Demo gegen Impfungen und Krieg in Dortmunds City Friedenstauben, Russlandflaggen und ein Neonazi-Banner

Gegen Corona-Impfungen, gegen Krieg: 300 Demonstranten in der Innenstadt
Lesezeit

Alle lügen, immer, sagt Artur Helios. Er wisse doch schon genau, was „morgen wieder in der Zeitung steht“. Diffamierungen und Lügen gegen ihn, gegen die Bewegung. Kurios daran: Drei Stunden vorher – bei der ersten seiner beiden Reden auf dem Dortmunder Hansaplatz – hatte er schon genau diktieren wollen, was Journalisten aufschreiben sollen.

Da hatte die Demonstration „NRW erwacht“ gerade begonnen. Der Fröndenberger Helios, deutschlandweit bekannt durch Auftritte bei Querdenker- und Anti-Impf-Demos und verurteilt wegen Verwendung rechter Symbolik, war auch am Sonntag (19.3.) in Dortmund prominenter Redner. Die Teilnehmenden der Demo seien „die Mitte der Gesellschaft“, stellte er nun fest. Und das wolle er auch endlich so gedruckt sehen.

Neonazis und Friedensbewegte

Wie er darauf kam? Er selbst und manche Anwesende hätten ja früher CDU, SPD, FDP oder Die Grünen gewählt, sich dann aber wegen der Corona-Maßnahmen und Impfungen oder wegen der Einstellung zum Ukraine-Krieg abgewendet. Deshalb: „Mitte der Gesellschaft“. Für die Neonazis von „Heimat“, der Nachfolgeorganisation der rechtsextremen Kleinstpartei „Die Rechte“, dürfte das indes nicht gelten.

Sie reihen sich mit einem guten Dutzend Mitwirkenden und ihrem Anti-Grünen-Banner offen ein in diesen Demo-Zug quer durch die Dortmunder Innenstadt. Irgendwo zwischen „Frieden schaffen ohne Waffen“, weißen Tauben, Russlandfahnen und den Inhalten, die sich weiter mit Corona beschäftigen.

Artur Helios richtet sich in dieser Szene gezielt an einen Journalisten, den die Demonstrations-nahen Video-Berichterstatter dann filmen. Kurz darauf hatte sich eine Menschentraube um den Betroffenen gebildet, die aus allen Richtungen auf ihn einredete. Was zum Prinzip passt: Wir gegen die.
Artur Helios richtet sich in dieser Szene gezielt an einen Journalisten, den die Demonstrations-nahen Video-Berichterstatter dann filmen. Kurz darauf bildete sich eine Menschentraube um den Betreffenden, die aus allen Richtungen auf ihn einredete. Was zum Prinzip passt: Wir gegen die. © Althoff

Polizei: 500 Demonstranten

„Nehmt eure Masken ab“, dröhnt es aus den Boxen in eine komplett maskenfreie Dortmunder Innenstadt. Helios wettert weiter gegen die Corona-Impfung, die ja nur ein Gen-Experiment gewesen sei. Und zwischen diesen Sätzen, die 2021 noch aktuell gewesen wären, kommt immer wieder eine Forderung nach dem Rücktritt der Bundesregierung, wegen „Unfähigkeit“.

Rund drei Stunden lang zieht der Demo-Zug mit laut Polizei bis zu 500 Demonstranten sowie mit Trommeln, Lautsprecher-bepackten Autos und lauten Parolen über den Wall und durch die Nordstadt. Es geht um angeblich extrem häufige Nebenwirkungen der Corona-Impfungen, um die Angst vor dem Dritten Weltkrieg oder vielen Zuwanderern, um stets lügende Medien, die ausnahmslos das schreiben und senden, was Politiker verlangen.

Immer wieder: Wir gegen die

Verbindendes Narrativ, nicht nur bei Helios: Wir gegen die. Wie es schon vorab in der Demo-Gruppe im Messenger-Dienst Telegram immer und immer wieder betont wurde: „Wir sind die Guten“, auch wenn „die Regierung“ das Gegenteil behaupte. „NRW erwacht“ zieht durch verschiedene Städte. So kamen denn auch der Demo-Anmelder und viele Teilnehmer nicht aus Dortmund. Doch auch hier wurde das einfache und oft einseitige Bild gezeichnet.

Von ukrainischen Angriffen auf Russland war die Rede, vom Expansionsdrang des Westens. Aber von russischen Attacken, vom brutalen Angriffskrieg gar? Nein. Eine ukrainische Flagge suchte man im Gegensatz zur russischen vergeblich. Stattdessen: maximale Vereinfachung. Corona-Alleinverantwortlicher Lauterbach, Kriegstreiberin Baerbock. Und ein Plakat: „Bündnisgrüne an die Nato-Ostfront.“

Artur Helios applaudiert NPD-Politiker: Wilde Theorie über vom Staat bezahlte Fake-Accounts

Hunderte bei Demo gegen Impfen und Krieg: Unser Liveblog zum Nachlesen

Nächste Runde im Streit um Ganser-Vortrag: Stadt Dortmund geht gegen Gerichtsentscheid vor