglicht nun die Kombination von Ressourcen und Fachkenntnissen, Standorten und Reichweite. Kunden profitieren von deutschlandweitem Standortzugriff und einheitlichen Standards. „Durch die Verfügbarkeit von Standorten in ganz Deutschland werden die Coworking-Spaces auch für überregional tätige Unternehmen interessant. Anders als bei Insellösungen einzelner Anbieter profitieren die Kunden durch den dezentralen Netzwerk-Charakter von deutschlandweit einheitlichen Standards, Servicelevel, Buchungs- und Abrechnungssystemen“, sagt Tim Schabsky.

Austausch und Hilfe

Die variable Nutzung aller Workspaces ermöglicht eine vom Markt gewünschte Flexibilität. „Mitarbeitende können nahtlos zwischen Homeoffice, Büro und Coworking-Space wechseln, was zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Produktivität führt“, so Dörte Schabsky.

Beim Coworking kommen Selbstständige, Startups, Kreative und auch größere Unternehmen in einem Coworking-Space zusammen. Alle arbeiten an ihren individuellen Projekten, aber durch Austausch und gegenseitige Hilfe entwickelt sich eine eigene Community.

„Das branchenübergreifende Netzwerken passiert ganz nebenher. Es ist diese starke und innovative Gemeinschaft, die Coworking ausmacht“, sagt Dörte Schabsky und fügt an: „Ein besonderes Merkmal von uns ist der Spirit der Community, auf den wir größten Wert legen. Maximale Flexibilität bei der Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitszeit sind die wichtigsten Säulen der neuen Arbeitswelt – und unserer Unternehmensidentität.“

Austausch statt Homeoffice

Fragt man Tim und Dörte Schabsky, ob das Coworking in Zeiten von Homeoffice nicht weniger attraktiv geworden ist, sagen sie wie aus einem Mund: „Nein, im Homeoffice gibt es mal schlechtes Internet, mal die Familie drumherum und keinen ergonomisch vernünftigen Arbeitsplatz. Bei uns gibt es schöne und moderne Arbeitsplätze.“ Außerdem sei die Vereinsamung im Homeoffice für viele auch keine Option. „Die Menschen wollen Abwechslung, brauchen den Austausch und bekommen bei uns in der Community einen positiven Drive.“

Tim Schabsky stellt fest, dass Unternehmen gerne die Flexibilität nutzen, die ihnen Coworking-Anbieter ermöglichen. Wer zur Erledigung eines Auftrags für eine begrenzte Zeit drei Teams unterbringen muss, muss nicht erst mit zig Maklern sprechen und nach geeigneten Räumlichkeiten suchen“, sagt er.

Gleich mehrere Konzerne, die von der Sperrung der A45 bei Lüdenscheid betroffen sind, würden derzeit gerne die Coworking-Spaces im Ruhrgebiet nutzen. „Die Mitarbeitenden aus dem Ruhrgebiet kommen zu unseren Standorten. Aber ich prophezeie: Auch wenn die Brücke offen ist, werden sie bleiben. Durch die Corona-Pandemie hat die Bereitschaft zu pendeln nachgelassen. Da bietet Coworking eine gute, wohnortnahe Alternative.“