Dem Selbstoptimierungswahn trotzen Jugendclub feiert mit „Bodybild“ Premiere im KJT

Selbstoptimierungswahn trotzen: Jugendclub-Premiere „Bodybild“ im KJT
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Sportliche Figur, erfolgreich, von allen geliebt - dem grassierenden Selbstoptimierungswahn zu trotzen, fällt vielen jungen Leuten schwer. Davon handelt die neue Jugendclub-Produktion „Bodybild (and now i´m gonna roll myself in glitter and roll down that hill wie eine nuss im herbst) von Julia Haenni, die am Freitagabend im Kinder- und Jugendtheater (KJT) an der Sckellstraße umjubelte Premiere feierte.

Unter der künstlerischen Leitung von Christine Appelbaum und Franziska Hoffmann haben sich acht junge Leute zwischen 16 und 25 Jahren, darunter sieben Frauen, mit Fragen der Selbstwahrnehmung und (Gender-)Stereotypen beschäftigt. Verhandelt werden die Themen auf einer Show-Bühne (Ausstattung: Sandra Linde) mit lamettaartigem Glitzervorhang an der Bühnenrückseite und Laufsteg bis zur ersten Publikumsreihe.

Schönheitsdiktat ablehnen

In schicker schwarzer Trikotkleidung mit Goldapplikationen und einer blau-weißen Schärpe, wie man sie von Miss-Wahlen kennt, stecken die engagierten Spieler und vollführen pantomimisch Kraft- und Gymnastik-Übungen. Ab und an löst sich einer der Protagonisten aus der Gruppe, tritt ans Mikrofon und beschreibt den idealen Mann oder die ideale Frau.

Irgendwann reicht es dem ersten Mädchen, Hanna Pfaffenrot kann damit nichts anfangen. Und nach und nach werden es mehr, die dem Schönheitsdiktat nichts abgewinnen können.

Szene aus "Bodybild"
Am Ende der Aufführung äußern die jungen Leute ihre Wünsche. © Birgit Hupfeld

Stella Hanke erzählt, wie sie hoffte, durch Abnehmen alle Probleme zu lösen. Denn schöne Menschen hätten es einfacher. Ergebnis: Wampe weg, aber frustriert.

Schließlich wird der Laufsteg in eine Kaffeklatschtafel verwandelt - ein grüne Plane wird aufgelegt, weiße Teller und ein Waffeleisen werden angeschleppt, und im bunten Kühlschrank am Bühnenrand gibt es Gläser, Limo und auch einen brennenden Kerzenständer. Sie lassen sich die Waffeln mit Sahne und Puderzucker schmecken, demonstrieren so ihren Widerstand gegen Diät-Vorgaben.

Genuss statt Verzicht

Jetzt ist Genuss statt frustrierender Verzicht angesagt. Über der „sexy“ Sportkleidung tragen sie nun schwarze Hoodys mit aufgedruckten Augen.

Sie möchten sich so akzeptieren können, wie sie sind - mit all ihren „Makeln“. Und sie wollen geliebt werden. Am Ende der knapp einstündigen Aufführung für ein Publikum ab 14 Jahren formulieren sie ihre Wünsche, fordern Toleranz ein. Erzählen, was sie nie wieder hören wollen.

Weitere Aufführung

Der begeisterte Applaus des überwiegend jugendlichen Publikums im fast ausverkauften Theatersaal zeigte, dass die Produktion mit den spielfreudigen Jugendclub-Teilnehmenden ein Thema unterhaltsam bearbeitet hat, das viele ihrer Altersgenossen beschäftigt.

Die nächste Vorstellung ist am 9. Juni um 14 Uhr. Karten: Tel. 5027222 und auf www.theaterdo.de

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