Telekom-Ärger in Dortmund Mieter in Stadtvillen haben seit ihrem Einzug keinen Telefonanschluss

Telekom-Ärger: Mieter in Dortmunder Wohnpark haben kein Telefon
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Dortmunder Mieter funken SOS. Denn in ihrem neuen Zuhause, in den schmucken Stadtvillen im Wohnpark Dortmund-Rahm, fehlt ein wichtiges Detail: Seit ihrem Einzug im Januar 2023 können rund 50 Seniorinnen und Senioren in 36 Wohnungen nicht telefonieren. Noch immer warten sie auf die Leitungen für ihren Telefonanschluss an der Rahmer Straße 287.

Vermieter ist die Wunsch-Pflege GmbH mit Sitz in Dortmund-Kirchlinde. Geschäftsführerin Sophie Wunsch und Verwaltungsleiter Florian Nawrath bedauern die Misere und beteuern: „Wir sind aktuell auch machtlos.“

Denn: Seit Wochen versuchten sie vergeblich, per Mail oder telefonisch Kontakt mit der Deutschen Telekom aufzunehmen und das Problem in Sinne ihrer Mieter zu lösen. „Das ist so ermüdend und unbefriedigend, ständig werden wir vertröstet“, sagt Sophie Wunsch.

Ähnlich fühlen sich die Angehörigen und die Senioren, die sich eigeninitiativ mehrfach bei der Telekom gemeldet haben. „Doch auf unsere Beschwerden und Anrufe wird einfach nicht reagiert.“ Das Fatale: Auch einige der von den Senioren genutzten Hausnotrufe sind ohne Telefonanschluss nicht funktionsfähig.

Hausnotruf funktioniert nicht

„Falls es zu einem medizinischen Notfall käme, könnten die Senioren noch nicht einmal den Rettungsdienst rufen“, heißt es seitens der Bewohnerschaft, die sich über den „anonymen Briefkasten“ bei uns gemeldet hat. Es sei nur reines Glück, dass es bisher noch nicht zu einem solchen Vorfall gekommen sei.

Sophie Wunsch hat sich viele Gedanken gemacht, wie man zumindest das Problem mit den Hausnotrufen übergangsweise lösen könnte: „Es gibt ein alternatives Notruf-System, das in Kombination mit einem Handy funktioniert“, sagt sie. Im selben Atemzug räumt die Geschäftsführerin aber ein, dass natürlich nicht jede Seniorin oder jeder Senior über ein Handy verfügt.

Sophie Wunsch ist die Geschäftsleiterin der Wunsch-Pflege GmbH.
Sophie Wunsch, Geschäftsleitung Wunsch-Pflege, setzt sich seit Wochen dafür ein, dass die Bewohner im Wohnpark Rahm endlich einen Telefonanschluss bekommen. © arawitthaut-FotoatelierOstermann

„Hausanschluss wurde verpennt“

Insgesamt sei die Situation für alle Beteiligten einfach nur ärgerlich. „Der Hausanschluss wurde einfach verpennt“, mutmaßt Verwaltungsleiter Florian Nawrath. Auch Sophie Wunsch kann nur mit den Schultern zucken: „Der Investor sagt, dass er den Antrag bereits im April 2022 gestellt hat.“

Wer also für die missliche Lage letztlich verantwortlich ist, könne sie deshalb nicht sagen. Priorität habe für sie jetzt, die Senioren zeitnah mit einem funktionierenden Telefonanschluss auszustatten, so Sophie Wunsch. „Denn die nachvollziehbare Unzufriedenheit ist deutlich zu spüren und auch für die Gemeinschaft hier nicht schön.“

Florian Nawrath ist Verwaltungsleiter bei der Wunsch-Pflege.
Florian Nawrath, Verwaltungsleiter bei der Wunsch-Pflege, findet deutliche Worte: "Der Hausanschluss wurde verpennt." © Beate Dönnewald

„Endphase des Problems“

Glücklicherweise seien die den Seniorenwohnungen gegenüberliegenden Wohngemeinschaften von dem Problem nicht betroffen. „Dieses Gebäude wird über unsere Telefonanlage am Standort Kirchlinde mitversorgt“, erklärt der Verwaltungsleiter.

Florian Nawrath blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich habe das Gefühl, dass wir in der Endphase des Problems sind“, sagt er am Mittwochvormittag (12.4.). Damit könnte er Recht haben, denn eine Antwort der Deutschen Telekom an unsere Redaktion deutet in diese Richtung.

Zunächst einmal irritiert aber die E-Mail von Telekom-Sprecher Stefan Barwieck, die uns am Mittwochmittag (12.4.) erreicht. Denn er schreibt: „Die Erstbeauftragung erfolgte im Februar 2023.“ Diese Aussage steht im Widerspruch zu der Aussage, dass der Investor die Telekom schon im April 2022 beauftragt hat.

Stefan Barwieck weiter: „Das Vorhaben verzögert sich leider um circa 2,5 Monate, da Tiefbau und Kabelverlegung im öffentlichen Grund erforderlich ist. Der Grund hierfür ist, dass die aktuellen Kapazitäten nicht ausreichen.“

Genehmigungen liegen vor

Die nötigen Tiefbaumaßnahmen, so Barwieck weiter, unterlägen verschiedenen Genehmigungen. So habe man unter anderem eine Wegesicherung bei Straßen.NRW und eine Kampfmittelabfrage bei der Stadt Dortmund beantragt. „Die Genehmigungen liegen mittlerweile vor.“

Und nicht nur das: „Unsere Technik-Partner und Auftragnehmer aktualisieren derzeit den Fahrplan, um die priorisierte Bereitstellung der Hausanschlüsse umzusetzen“, schreibt der Telekom-Sprecher. Einzig den genauen Termin zur Fertigstellung konnte er am Mittwoch (12.4.) noch nicht nennen. So wie es scheint, müssen die geplagten Mieter aber nicht mehr lange darauf warten. Den Fertigungstermin will Stefan Barwieck zeitnah nachreichen.

Zur Kritik, dass die Bewohner jeden Monat eine Grundgebühr von circa 34 Euro bezahlen müssen, ohne überhaupt das Telefon nutzen zu können, äußert sich Stefan Barwieck so: „Unsere Kunden erhalten selbstverständlich Gutschriften über den nicht genutzten Zeitraum.“

Abschließend schreibt er: „Wir bitten unsere Kunden für die Verzögerung ausdrücklich nochmal um Entschuldigung.“ Warum auf Anrufer und Beschwerden nicht reagiert worden sein soll, könne er allerdings nicht nachvollziehen.

„Den Kunden stehen aktuell mehrere Reklamationskanäle zur Verfügung. Diese sind Telefon, E Mail und direkt über unsere Homepage.“ Die Erweiterung des Wohnprojekts würde speziell über das Bauherrenbüro betreut. Auskünfte könnten dort jederzeit abgerufen werden.

Dieses Thema konnte unsere Reporterin Dank eines Tipps aus der Bevölkerung recherchieren. Wenn auch Sie uns einen Hinweis auf einen Missstand geben möchten und Nachteile für sich selbst befürchten, können Sie dafür unseren Anonymen Briefkasten nutzen. Diesen finden Sie hier: rn.de/anonym

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