Bärlauch wuchert jetzt überall - machen Sie Pesto draus! Spitzenkoch Overkamp teilt sein Rezept und gibt Tipps

Der Geschmack des Frühlings im Glas: Günther Overkamps Pesto-Rezepte
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Der Frühling ist da. Das lädt auch ein, mal schön ins Sauerland zu fahren und auf irgendeine Lichtung zu schauen, wo jetzt nämlich der Bärlauch wächst, um nicht zu sagen: wuchert!

Der Bärlauch, ein entfernter Verwandter des Schnittlauchs und Knoblauchs, ist jedenfalls zwiebelartig. Was uns aber jetzt interessiert, ist nicht die Zwiebel, es sind die jungen Blätter.

Der große Vorteil gegenüber dem Knoblauch: Bärlauch schmeckt genauso intensiv und lecka, riecht aber nicht. Was machen wir jetzt mit dem Bärlauch? Wir versuchen ihn zu pflücken, bevor er blüht. Die Blätter schmecken dann nicht mehr so intensiv.

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Overkamps Lecka-reien

Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Ich weiß zwar nicht, ob man das darf, aber wenn keiner guckt, kann man sich ja mal ein paar Pflänzkes mit Zwiebel ausgraben, feucht nach Hause transportieren und sie dann im eigenen Garten auspflanzen. Sie vermehren sich von allein, wenn sie dann blühen. Müssen aber schon mehrere Pflanzen sein, sonst wird’s nix mit der Vermehrung.

„Zermanschte“ Kräuter

Was machen wir jetzt mit unseren kleinen Blättchen, die wir ebenfalls mit nach Hause gebracht haben? Wir machen ein Pesto!

Da staunt der Leser, was wir alles können. Pesto hört sich ein bisschen hochtrabend und italienisch an. Tatsächlich kommt Pesto ursprünglich auch aus Ligurien und bezeichnet eigentlich nix anderes als zermatschte Kräuter.

Die Grundzutaten für Pesto sind: Das Kraut, Nüsse, Knoblauch, Öl, Hartkäse, Salz und Pfeffer. Die Saison für Bärlauch ist sehr kurz. Und das ist ja das Schöne am Pesto: Wir können wir uns diese wunderbare Würze mit geringem Einsatz über Monate erhalten.

Am besten mit der Messerwippe

Nun zur Herstellung: Ich persönlich bin ein ganz großer Freund des Wiegemessers. Das ist sowas wie eine Messer-Wippe. Was aber auch ausgesprochen gut funktioniert, ist das, was wir früher als Moulinette kannten (und was es heute tatsächlich noch gibt) - der kleine, elektrische Häcksler, der in kaum einer gut ausgestatteten Küche fehlt.

Der Kreativität sind beim Pesto keine Grenzen gesetzt. Man kann zum Beispiel alle möglichen Kräuter, Basilikum ist besonders beliebt, mit Petersilie ergänzen oder auch asiatisch mit Koriander, aber Koriander allein verwenden, wäre zu intensiv. Oder was man sonst so auf der Fensterbank hat: Thymian, Salbei, Sauerampfer, Rosmarin oder auch Schnittlauch.

Unendliche Varianten

Auch das Öl ist variabel. Es darf auch Sonnenblumenöl sein oder Rapsöl, dann ist es eben nicht so mediterran. Statt des klassischen Parmesans ist auch ein Bergkäse geeignet und statt der häufig verwendeten Pinienkerne kann man auch aus Geschmacks- und Kostengründen auf Cashew-Kerne zurückgreifen.

Ein Glas mit selbstgemachtem Pesto
Selbstgemachtes Pesto lässt sich lange lagern - oder verschenken. © Vigerova/unsplash

Wenn man die einmal kurz anröstet, bekommt man einen fantastischen Geschmack. Alle Zutaten zusammen, der Käse natürlich gerieben, kommen unter das Wiegemesser oder unter den Mörser oder in die Moulinette oder – Achtung – in den Thermomix. Aber das weiß jeder Thermomix-User.

Masse darf nicht warm werden

Achtung: Die Masse darf nicht warm werden. Also im Mixer immer nur kurz und kräftig. Darum liebe ich die Moulinette. Pesto hält im Kühlschrank ungefähr drei Monate und man kann es sogar einfrieren. Zum Beispiel in Eiswürfel-Boxen.

Wir servieren es zu Fleisch, Pasta, als Dip auf leckerem Phönix-Brot. Besonders lecka zusammen mit Tomaten-Scheiben, auch schön anzusehen. Bekanntlich isst das Auge ia mit.

In diesem Sinne.