Der bescheidenste Promi-Gast ist Malle-Sänger Koch Günter Overkamp über Gäste und Feste

Koch Günter Overkamp über Gäste und Feste und den bescheidensten Promi
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Manchmal denkt man als Gastronom: Wenn die Gäste nicht wären, wäre alles viel einfacher. Aber ganz ohne Gäste ist auch doof. Dann wären wir hier schön allein.

Gäste sind ja sehr unterschiedlich, wie Menschen im Allgemeinen. Menschen, die für Gäste arbeiten, sind auch unterschiedlich. Und die Anlässe, zu denen Gäste kommen, ebenfalls. Es wird definitiv nie langweilig.

Zum Beispiel Beerdigungen. Auch die sind ausgesprochen unterschiedlich. Es gibt die wirklich ganz traurigen, über die reden wir jetzt nicht. Aber wenn ein Mensch ein erfülltes, langes Leben hatte und sich sanft und schmerzfrei verabschieden durfte, dann kann man ihn auch feiern. Auch mit einem Glas Champagner.

Im Sauerland sagen wir dazu: Das war eine gute Leiche. Also für den Gastronomen. Aber auch für die Gäste.

Und meistens wird am Ende sogar gelacht. Weil man Dönekes erzählt aus dem Leben des nun leider nicht mehr persönlich anwesenden Gastgebers. Und das ist ja auch irgendwie tröstlich.

Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne. Hier finden Sie alle Folgen.

Party zur Scheidung

Gottseidank werden nicht nur Beerdigungen gefeiert, sondern alles Mögliche. Von Einschulungen über Hochzeiten bis Scheidungen. Ja, tatsächlich auch Scheidungen! Ist übrigens eine ähnliche Party – aber nur mit einer der Parteien und etwa der Hälfte der ursprünglichen Hochzeitsgäste – und ohne Brautstrauß.

Für mich ist das allerdings ein bisschen skurril! Zumal ich gerade mit meiner Lieblings-Dina, der besten Frau von allen, vor der Silberhochzeit stehe. Auch das wird natürlich gefeiert!

Was am allerunterschiedlichsten ist bei den Gästen, sind das Zeitgefühl und das Geschmacksempfinden für Salz. Es gibt tatsächlich immer noch Menschen, die schon nach dem Salzstreuer rufen, bevor sie das Besteck überhaupt in die Hand nehmen.

Die Salz- und Maggi-Liebhaber

Oder die die vom Koch fein abgeschmeckte Suppe als erstes mit Maggi verdünnen. Diese Gäste sind offenbar in frühester Jugend schon versalzen worden. Genauso gibt es die Leute, die dem Koch selbst bei dezentester Würzung eine Verliebtheit unterstellen.

Muss man so nehmen, wie es ist. Denn fest steht: Der Gast hat immer Recht!

Auch beim Zeitgefühl. „Ich warte jetzt schon seit einer Stunde aufs Essen“, sagt der Gast gerne mal. Natürlich hat er Recht. Was hätte man alles in dieser Stunde machen können, wenn es diese Stunde wirklich gegeben hätte! Meistens fängt die Stunde für ihn an, wenn er zuhause ins Auto steigt. Weil er ja dann schon Hunger hat.

Unterschiedliche Zeitzonen

Andere wiederum fragen, ob man sie bald wieder loswerden will, weil das Essen viel zu schnell kommt und weil sie das ungemütlich finden. So existieren in einunddemselben Gastraum mehrere unterschiedliche Zeitzonen. Auf die wir unsere inneren Uhren natürlich einstellen, wenn wir die Gäste kennen.

Prominente Gäste sind auch ausgesprochen unterschiedlich. Es gibt diejenigen, die nicht nur wichtig sind, sondern das auch sehr genau wissen und ihre sehr individuellen Wünsche haben. Die wir natürlich erfüllen. Wie gesagt: Der Gast hat immer Recht und kriegt, was er möchte. Wichtig ist, dass er sich wohlfühlt und ein König sein darf.

Der nicht erkennbare Promi

Der bodenständigste Prominente, den ich bisher zu Gast hatte, ist übrigens der Malle-Sänger Micki Krause. Wenn er seine Perücke abnimmt, kann man ihn sowieso nicht erkennen, und das erwartet er auch gar nicht. Überhaupt erwartet er keinerlei Sonderbehandlung. Ausgesprochen unkompliziert und bescheiden!

Unterm Strich muss ich allerdings sagen: Wären alle Gäste gleichermaßen pflegeleicht, wär’s echt langweilig. Und das wollen wir doch auch nicht! In diesem Sinne: Bis denne!

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