Außergewöhnlicher EM-Tag in Dortmund Erst Mega-Party - dann plötzlicher Public-Viewing-Abbruch

Erst Mega-Party - dann plötzlicher Public-Viewing-Abbruch
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Die Ereignisse überschlugen sich: Gerade noch hatten Tausende sich warmgefeiert, dann sind mitten in der ersten Halbzeit plötzlich die Public Viewings geräumt worden. Der Tag des EM-Achtelfinals in Dortmund hielt einige Überraschungen bereit.

Am Abend trafen Deutschland und Dänemark im BVB-Stadion aufeinander. Seit dem Nachmittag gab es mehrere große Partys in der Stadt. Die größten waren sicherlich das Fanfest der Deutschland-Fans am Reinoldi-Pylon und das der dänischen Anhänger im Westpark. Beide gekrönt durch lautstarke Fanmärsche zum Stadion.

Am Reinoldi-Pylon legte der durchs Internet weit bekannte EM-Saxophonist André Schnura völlig überraschend einen Auftritt hin. Eigentlich hatte es im Vorfeld geheißen, er soll nur später kurz vor Spielbeginn im Westfalenpark auftreten. Doch plötzlich stand er da mit „Major Tom“-Sänger Peter Schilling (der selbst nicht sang) auf der Bühne und später - wie man das von seinen Videos kennt - mit seinem schwarzen Saxophon in der Menge.

Riesen-Stimmung bei den Deutschland-Fans vor dem EM-Achtelfinale gegen Dänemark in Dortmund. EM-Saxophonist André Schnura heizte den Fans an der Reinoldikirche ein.
Riesen-Stimmung bei den Deutschland-Fans vor dem EM-Achtelfinale gegen Dänemark in Dortmund. EM-Saxophonist André Schnura heizte den Fans an der Reinoldikirche ein. © Oliver Schaper

Dann ging es gegen 17 Uhr Richtung Stadion. Nach offiziellen Zahlen der Polizei Dortmund waren etwa 20.000 Deutschland-Fans im Fanmarsch über die Ruhrallee zum Stadion unterwegs.

Beste Stimmung, laute Gesänge: ein Meer aus Weiß, Schwarz-Rot-Gold und wegen des überaus beliebten DFB-Auswärtstrikots natürlich Pink.

Fanmarsch der Deutschland-Fans in Dortmund
Riesen-Stimmung bei den Deutschland-Fans vor dem EM-Achtelfinale gegen Dänemark in Dortmund. © Oliver Schaper

In etwa zeitgleich lief auch die Party der Dänen auf Hochtouren. Etwa eine halbe Stunde später zog der dänische Fanmarsch mit etwa 7000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch das Kreuzviertel zum Stadion. Auch dieser Marsch war sehr lautstark.

Die Public Viewings am Friedensplatz und im Westfalenpark füllten sich nach und nach. Die Fan Zone am Friedensplatz war irgendwann voll, im Westfalenpark war noch etwas Platz.

Hier folgte dann der sowieso geplante Auftritt des Saxophonisten. Und der hatte auch einen besonderen Gast dabei: Erfolgsrapper Ski Aggu, der schon im vergangenen Jahr einen bemerkenswerten Auftritt auf dem Juicy-Beats-Festival hingelegt hatte, stand da mit auf der Bühne. Allerdings tat er es Peter Schilling gleich - und sang nicht. Noch eine Gemeinsamkeit: Die Stimmung war völlig losgelöst.

Public Viewing plötzlich evakuiert

Alles soweit so schön - das Spiel konnte starten. Das lief allerdings nur eine gute halbe Stunde. Der Deutsche Wetterdienst hatte kurz vorher eine Gewitter-Warnung rausgegeben - und die kam zu Recht. Das Gewitter zog auf und hinter den Kulissen musste ein Krisenstab eine schnelle Entscheidung treffen. Abbruch! Westfalenpark und Friedensplatz wurden geräumt. Auch im Stadion wurde das Spiel unterbrochen.

