Der Entstörer kennt die Wahrheit Monolog über Verschwörungstheorien feierte im KJT Premiere

Der Entstörer kennt die Wahrheit
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Die Tür zum „Klassenzimmer“ in der ersten Etage im Kinder- und Jugendtheater (KJT) geht auf und herein gehoppelt kommt ein riesiger weißer Hase. „Ich glaube, hier bin ich sicher“, verkündet Jan Westphal als vereinsamter Verschwörungstheoretiker Jonas mit Quiekstimme.

Während er sich aus seinem Kostüm schält, erzählt er, dass er uns vor dem Bösen bewahren will, uns ahnungslose „Schlafschafe“ aufklären will. Natürlich mit seiner Wahrheit, der einzigen, die zählt.

Ab der neunten Klasse

Mit Ursula Kohlerts Klassenzimmerstück „Der Entstörer“ hat das KJT eine neue mobile Produktion über Verschwörungstheorien im Repertoire. Premiere feierte Jan Westphal mit dem knapp einstündigen Monolog für Schüler ab der neunten Klasse am frühen Donnerstagabend.

Nur leider waren in der Premierenvorstellung die Jugendlichen im Klassenzimmer von Ausstatterin Sandra Linde in der Minderheit, und die erwachsenen Zuschauer mussten von Mime Westphal immer wieder daran erinnert werden, dass sie mitmachen dürfen.

Mit Alu gegen das Böse

Der Schauspieler in Peter Kirschkes Inszenierung wieselt munter durch die Bankreihen und erläutert seine Mission. Warnt vor Strahlungen, eingepflanzten Chips, die uns willenlos machen, und vor Impfungen - stellt dazu Bildchen in Mini-Sendemasten, die er auf den Tischen verteilt, auf.

Er präsentiert sich als gegen alles Böse gerüstet - mit Alu-Schicht unter dem T-Shirt, auch seine Wohnung hat er mit Alufolie ausgekleidet. Das sehe zwar komisch aus, doch Besuch komme nie.

Verlust sämtlicher Kontakte

Durch seine Wahnvorstellungen hat er nicht nur den Bezug zur Realität verloren, sondern auch zu seinen Mitmenschen. Nur im Internet hat er noch „Freunde“.

Los ging es, als seine Mutter an Krebs erkrankte. Er war für die alternative Medizin, seine Schwester nicht. Wenn er vom Sterben seiner Mama erzählt, wird er ruhig, nachdenklich, nestelt an seinen Fingern. Aufgebracht genervt gibt es sich wieder, um zu schildern, wie seine Schwester die 1500 Euro für die „lebensrettende“ Alu-Pyramide verweigert.

Fesselndes Spiel

Mit seinen gekonnt dargestellten Stimmungsschwankungen versteht es der Schauspieler, sein Publikum zu fesseln, sucht immer wieder Blickkontakt. Da spielt er einen verliebten Jungen, wenn er von Nachbarin Trixi erzählt. Da verfällt er wieder in selbstgefällige Weltretter-Pose, wenn er von seinem Einsatz beim Kinderarzt erzählt. Allerdings konnte er die Zwillinge seiner Schwester nicht vor der Impfung bewahren, die Polizei führte ihn ab.

Anschaulich und durchaus humorvoll zeigt das Theaterstück, wie Verschwörungsideologien ein Leben verändern können. Buchbar ist die mobile Produktion für Schulklassen per E-Mail: kjt@theaterdo.de

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