Wer seinen Abfall am Recyclinghof an der Wittbräucker Straße loswerden will, braucht mitunter Geduld. Mehr Geduld jedenfalls als an manch anderen Recyclinghöfen. Der in Aplerbeck ist der erste und damit älteste in Dortmund. 1993 eröffnet, ist die Annahmestelle inzwischen schlicht zu klein geworden. Besucher, die ihren Kofferraum geleert haben, müssen auf engstem Raum Wendemanöver hinlegen und zurückkurven: Die Zufahrt an der Wittbräucker Straße ist auch die Ausfahrt. „Die Autos stauen sich teilweise bis auf die Straße zurück“, sagt EDG-Geschäftsführer Frank Hengstenberg.
Auf anderen Recyclinghöfen wie etwa in Wellinghofen stehen geräumige und ebenerdige Schüttboxen. In Aplerbeck hingegen müssen die Bürger ihr Material über drei Stufen in Container wuchten, die zudem relativ schnell gefüllt sind. „Ist beispielsweise die Sperrholzpresse voll, ist erst einmal Schluss“, sagt Hengstenberg. Auf gut Deutsch: Besucher müssen Wartezeit einkalkulieren. Die Anlage ist so klein, dass selbst das Umsetzen eines Containers oft zu einem logistischen Vabanquespiel wird.
Der Effekt: Viele Bürger lassen die Sammelstelle in Aplerbeck links liegen und weichen zum Recyclinghof in Wambel aus, wie aus einer früheren Kundenbefragung der EDG hervorgeht. Zum Vergleich: Am Aplerbecker Recyclinghof wurden zuletzt rund 46.000 Lieferungen mit einem Gesamtaufkommen von gut 5700 Tonnen notiert. Am umgebauten Recyclinghof in Wambel waren es 81.000 Lieferungen mit einer Gesamtmenge von 20.000 Tonnen.
Im EDG-internen Ranking genießt die Sammelstelle an der Wittbräucker Straße den Ruf „des kundenunfreundlichsten Recyclinghofs in Dortmund“. Das soll sich ändern: Die EDG will die Anlage deutlich vergrößern. Die bislang 4300 Quadratmeter sollen um weitere 3800 Quadratmeter ergänzt werden. Dafür will die EDG benachbarte Grundstücke entlang der Benediktinerstraße übernehmen. Hinzu kommt eine weitere Fläche nahe der Feuerwehr an der Riesestraße – dort soll künftig die Ausfahrt vom Recyclinghof angelegt werden.

Die fraglichen Grundstücke gehören der Stadt. Auch die Fläche des Recyclinghofs, die vor etlichen Jahren für den Bau der „Ortsumgehung Aplerbeck“ ins Visier der Stadtplaner geraten war. Das ist längst ad acta gelegt. Nun tritt die EDG auf den Plan und möchte alle Flächen von der Stadt kaufen. Mitte 2022 machten die städtischen Liegenschaftler ein Angebot: Ja, die EDG könne die Grundstücke haben. Allerdings nicht auf Kaufbasis. Mit Blick auf den politischen Willen, städtische Grundstücke möglichst in eigener Hand zu behalten, schlugen die Liegenschaftler eine Erbpacht-Regelung für eine Laufzeit von 30 Jahren vor.
Die EDG winkte ab: Für die Erweiterung des Recyclinghofs würden millionenschwere Investitionen fällig, die man gern auf eigenem Grund und Boden verankern möchte, hieß es. Dabei blieb es vorläufig – bis das Thema im Januar 2023 im Finanzauschuss des Rates hochkochte. Auslöser war ein Antragspapier der CDU. Der Tenor: Weg mit dem Erbbaurecht! Die Stadt solle die fraglichen Flächen an die EDG verkaufen und ins Eigentum des städtischen Entsorgers überführen. Dazu sollen die Liegenschaftler „in zeitnahe Verkaufsverhandlungen mit der EDG eintreten“.
Das „Okay“ der Aplerbecker Bezirksvertreter im Rücken, fand der CDU-Vorstoß vor Kurzem eine breite Mehrheit im Finanzauschuss des Rates – die Stadt muss ihre Verhandlungsstrategie mit ihrem Entsorgungsunternehmen ändern. „Ich hoffe, dass die Sache jetzt aufgegleist ist“, sagt Jendrik Suck, Chef der CDU-Ratsfraktion. „Eine Erneuerung wäre ein Segen für die südlichen Stadtteile“. Inzwischen hat die EDG der Stadt ein erstes Kaufangebot vorgelegt. „Ein Baubeginn in 2024 wäre schön, aber sehr ambitioniert. 2025 halte ich für realistisch“, sagt EDG-Geschäftsführer Hengstenberg.
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