Zu diesem Zeitpunkt hielten sich nach offiziellen Angaben der Stadt rund 33.000 Menschen im Westfalenpark auf. Auf dem Friedensplatz war die maximale Besucherzahl von 6.500 schon länger erreicht. Insgesamt beinahe 40.000 Menschen mussten also von jetzt auf gleich plötzlich evakuiert werden. Das lief sogar relativ schnell und friedlich ab - nachdem es im Westfalenpark zu Beginn ein paar erwartbare Pfiffe gegeben hatte.

Die Spiel-Übertragungen wurden abgebrochen, die Menschen mussten gehen. Sofort wurde klar gemacht: Die Veranstaltungen sind beendet und werden nicht wieder aufgenommen. Das sich jetzt deutlich zeigende Gewitter untermauerte die Argumentation gut. Unser Reporter vor Ort konnte sogar beobachten, wie ein Blitz in die Spitze des Florianturms einschlug. Ein Blitz war während des Spiels auch an einem Bahnsteig des Hauptbahnhofs eingeschlagen und sorgte zwischenzeitlich für Probleme.

Blitze zuckten aus dem Dortmunder Himmel.
Blitze zuckten aus dem Dortmunder Himmel. © privat

Einige Menschen im Westfalenpark waren auch vor dem offiziellen Abbruch schon gegangen. Das taten viele auch wörtlich, nicht alle wollten auf die Bahnen warten, viele traten den Weg in die City oder sonst wohin zu Fuß an.

Am Friedensplatz hatten sich zunächst viele unter die Dächer in der Fan Zone gestellt. Doch diese wurde auch geräumt. Die Menschen strömten zunächst unter all die Vordächer, die die Dortmunder City zu bieten hat. Der Regen hielt allerdings nicht sehr lange an. Der Alte Markt war in kürzester Zeit rappelvoll. Die Menschen drängten sich um die Fernseher vor den Kneipen - das Spiel konnte um kurz vor 22 Uhr weiterlaufen.

Mega-Party konnte wieder aufgenommen werden

Und der Verlauf machte gute Laune. 1:0 durch Kai Havertz, 2:0 durch Jamal Musiala. Die Menschen jubelten vor Kneipen, in Bahnen und sicher auch unterwegs zu Fuß.

Nach Abpfiff konnte die Mega-Party dann wieder aufgenommen werden. Eine Marching Band heizte der Masse auf dem Alten Markt ein und verlagerte die Party dann noch auf den Hansaplatz.

Große Party am Alten Markt nach Abpfiff.
Große Party am Alten Markt nach Abpfiff. © Stephan Schütze

Gleichzeitig lief am Stadion selbst ein größerer Polizei-Einsatz. Ein Mann war offenbar auf das Dach des Stadions gelangt. Einsatzkräfte der Polizei näherten sich dieser Person, um sie anzusprechen und einen sicheren Abtransport vom Dach zu gewährleisten - und nahmen sie dann fest. „Bei dem festgenommenen Beschuldigten handelt es sich um einen 21-jährigen aus Osnabrück. Aktuell gibt es keine Erkenntnisse darüber, dass der Mann mit seinem Verhalten die Stadiongäste gefährden wollte“, teilte die Polizei mit.

Währenddessen wurde es am Hauptbahnhof immer voller. Der Königswall musste aufgrund der Menschenmasse zwischenzeitlich komplett gesperrt werden. Etwa auf dem Südwall formierte sich auch zwischenzeitlich ein kleiner Autokorso.

Zwischenzeitlich formierte sich ein kleiner Autokorso auf dem Wall.
Zwischenzeitlich formierte sich ein kleiner Autokorso auf dem Wall. © Stephan Schütze

Der Hauptbahnhof wurde immer wieder wegen Überfüllung der Gleise abgesperrt und dann wieder kurzzeitig geöffnet. Der Regen und das Gewitter hatten in der Zwischenzeit wieder eingesetzt. Die Menschen wollten nur noch nach Hause. Die Mega-Party war vorbei.

Public Viewings in Dortmund evakuiert: Partys bei Deutschland-Spiel enden plötzlich