Mit der Schulversammlung am kommenden Freitag ist Schluss. 14 Jahre war Dr. Detlef von Elsenau Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Nun geht er in den Ruhestand – zumindest in Nette.
Musik ist heute ein anerkannter Schwerpunkt am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG): Klassik, Pop, Gesang. Singen war schon Thema, als Dr. Detlef von Elsenau sich als Schulleiter bewarb: „Damals musste ich noch vor dem Schulausschuss vorsingen“, erzählt er, lacht und meint das Bewerben in eigener Sache. Heute entscheidet die Bezirksregierung über die Besetzung. Das war 2005. Am Freitag (12. Juli) geht Detlef von Elsenau in den Ruhestand.

Detlef von Elsenau singt - hier in der Lehrerband des Heinrich-Heine-Gymnasiums zur Eröffnung des Kultur- und Bildungsparks Nette. © Uwe von Schirp
Das Fach Musik, heute ein Unterrichtsprofil, steht zweifelsohne stellvertretend für den Wandel, den das HHG in den 14 Jahren vollzogen hat. Der Wandel trägt die Handschrift des Schulleiters. Er wird allerdings im Gespräch mit dieser Redaktion nicht müde, immer wieder auf die Teamleistung seiner rund 70 Kolleginnen und Kollegen hinzuweisen.
Das HHG stand unter Druck
Vor seiner Wahl durch den Schulausschuss war von Elsenau bereits anderthalb Jahre stellvertretender Schulleiter in Nette. Er wusste, worauf er sich einließ. „Die Schule stand von außen unter Druck“, erzählt er. 65 bis 68 Anmeldungen pro Jahr waren zu wenig. „Das war wirklich eng. Aber ich bin auf ein Kollegium gestoßen, dass schon aktiv war.“

2005 übernahm Detlef von Elsenau die Schulleitung des Heinrich-Heine-Gymnasiums. © Stephan Schütze (Archivbild)
Das Heinrich-Heine-Gymnasium habe als elitäres Gymnasium gegolten – „als kalt, getreu dem Motto ‚friss Vogel oder stirb‘“, sagt Detlef von Elsenau. „Wir brauchten ein Schulprofil, das uns mit dem Stadtbezirk verbindet.“ Damit nicht genug. „Wir haben uns überlegt, uns aufs Fördern zu kaprizieren.“ Coaching, Frühwarnsysteme, individuelle Förderung, Lernpaten, eine enge Zusammenarbeit mit der benachbarten Albert-Schweitzer-Realschule – Stichworte, die der scheidende Direktor schnell aufzählt. Hinzu kam die Leistungsförderung: Wettbewerbe, Sprachzertifikate nach internationalen Standards, leistungsorientierte Kurse.
Sanierung der Schulgebäude war zukunftsorientiert
Als dritte Maßnahme nahmen von Elsenau und Kollegium die Stärkung der Elternarbeit in Angriff: Gremienarbeit, neue Vereine wie „Schüler für Schüler“ und „HHG hilft“. Und Vorträge, die der Sozialwissenschaftler regelmäßig selbst gehalten hat: zuletzt am 26. Juni – zum Abschied.

Die Digitalisierung des HHG war Detlef von Elsenau, hier bei der Eröffnung des Selbstlernzentrums, besonders wichtig. © Holger Bergmann (Archivbild)
„Wir haben die Kurve gekriegt“, ist Detlef von Elsenau heute zufrieden. Die Anmeldezahlen stiegen. 2013 wieder ein Knick: Die Sanierung der heruntergekommenen Schulgebäude. Was über mehrere Jahre den Ruf eingeschränkter Lernbedingungen einbrachte, war eine Zukunftsorientierung. Elsenau zeigte sich konsequent: Einmal alle Decken und Wände offen, setzte er eine digitale Infrastruktur in den Gebäuden durch.
Ganztag brachte 20 Prozent mehr Personal
„Wir müssen immer dabei sein, uns zu zeigen und gute Arbeit zu leisten“, sagt Detlef von Elsenau. „Die Emscher ist eine Grenze.“ Das Einzugsgebiet: Als Stadtbezirksgymnasium kommen aus Stadtteilen jenseits der Emscher kaum Schüler. Das HHG setze darum auf eine enge Kooperation mit allen Schulen im Stadtbezirk. „Im Mengeder Schulnetzwerk ist Misstrauen einer Kooperation gewichen“, sagt Detlef von Elsenau.

