Am Samstag (7.12.) haben rund 1000 Menschen in Dortmund unter dem Motto „Schutz für die Zivilbevölkerung in Syrien“ demonstriert. Der Protest begann am Mittag um 14 Uhr an der Nordseite des Dortmunder Hauptbahnhofs.

Zu hunderten versammelten sich die Teilnehmenden. Viele schwenkten die grün, weiß, schwarze Flagge mit drei roten Sternen in der Mitte, die zum Symbol des syrischen Widerstands gegen das Assad-Regime geworden ist. Bei den Demonstrierenden, die um 17 Uhr noch immer zu Hunderten am Nordausgang des Hauptbahnhofs waren, bestand am Nachmittag die Hoffnung, dass das syrische Regime noch am selben Tag fallen könnte. Bei den Syrerinnen und Syrern herrschte deshalb große Freude. Sie skandierten Parolen, sangen und tanzten.
Die Stimmung war laut Polizei emotional. Doch aus Sicht der Beamten sei alles friedlich gelaufen. Die Polizei schätzte die Anzahl der Teilnehmenden auf 800 bis 1000. Auch unser Reporter vor Ort berichtete von einem friedlichen Protest.
Behinderungen im Verkehr
Anders als zunächst geplant, setzte sich die Demonstration kurz vor 18 Uhr doch noch in Bewegung. Der Demonstrationszug zog von der Steinstraße zur Unionstraße und wieder zurück zum Hauptbahnhof. Viele Menschen jubelten den Demonstrierenden aus Fenstern zu. Rund um den Hauptbahnhof waren die Straßen dicht, darunter auch der Königswall.
Gegen 19 Uhr, als die Demonstrierenden wieder am Hauptbahnhof angekommen waren, löste sich die Versammlung auf. Doch nicht nur auf der Nordseite des Hauptbahnhofs waren Demonstrierende unterwegs: Auf dem Wall fand ein kleiner Autokorso statt. Feiernde streckten sich aus ihren Autos und schwenkten Fahnen.
Jamil Alyou, der beim Flüchtlingsverein Train of Hope arbeitet und an der Demonstration teilnahm, ist selbst aus Syrien geflüchtet und erklärt: „Es herrscht Freude bei den Menschen. Sie fordern ein Syrien für alle Menschen. An der Demonstration hier nehmen verschieden Bevölkerungsgruppen aus Syrien teil“.
Sie alle eine die Hoffnung, dass Machthaber Assad nun tatsächlich verschwinde, sagte Alyou am Samstagnachmittag.
Hintergrund der Demonstration ist die aktuelle Lage in Syrien. Anti-Assad-Milizen hatten in den vergangenen Tagen erhebliche Geländegewinne erzielt und mehrere Städte erobert. Das feierten Syrerinnen und Syrer, die vor dem seit 2011 anhaltenden Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen sind, am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs – nur wenige Stunden, bevor das Assad-Regime stürzte. Baschar Al-Assad regierte das Land als Diktator seit dem Jahr 2000, zuvor war sein Vater an der Macht. Assad hatte unter anderem Giftgas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt, hatte foltern und morden lassen.
In Syrien kämpften und kämpfen verschiedene Gruppen gegen den Diktator, die teils nur das eine Ziel eint: Assad loszuwerden. Darüber hinaus verfolgen sie mitunter gegenläufige Interessen und Weltbilder. Die dominante Gruppe etwa ist momentan die Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) – eine Gruppe von radikalen Islamisten, die aus der Terrororganisation Al-Qaida hervorgegangen ist. Etliche westliche Regierungen stufen die Gruppe ebenfalls als Terrororganisation ein. Viele Bewohner Syriens haben deshalb bei aller Freude über den Sturz des Diktators deshalb gleichzeitig auch Angst vor dem, was nun kommen könnte.