Jeder, der einen Garten hat, hasst ihn. Aber wie es mit vielen Dingen so ist, muss man einfach die Betrachtungsweise ändern. Ich rede jetzt vom Giersch.
Für alle Ahnungslosen und von diesem sogenannten Unkraut unbehelligten Menschen: Es wächst wie Teufel. Man kann es sehr gut bekämpfen, indem man es einfach – Achtung, nicht erschrecken! – isst!
Wenn man sich dann auch noch bewusst macht, dass es sich eigentlich um eine Heilpflanze handelt, dann wird es zum kostenlosen Superfood im eigenen Garten. So! Jetzt sehen wir den Giersch mit ganz anderen Augen. Welche Freude!
Overkamps Lecka-reien
Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein
Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.
Früher war Giersch ein sehr bekanntes Wild-Gemüse, im 14. Jahrhundert sogar ein traditionelles Essen am polnischen Königshof. Wie komme ich darauf, obwohl ich nicht dabei war? Steht im Internet.
Spinat-Ersatz oder Pesto
Wir müssen keine Könige sein, können uns aber so fühlen, wenn wir uns mit dem Giersch anfreunden. Er ist sehr vielseitig einsetzbar: Die Blätter als Spinat-Ersatz oder als Salat, komplett als Pesto oder getrocknet als Petersilienersatz im Eintopf.
Und den Katholiken sei gesagt, dass der Giersch eines der neun verwendeten Kräuter der Gründonnerstags-Suppe ist. (Grün-Donnerstag isst man grüne Suppe.)
Selbst die Blüten und Samen lassen sich verwenden. Man könnte die Blüten sogar wie man es mit Holunderblüten macht in Bierteig ausbacken und seine Gäste damit verblüffen.
Mehr Vitamin C als Zitronen
Warum gilt der Giersch als Heilkraut? Er enthält die wichtigsten Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Und jetzt kommt’s: Sein Vitamin-C-Gehalt ist viermal höher als der der Zitrone und die Menge an Mineralstoffen kann bis zu 13mal die des gesunden Grünkohls übertreffen!
Wer hätte das vermutet! Da ist doch jetzt wohl jede Wut auf das „Unkraut“ verraucht.
Natur-Mittel gegen Gicht
Immer schon wusste man, dass der Giersch ein natürliches Mittel gegen Gicht ist. Als es noch keine Chemie in Pillenform gab, nahm man Giersch. Dies wird auch in manchen volkstümlichen Namen verdeutlicht wie Geißfuß oder Geißkraut. Den lateinischen Namen „Aegopodium podagraria“ könnte man mit „Gicht heilender Ziegenfuß“ übersetzen.
Das ist alles wissenschaftlich natürlich nicht belegt. Aber die Jungfrauen-Geburt ist ja wissenschaftlich auch nicht belegt. Und trotzdem glauben wir dran.
Außerdem gibt es einige klare Zusammenhänge. Also in Sachen Giersch. Wenn jetzt dem Giersch eine ganz andere Bedeutung zukommt, sind wir vom Ausrotten im Garten bereits so weit entfernt, dass wir schon praktisch bei der Züchtung ankommen.
Die jungen Blätter verwenden
Man sollte jedoch immer, wenn man ihn verwendet, junge Blätter nehmen. Weil die am besten schmecken und am besten wirken. Und ist ja genug davon da.
Jetzt noch ganz fix ein kleines Rezept: Giersch-Aufstrich fürs leckere Vollkornbrot.
Lecka Aufstrich fürs Brot
Butter mit Olivenöl und Meersalz zerdrücken. Mit ganz fein geschnittenem Knoblauch und wenig Zitronensaft vermengen. Giersch und Zwiebeln, am liebsten kleine rote, ganz fein hacken und untermengen. Mit den Blüten vom Giersch dekorieren und neben Kartoffeln oder Vollkornbrot servieren. Gesund, lecka und überraschend!
In diesem Sinne: Bis denne!
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. Juli 2024.