Bei der Eröffnung des Kultur- und Bildungsparks stand er ARD-Moderator Peter Großmann Rede und Antwort. © Uwe von Schirp (Archivbild)
Quasi logisch die Entscheidung für den Ganztag, die im Kollegium durchaus umstritten gewesen sei, räumt der Chef ein. „Wir haben zugegriffen, weil wir damit auf Dauer besser dastehen“, erklärt von Elsenau. Heißt konkret: 20 Prozent mehr Personal und eine neue Mensa.
Detlef von Elsenau, der Teamplayer: Ressourcen schonen, Freiheit achten, Vertrauen geben. „Mein Ziel war immer eine hohe Arbeitszufriedenheit im Kollegium“, sagt der ehemalige Volleyballer des USC Münster.
Im Ruhestand warten einige neue Jobs
Detlef von Elsenau verlässt nun ein Kollegium, „auf das ich sehr stolz bin“. Dank Doppelbesetzung in den Managementaufgaben habe er sich auf die Akquise von Mitteln und Netzwerkarbeit konzentrieren können. Dr. Detlef von Elsenau ist unter anderem Sprecher der Dortmunder Gymnasial-Schulleiter. Und er verlässt eine Schülerschaft, die im Rudern auf Stadtebene und bei der Welt-Roboter-Olympiade international auf sich aufmerksam macht. „Ich glaube, wir stehen ganz gut da.“ Die Worte klingen bescheiden.

Bei den Schul-Stadtmeisterschaften ruderte Detlef von Elsenau (M.) regelmäßig im Schulleiterboot mit. © Uwe von Schirp (Archivbild)
Ganz geht der 66-Jährige am Freitag nicht in den Ruhestand. „Ich fühle mich noch so, dass ich etwas mit Schule zu tun haben möchte“, sagt er. Das „Etwas“ ist eine Menge: Als Berater für die Stadt in Sachen Digitalisierung von Schulen und für einen Schulbuchverlag macht er weiter. Hinzu kommt ein Lehrauftrag an der TU. Ehrenamtlich ist er Vorstandsvorsitzender des neuen Vereins „Talentstadt Dortmund“.
Seine letzte Rede hat eine klar definierte Länge
Nette bleibt er als Vorstandsmitglied des Kultur- und Bildungsparks erhalten. Detlef von Elsenau ist einer der Väter dieses Vereins, der das Schulzentrum seit 2015 für kulturelle Veranstaltungen öffnet. Bei allem künftigen Engagement für Bildung und Kultur will der Liebhaber plastischer Kunst wieder regelmäßiger Segeln. „Das Motorradfahren habe ich aufgegeben. Tennisspielen darf ich nicht mehr.“
Detlef von Elsenau ist übrigens Neu-Dortmunder. Nach 16 Berufsjahren, in denen er von Hamm nach Nette pendelte, lebt er hier aus Überzeugung: „Ich bin in Münster groß geworden und habe dort studiert“, erklärt er. „In Dortmund zu landen, hatte ich nie im Fokus, aber die Menschen im Ruhrgebiet gefallen mir besser.“

Trauriger Anlass zu einer außerordentlichen Schulversammlung: Mit einer Schweigeminute gedachten die Schüler des HHG im März 2015 den bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Sabine und Manfred Jockheck. © Stephan Schütze
Am Freitag nach der Zeugnisausgabe treffen sich Schüler und Lehrer zur Schulversammlung. Es gilt als sicher, dass Detlef von Elsenau dort nicht vorsingen, aber eine Rede halten wird. Ihre Länge ist in der Schülerschaft klar definiert: „1 Elsenau“ – im jahrelangen Mittel etwa 30 Minuten. Was für ein Kompliment!
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
